Wege zu frischem Geld

Die Nachfrage nach Krediten steigt, weil viele Unternehmen mit Zahlungsausfällen und sinkenden Umsätzen kämpfen. Zugleich werden Finanzierungen schwieriger.

Illustration: Daria Domnikova
Illustration: Daria Domnikova
Mirko Heinemann Redaktion

Laut einer aktuellen Umfrage von Creditreform planen nur noch rund 42 Prozent der Unternehmen Investitionen – ähnlich niedrige Werte wurden zuletzt während der Finanzkrise 2008 gemessen. Die Gründe sind vielfältig: Zum einen ist die Kreditvergabe durch Banken deutlich restriktiver geworden: Im 1. Quartal 2025 stuften laut KfW-ifo-Kredithürde 33,8 Prozent der Mittelständler die Kreditverhandlungen mit Banken als restriktiv ein – der höchste Wert seit 2017. Besonders das Baugewerbe ist betroffen. Gründe hierfür seien strengere Anforderungen der Banken, gestiegene Zinsen und die insgesamt schwache Konjunktur, die die Kreditwürdigkeit vieler Unternehmen belaste. 

Hinzu kommen umfangreiche Informations- und Dokumentationspflichten, die besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) belasten und die Kosten für eine Finanzierung weiter erhöhen. Die Banken reagieren zudem auf regulatorische Vorgaben und ESG-Kriterien, indem sie ihr Kreditangebot an weniger ertragreiche KMU zurückfahren.

Ein weiteres Hindernis: die Bürokratie. 94 Prozent der Mittelständler empfinden die Bürokratiebelastung als größtes Investitionshemmnis. Komplexe politische Rahmenbedingungen – etwa durch die Energiewende oder das Lieferkettengesetz – erschweren die langfristige Planung und führen dazu, dass Unternehmen Investitionen und damit auch Finanzierungsanfragen zurückstellen.
 

WOZU WIRD FRISCHES GELD BENÖTIGT?


Der Mittelstand benötigt derzeit vor allem frisches Kapital, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken und laufende Kosten zu decken. Die Nachfrage nach Krediten ist zuletzt gestiegen, weil viele Unternehmen mit Zahlungsausfällen und sinkenden Umsätzen kämpfen. Investitionen in Innovation, Digitalisierung und die nachhaltige Transformation der Geschäftsmodelle sind ebenfalls zentrale Gründe für den Finanzierungsbedarf. 

Laut KfW finanzierte der Mittelstand im Jahr 2023 seine Investitionen zu 32 Prozent über Bankkredite. Auf Fördermittel entfielen 13 Prozent der Investitionsfinanzierung. Eigenkapitalfinanzierungen gewinnen an Bedeutung: Rund die Hälfte der Mittelstandsfinanzierung erfolgt inzwischen über Eigenmittel wie Rücklagen, Gewinne oder Cashflow. Beteiligungskapital, Mezzanine-Kapital und Mittelstandsanleihen spielen hingegen eine untergeordnete Rolle, da sie für viele KMU wegen hoher Transaktionskosten und komplexer Anforderungen wenig attraktiv sind.

Laut dem Deutschen Mittelstands-Bund (DMB) ist der deutsche Mittelstand prinzipiell investitionsbereit, aber die Unsicherheit ist zu groß. Die Unternehmen halten ihr Geld zusammen und warten auf bessere, verlässlichere Rahmenbedingungen. „Die Politik ist gefordert, durch Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen und eine planbare Energiepolitik wieder Vertrauen zu schaffen“, so der DMB. Erst dann werde der Mittelstand wieder investieren – und damit die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland sichern.
 

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