Fragt man Wirtschaftsführer in den USA nach deutschen Stärken, dann geraten sie schon mal ins Schwärmen. Im Zentrum dieser Lobeshymne steht dann der „German Mittelstand“, der weltweit als Symbol des „New Wirtschaftswunder“ geschätzt wird. Die Treiber des Aufschwungs sind für das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) laut aktueller Studie die rund 1.500 so genannten „Hidden Champions“, die Weltmarktführer aus dem Mittelstand. Das Geheimnis ihres Erfolgs sieht Christian Rammer, stellvertretender Forschungsbereichsleiter am ZEW und Mitautor der Studie, in der starken Innovationsorientierung der familiengeführten Unternehmen. „Über 80 Prozent der Hidden Champions haben in den zurückliegenden drei Jahren Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt. Das sind zehn Prozent mehr als bei vergleichbaren Unternehmen ihrer Größe. Gleichzeitig sind die Hidden Champions bei ihren Innovationsprozessen effizienter“, so Rammer.
Doch woher kommt diese Innovationskraft, um die alle Welt den deutschen Mittelstand beneidet?
Laut Bernd Venohr, Herausgeber des „Lexikons der deutschen Weltmarktführer“, befinden sich 70 Prozent dieser Unternehmen in Familienbesitz. Sie erwirtschaften rund 40 Prozent der deutschen Exportleistung. Die Firmen haben sich in der Regel auf besondere Techniken oder Verfahren spezialisiert und sind in Marktnischen überaus erfolgreich. Sie sind teilweise über hundert Jahre alt, haben zwei Weltkriege überlebt und zahlreiche Wirtschaftskrisen. Solcherart geprüfte Strukturen wird man in anderen Ländern der Welt kaum finden.
Aus diesen Erfahrungen heraus verfolgen die meisten deutschen Mittelständler, anders als viele börsennotierte Konzerne, langfristige Strategien. Familiengeführte Unternehmen haben quasi genuin einen völlig anderen Risikohorizont als eine von bezahlten Managern geführte Firma. Wer das unternehmerische Risiko trägt, sorgt sich in besonderer Weise um sein Geschäftsmodell. Die Verantwortung für die Mitarbeiter, die in der Nähe leben und daher zur direkten Nachbarschaft gehören, wirkt sich unmittelbar aus. Viele erfolgreiche Mittelständler agieren nicht in anonymen Ballungsräumen, sondern im ländlichen Raum, den sie mit ihrem Unternehmen geprägt haben.
Wie kleine, dezentrale Denkfabriken erarbeiten diese kleinen Unternehmenscluster immer neue Lösungen für bereits lange erprobte Produkte und Prozesse. Ihnen wohnt ein familiärer Geist inne, der Tüftler und Erfinder anzieht. Unternehmensberater verweisen immer wieder auf die wichtige Rolle der Geschäftsführung: „Werte machen stark“, erläuterte Arnold Weissman, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Weissman & Cie., in einem Grundlagenpapier für den Bundesverband Mittelständische Wirtschaft. „Doch alle Werte wie Kundenbegeisterung, Teamwork, Spitzenleistung, Leidenschaft, Integrität, Innovation, Nachhaltigkeit und Spaß entfalten ihre positive Wirkung nur dann, wenn sie gelebt werden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt also in einer starken, wertebasierten Führung, einer Führung, die für die Mitarbeiter Vorbild, Leader und Coach ist.“ Diese Werte sind es, die den deutschen Mittelstand stark machen und ihn für die Zukunft rüsten.
Familienunternehmen sind stärker...
...denn sie übernehmen Verantwortung, planen langfristig und sorgen für die Zukunft vor.
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