Stolze 11,4 Mrd. Fahrgäste haben Busse, Straßen-, U- und S-Bahnen vergangenes Jahr im Linienverkehr befördert. Pendler:innen fahren mit ihnen zur Arbeit, Fußballfans ins Stadion, Tourist:innen in die Berge oder aufs Oktoberfest, Shopper zum Einkaufsbummel in die Stadt. Konservativ gerechnet ergibt sich daraus allein für den Einzelhandel ein jährlicher Bruttowertschöpfungsbeitrag in Höhe von 2,3 Mrd. Euro. Im Tourismus sind es 4,0 Mrd. Euro, im Immobiliensektor 4,4 Mrd. Euro. Hinzu kommt die Wertschöpfung der ÖPNV-Branche und ihrer Zulieferer in Höhe von 17,8 Mrd. Euro.
„Dennoch wird der ÖPNV in der öffentlichen Wahrnehmung oft auf seine Kosten reduziert und steht trotz seiner essenziellen Bedeutung für die Infrastruktur und die gesellschaftliche Teilhabe unter zunehmendem Kostendruck“, stellt die von MCube Consulting publizierte ‘Studie zur Wertschöpfung von ÖPNV’ fest. In ihr analysieren Wissenschaftler:innen des Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen MCube gemeinsam mit Professor:innen der TU München die direkte und indirekte Wertschöpfung innerhalb der ÖPNV-Branche, die Rolle des ÖPNV als Wertschöpfungstreiber anderer Branchen sowie seinen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen, Flächenverbrauch oder Lärm – also so genannte externe Folgekosten des Verkehrs, die die Allgemeinheit trägt.
Ihre Bilanz hat es in sich. Denn sie weisen nicht nur nach, dass ein leistungsfähiger und attraktiver ÖPNV die Standortattraktivität von Städten erhöht und Unternehmen stärkt. Sie kommen auch zu dem Ergebnis, dass der ÖPNV volkswirtschaftlich betrachtet schon jetzt eine Investition mit erstklassigem Return on Investment ist: „Unsere Studie zeigt, dass der ÖPNV im Mittel eine Bruttowertschöpfung von rund 75 Milliarden Euro pro Jahr generiert. Das entspricht dem Dreifachen seiner jährlichen Betriebskosten“, rechnen die Autor:innen vor.
Ein großer Teil davon kommt direkt bei Unternehmen an, erhöht ihre Wettbewerbsfähigkeit und stärkt die Wirtschaft vor Ort: Ein angemessen dimensioniertes ÖPNV-Angebot verbessert die Erreichbarkeit von Arbeitsstätten, erhöht das Angebot an Arbeitskräften, gewährleistet ein besseres Matching von Arbeitskräften und Arbeitsplätzen und flexibilisiert den Arbeitsmarkt.
Zudem stärkt eine gute ÖPNV-Anbindung die Attraktivität von Arbeitgebern. Das gilt insbesondere für junge Talente, die bei der Wahl des Arbeitsplatzes zunehmend Nachhaltigkeitsaspekte einbeziehen, aber ebenso für Beschäftigte ohne eigenes Auto. Der ÖPNV hat jedoch nicht nur eine zentrale Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes. Die im ÖPNV geschaffenen Arbeitsplätze sind auch ein entscheidender und stabilisierender Faktor im regionalen Wirtschaftsgeschehen, weil Betrieb und Instandhaltung der Verkehrsleistungen ortsnah erfolgen müssen.
Neben der quantifizierten Wertschöpfung schreibt die Studie dem ÖPNV die durch Bus und Bahn vermiedenen Folgekosten des Motorisierten Individualverkehrs (MIV) als Mehrwert gut – und der ist nicht zu knapp: Würde die heutige Verkehrsleistung des ÖPNV vollständig auf den MIV verlagert, entstünden allein durch die zusätzlichen Kohlendioxid-Emissionen jährliche Folgekosten in Höhe von 9,07 Mrd Euro.
Fazit der Autor:innen: „Der ÖPNV ist ein wirtschaftlicher Leistungsträger, ein Impulsgeber für Innovation und Beschäftigung sowie ein zentraler Baustein für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung. Die Ergebnisse dieser Analyse liefern eine belastbare Grundlage für politische Entscheidungen und strategische Investitionen.“
Die Studie zur Wertschöpfung von ÖPNV wurde von Zukunft Nahverkehr in Auftrag gegeben. Sie ist erhältlich unter:
www.zukunftnahverkehr.de/wirtschaftsfaktor
Ansprechpartner: Michael Mester, Initiative Zukunft Nahverkehr, Michael.Mester@deutschebahn.com
