Trend zur eigenen Wolke

Cloud-Lösungen sind für Mittelständler attraktiv. Aber sie wollen die Kontrolle behalten.
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Illustration: Giulio Castagnaro by Marsha Heyer
Axel Novak Redaktion

Installationsmarathons durch die eigene IT-Abteilung sind Vergangenheit; externe Software-as-a-Service-Anbieter verwalten Rechnerleistung, Speicher und Software. Ein Traum wird wahr: Die IT kommt einfach aus der Steckdose.

Schon in vier Jahren soll sich weltweit 86 Prozent der IT-Arbeitsleistung in der Cloud befinden, prognostiziert der „Global Cloud Index“ vom Netzwerkausrüster Cisco. Klar, dass auch der deutsche Mittelstand das Thema verstärkt aufgreift – in diesem Jahr interessieren sich immer mehr Unternehmen für solche Services, hält der Cloud-Monitor der Beratungsgesellschaft KPMG und des Branchenverbands Bitkom fest.

Der Grund dafür ist einfach: die IT-Kosten. Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung sind die beiden wichtigsten Motive für den Mittelstand, um Dienste auszulagern. Hinzu kommt, dass externe IT-Services häufig flexibler sind. Zum Beispiel, wenn sich das Unternehmen verändert – weg von der traditionellen, hierarchischen Organisation hin zu flachen Strukturen mit flexiblen Arbeitszeit- und Ortmodellen. Und schließlich das Thema Sicherheit: Schadsoftware zum Beispiel greift immer stärker auf mobilen Endgeräten wie Tablets und Smartphones an: Je heterogener die IT-Landschaft eines Unternehmens ist, desto schwieriger ist es, alle Geräte gleichmäßig zu schützen. Über Cloud-Services aber greifen Mitarbeiter gleichzeitig auf die modernste Sicherheitssoftware zu.

Diese Vorteile überzeugen. Mittlerweile sind Deutschlands Unternehmen schon so weit fortgeschritten, dass Cloud-Services in einigen Bereichen fast 30 Prozent der Gesamtleistung der IT ausmachen, haben die Berater von Capgemini für eine Studie zu den IT-Trends 2014 ermittelt.

Allerdings bergen Cloud-Dienste auch Risiken. Mittelständler befürchten rechtliche Schwierigkeiten, weil sie keinen IT-Sicherheits- oder Compliance-Beauftragten für dieses Thema haben. Außerdem sind vor allem kleinere Unternehmen überfordert, wenn es um die Themen Datenverfügbarkeit, redundante Datenvorhaltung und vor allem Verschlüsselung geht.

Grundsätzlich befürchten die Unternehmen, die Kontrolle über ihre IT zu verlieren. Der Netzwerkhändler IT-Budget hat Kunden nach ihren Cloud-Nutzungsverhalten befragt. Demnach nutzen mehr als drei Viertel der Befragten eigene Server in ihren Firmen, statt IT in die Cloud zu verlegen. Nur etwas mehr als vier Prozent der IT-Gesamtleistung findet in der Public Cloud oder bei Dritten statt.

Die meisten Befragten fühlten sich einfach „wohler und sicherer“, wenn die Daten im eigenen Betrieb bleiben. Dieser Trend zur eigenen Cloud wird sich möglicherweise noch verstärken: Nach dem Safe-Harbor Urteil des Europäischen Gerichtshofs Anfang Oktober 2015 ist die Übertragung von Daten außerhalb des Unternehmensnetzwerks riskant. Das EuGH-Urteil „werde den Mittelstand weiterhin eher an der lokalen IT festhalten lassen, statt die Daten über eine Cloud irgendwo in der Welt verstreut zu wissen“, so Christoph Laves, Geschäftsführer von IT-Budget.

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Wirtschaft
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