Budget statt Gadget

Eine aktuelle Studie zeigt, wie betriebliche Mobilität flexibler gestaltet werden kann.

Illustration: Daria Domnikova
Illustration: Daria Domnikova
Olaf Strohm Redaktion

Traditionell ist der Dienstwagen ein Statussymbol und wichtigstes Benefit für Mitarbeitende in Unternehmen. Und das gilt immer noch, bestätigt die aktuelle Studie „Berufliche Mobilität neu gestalten“ des Future Mobility Lab der Universität St. Gallen, einem Forschungsverbund, der durch Studien und Praxisprojekte aktiv zur Mobilitätswende beitragen will. Bei 81 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland wird ein kostenfreier Parkplatz angeboten, der oft nicht einmal steuerlich erfasst wird. Auch die reine Dienstwagenvergabe bleibt die häufigste Praxis. Mobilität, so die Forschenden, zähle zu den wichtigsten betrieblichen Zusatzleistungen, direkt hinter zusätzlichen Urlaubstagen an zweiter Stelle auf der Benefit-Liste. 

Doch das Dienstwagenmodell stößt zunehmend an seine Grenzen. Gründe dafür sind steigende Kosten, der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit und die veränderten Arbeitsmodelle, etwa durch Homeoffice und flexible Arbeitszeiten. Unternehmen setzen daher verstärkt auf neue Mobilitätskonzepte. Die Erhebung des Future Mobility Lab, für die 3.000 Beschäftigte, rund 1.000 Arbeitgeber in Deutschland und der Schweiz befragt sowie acht intensiv begleitete Fallstudien hinzugezogen wurden, sieht berufliche Mobilität als wichtigen Hebel für ökologische und kulturelle Transformation.

Die Bereitschaft zur Transformation sei hoch, berichtet eine der Studienautorinnen, Luisa Stöhr. 60 Prozent der Unternehmen in Deutschland und 64 Prozent in der Schweiz befänden sich aktuell in Veränderungsprozessen – viele davon mit Fokus auf die Elektrifizierung der Flotte und die Förderung alternativer Angebote. Allerdings zeige sich auch ein Spannungsfeld. „Arbeitgeber haben das Gefühl, wenn sie Maßnahmen implementieren, die sehr stark auf ökologische Nachhaltigkeit zielen, dass sie dann vielleicht Einbußen haben beim Thema Zufriedenheit“, zitiert sie das Magazin Automotive IT. Dieses Dilemma erschwere viele Entscheidungen. Dazu kommt: Viele Unternehmen hätten keine ausreichende Transparenz über die tatsächlichen Wege ihrer Mitarbeitenden. 

Ein Schlüssel zur Lösung könnte das flexible Mobilitätsbudget sein – es sei in der Studie mehrfach als Best Practice identifiziert worden, so das Magazin. Es sei nicht nur ein Benefit, sondern ein Instrument, mit dem man Verhalten steuern kann. Der Gedanke dahinter ist simpel, aber wirkungsvoll: Statt einseitig Dienstwagen oder Parkplätze zur Verfügung zu stellen, erhalten Mitarbeitende ein monatliches Budget, das sie flexibel für verschiedene Mobilitätsformen einsetzen können – etwa für den ÖPNV, Carsharing, das Fahrrad oder einen Parkplatz. Die Höhe des Budgets und dessen Nutzung können dabei gezielt gestaltet werden, um bestimmte Anreize zu setzen.

So lässt sich etwa der Preis eines Parkplatzes im Verhältnis zum ÖPNV-Ticket künstlich erhöhen, wodurch ökologisch vorteilhafte Optionen attraktiver erscheinen – ohne dass der Arbeitgeber Verbote aussprechen muss. Noch ist diese Form der Mobilitätsgestaltung nicht flächendeckend verbreitet – doch das Potenzial ist enorm. Fast 40 Prozent der befragten Arbeitnehmenden geben an, dass ein solches Budget ihr Mobilitätsverhalten verändern würde. 

Fazit: Unternehmen, die ein Mobilitätsbudget einführen, setzen nicht nur ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit, sondern positionieren sich auch als moderne, mitarbeiterorientierte Arbeitgeber – weg vom Auto, also vom Gadget, hin zu einer flexiblen Finanzlösung, zum Budget.
 

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