Nachfolger gesucht

Der demografische Wandel forciert den Generationenwechsel an der Spitze hiesiger KMU. Das birgt Gefahren – aber auch Chancen zur Innovation.
Illustration: Sören Kunz
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Lars Klaaßen Redaktion

17  Prozent der mittelständischen Unternehmer planen bis zum Jahr 2018 die Übergabe oder den Verkauf ihres Unternehmens, wie der KfW-Mittelstandspanel erfasst hat. Betroffen sind rund 620.000 Unternehmen mit über vier Millionen Beschäftigten. „Der demografische Wandel lässt für die nahe Zukunft spürbare Reibungsverluste bei der Unternehmensnachfolge befürchten“, sagt Arne Leifels, Senior Economist bei KfW Research und Autor der Untersuchung zum Nachfolgebedarf im Mittelstand. „Auf der einen Seite altern die Unternehmer, und es gibt Jahr für Jahr mehr KMU, deren Übergabe kurzfristig ansteht. Auf der anderen Seite fehlen die potenziellen Nachfolger.“ Dieser demografische Engpass werde durch das seit Jahren stagnierende Gründungsgeschehen zusätzlich verschärft. Aktuell gibt es jährlich etwa dreimal so viele zu übergebende Unternehmen wie Übernahmegründer.

Deutlich mehr als die Hälfte (56 Prozent) des Mittelstands zieht laut KfW-Erhebung grundsätzlich die Übergabe an ein Familienmitglied in Betracht. „In etablierten Familienunternehmen, die lange Zeit sehr erfolgreich waren und zudem häufig durch lange Verweildauern in der Geschäftsführung geprägt sind, tritt nicht selten ein erhöhter Anpassungs- und Innovationsdruck im Laufe der Führung durch eine Generation auf.“ Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Zeppelin-Universität im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen mit dem Titel „Deutschlands nächste Unternehmergeneration – eine empirische Untersuchung der Werte, Einstellungen und Zukunftspläne“. Andererseits werde die Phase der Zusammenarbeit beider Generationen „trotz aller damit verbundenen Herausforderungen und potenziellen Konflikte“ von der nächsten Unternehmergeneration „überwiegend als große Chance für Veränderung gesehen“.

Ein allgemeines Konzept für Nachfolge kann es aufgrund sehr verschiedener Unternehmenskulturen zwar nicht geben. Einige Grundsätze aber sollten beachtet werden: „Die Unternehmensnachfolge muss Bestandteil der Unternehmensstrategie sein“, sagt Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Dazu gehöre eine Planung auf Seiten des Nachfolgers – etwa Ausbildung, Coaching, Entwicklung von Führungsqualitäten. Der Übergebende wiederum sollte sich fragen, wie die Übergangsphase verlaufen soll und was danach kommt. Nicht zuletzt stehen auch Aspekte wie die Unternehmensorganisation oder die Geschäftsführung auf der Agenda. „Manche Unternehmensnachfolge scheitert daran, dass sie ausschließlich das Verhältnis zwischen Senior und Nachfolger im Auge hat“, so Kirchdörfer. „Dabei hat Unternehmensnachfolge Auswirkungen auf die gesamte Organisation, insbesondere – aber nicht nur – auf die Führung.“ Eine sorgfältige Nachfolgeplanung dürfe nicht vernachlässigen, dass ein Unternehmen neben und unter dem Patriarchen eine Vielzahl von Führungspersönlichkeiten hat, mit welchen der Nachfolger zusammenarbeiten muss.
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