Vor welchen Herausforderungen stehen mittelständische Logistikunternehmen mit Blick auf den Zahlungsverkehr?
80 Prozent der Aufträge werden von kleinen Transportunternehmen übernommen – das sind Verlader mit ein bis zehn LKWs. Sie sind das Rückgrat der Branche. Herausforderung Nummer eins ist die fehlende Digitalisierung: Oftmals werden dort die Rechnungen und die Buchhaltung noch sehr händisch gemacht. Die zweite Herausforderung ist, dass sie auf kurze Zahlungsziele angewiesen sind. Ihre großen Auftraggeber hingegen arbeiten mit langen Zahlungszielen. Und drittens operieren ihre großen Auftraggeber oft mit komplizierten Zahlungsmechanismen, die auf einer Vielzahl von zu erfüllenden Zwischenschritten beruhen. Eine kleine Spedition wünscht sich aber einen überschaubaren, unkomplizierten Fixpreis.
JITpay ist erst seit 2016 am Markt und gilt bereits als „Hidden Champion“. Wie sind Sie zu Ihrer europäischen Marktführerschaft gekommen?
Der USP von JITpay ist, dass wir entlang der Fakturierung verschiedene Services miteinander vernetzen. Das kann kein anderer Mitbewerber; und damit revolutionieren wir den Zahlungsverkehr in der Logistik. Wir setzen genau bei den Herausforderungen für kleine Logistiker an, indem wir deren Forderungen übernehmen und sie schnell und unkompliziert auszahlen. Wir kennen die Prozesse in der Logistik und wollen unsere Kunden weit über das reine Factoring hinaus unterstützen. Denn wir sind zwar Finanzdienstleister, aber im Kern Logistiker. Was uns auszeichnet: Wir arbeiten nach dem „Pay per Use“-Prinzip, unsere Kunden können frei entscheiden, welche Forderungen sie an uns abgeben. Das senkt die Hürden für kleine Unternehmen enorm. Der Erfolg gibt uns recht: Wir verzeichnen aktuell 100 Neukunden pro Monat und erwarten nächstes Jahr bis zu 250.
Sie unterscheiden zwischen bloßer Digitalisierung und einem intelligenten Ökosystem. Worin liegt der Mehrwert?
Ein schlechter Prozess ist auch digitalisiert noch ein schlechter Prozess. Deshalb reden wir nicht über Digitalisierung, sondern wir designen die Wertschöpfungskette komplett neu. Die Zukunft des Payments in der Logistik ist die Vernetzung aller Akteure bzw. der Aufbau eines intelligenten Ökosystems, dazu gehören die Plattformen, die Verlader, die TMS-Anbieter, die Speditionen, die Frachtführer und die Anbieter von Mobilitätsdiensten wie z. B. Tankkarten. Wir schaffen keine neuen Schnittstellen, sondern integrieren die vorhandenen Daten und Schnittstellen. Dadurch reduzieren wir die Komplexität für den Kunden: Er kann sich damit auf seine wertschaffende Logistik-Dienstleistung konzentrieren, und wir kümmern uns bei der Abrechnung und Bezahlung um den Rest. Wir sorgen damit für Transparenz und Liquidität.
Welche Rolle spielen Partnerschaften in Ihrem Geschäftsmodell?
Nur gemeinsam mit Partnern können wir tradierte Wertschöpfungsketten aufbrechen und ein geschlossenes Ökosystem anbieten. So ist die Partnerschaft mit TIMOCOM essenziell für das Thema Auftrag/Frachtbörse. Mit der im September geschlossenen strategischen Partnerschaft mit EUROWAG eignen wir uns alles rund ums Thema „Mobility Services“ an.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird es weitergehen mit JITpay?
Wir wollen den kleinen Transportunternehmen „Logistics-Finance as a Service“ bieten. Unsere Vision ist, per Knopfdruck den Rechnungswert abzüglich aller Betriebskosten zu errechnen – wie Tanken, Maut, Mehrwertsteuerrückerstattung, Fahrzeug-Leasing. Diesen eigentlichen EBITDA-Wert finanzieren wir als virtuellen Cashpool vor bzw. zahlen diesen aus. Wir übernehmen vom Auftragseingang bis zur Abrechnung alle Finanztransaktionen. Zudem werden wir 2023 mit der Sammelabrechnung „JITone“ eine Innovation für den Verlader lancieren und schließen damit den Kreis von der Auftragsentstehung bis zur Bezahlung.