Der ESG-Ansatz im Factoring

Auch im Factoring geht der Trend zu ESG-konformen Lösungen. Sustainability-linked Factoring von BNP Paribas Factor bietet mehr Nachhaltigkeit und Flexibilität.
Wolfgang Reiser, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der BNP Paribas Factor GmbH in Düsseldorf
Wolfgang Reiser, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der BNP Paribas Factor GmbH in Düsseldorf
BNP Paribas Factor GmbH Beitrag

Nachhaltigkeit hat schon seit längerem die Finanzbranche erreicht. Unter Begriffen wie Green oder Sustainable Finance existieren bereits einige Finanzinstrumente, wie etwa Anleihen, Schuldscheine oder Kredite, die an eine nachhaltige Mittelverwendung oder ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) gekoppelt sind. Seit kurzem hält das Thema Nachhaltigkeit nun auch Einzug ins Factoring.

Factoring ist ein auch im Mittelstand verbreitetes Finanzierungsinstrument, um Liquidität zu sichern, die Bilanz zu schonen und Geschäftsrisiken zu minimieren. Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen gegen Debitoren (Abnehmer) an ein Factoring-Institut und finanziert damit die ausstehenden Forderungen vor. Im nachhaltigen Factoring-Bereich wird wie bei anderen Finanzinstrumenten zwischen Green und ESG- bzw. Sustainability-linked unterschieden. Green Factoring dient der Unterstützung grüner Projekte, bei dem nicht nur der Forderungsverkäufer, sondern auch seine Debitoren die Anforderungen für grüne Finanzierungen erfüllen müssen. Der Trend geht jedoch zum Sustainability-linked Factoring (SLF). Auf dieses neuartige Factoring-Modell setzt auch BNP Paribas Factor. Es geht darum, die Kosten für das Factoring an die Erreichung bestimmter Nachhaltigkeitsziele, gemessen am ESG-Score oder an ESG-KPIs, zu binden. Werden die ambitionierten Ziele erfüllt, verringern sich die Kosten für das Factoring (Bonus), wenn nicht, erhöhen sie sich (Malus). Der ESG-Score wird von einer unabhängigen Prüfgesellschaft ermittelt und zieht eine Vielzahl von Faktoren in Betracht. Das Verfahren ist jedoch weniger flexibel und transparent für Unternehmen. Deswegen geht BNP Paribas Factor einen anderen Weg. Unser Ansatz bietet Unternehmen mehr Flexibilität und weniger Aufwand. Erstmals umgesetzt wurde das Modell im vergangenen Jahr für einen globalen Automobilzulieferer. Dabei wurde nicht der ESG-Gesamt-Score für die Höhe der Zinsmarge herangezogen, sondern einzelne, individuelle ESG-KPIs.

Als Factor-Institut sehen wir drei Trends beim nachhaltigen Factoring. Erstens ist der Environmental-Faktor schon gut vertreten – Luft ist noch bei „Social“ und „Governance“-KPIs. So etwa kann das Thema Arbeitsplatzsicherheit als Social KPI oder der Anteil von Frauen in Führungspositionen als Governance KPI verwendet werden. Zweitens werden statt ESG-Scores vorwiegend individuelle ESG-KPIs zur Bestimmung des Bonus-/Malussystems genutzt. Drittens werden SLF-Modelle die Zukunft bestimmen und Green Factoring wird aufgrund der Komplexität eine Nebenrolle spielen. Das liegt an den weiteren Vorteilen des Ansatzes. So kann SLF in eine bestehende Factoring-Vertragsstruktur über eine Vertragsergänzung einfach eingebunden werden. Die KPIs werden zum Beispiel vom Wirtschaftsprüfer validiert – das geschieht zumeist bei Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts und verursacht keinen zusätzlichen Aufwand. Entscheidend ist auch, dass der Bonus aus dem SLF-Programm frei verwendet werden kann und nicht dokumentiert werden muss. Zuletzt gleicht das Debitorenportfolio eins zu eins dem eines normalen Factoring-Programms, es entsteht kein Aufwand durch Debitorenselektion, da das Modell nicht auf deren Nachhaltigskeitsrating beruht, sondern der Erreichung der ESG-KPIs. Fazit: SLF ist ein maßgeschneidertes Modell, das bei der Erfüllung der ESG-Ziele hilft, unkompliziert umzusetzen ist und das Finanzierungsmodell Factoring noch flexibler und mächtiger macht.

factor.bnpparibas.de

 

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