Eine Dienstreise nach Paris mit dem Auto? Nette Idee. Schwieriger als das Hinkommen ist das Dableiben: Ohne den Parkplatz in der Tiefgarage kostet das Abstellen des Autos auf der Straße fast so viel wie das Hotel. Paris wird für Autofahrer immer teurer – und das mit Absicht. Denn die Stadt steht für viele Metropolen auf der Welt: Die Verkehrsprobleme wachsen den Bewohnern über den Kopf. Staus, Sicherheitsrisiken und Luftverschmutzung plus Lärm machen das urbane Leben zur Tortur.
Sicher, es gibt schon viele Ansätze, um den Verkehr zu verringern. Car-Sharing und -Riding-Projekte versprechen weniger Individualverkehr durch Routenbündelung oder die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen. Ähnlich kleinere Mobilitätssysteme wie Scooter und elektrische Roller. Doch als Teillösung bringen solche Konzepte heute vermutlich eher weniger Menschen davon ab, sich ein eigenes Auto vor die Haustür zu stellen.
Eine Antwort auf die Verkehrsprobleme ist der öffentliche Nahverkehr. Auf relativ begrenztem Raum wie in der Pariser Innenstadt sind Metro und Bus sehr leistungsfähig und reduzieren den Individualverkehr maßgeblich. Wer aber in urbanen Großräumen wohnt, der leidet unter Verspätungen, Ausfällen und zeitlichen Einschränkungen. Nur ein qualitativ hochwertiges öffentliches Nahverkehrssystem über die Innenstadt hinaus kann Stadtbewohner zum Umstieg und Verzicht auf das Auto bewegen.
Das erfordert neben hohen Investitionen in attraktive Angebote ein striktes Verkehrsmanagement mit der Vernetzung aller Verkehrsteilnehmer. Datenanalyse und Künstliche Intelligenz steuern künftig als städtisches Gehirn Ampelschaltungen, Gebäude- und Straßenzufahrten oder Parkmöglichkeiten. Heute schon sind digitale Dienste in der Lage, Verkehrsströme zu überblicken und Routen-Tipps aufs Handy zu liefern. Es gilt: Wer zeitlich flexibel ist, ist oft schneller unterwegs.
In Zukunft ist die Stadt vermutlich noch reglementierter. Parkmöglichkeiten für Privatfahrzeuge werden weniger, denn der öffentliche Raum wird für eine andere Nutzung und neue Transportmittel benötigt. Autonome Busse, Seilbahnen, Trams, Scooter, Laufräder, Fußgänger und Radler benötigen den Platz, den heute geparkte Blechkolosse beanspruchen. Hinzu kommen Umschlaghubs in den Innenstädten, in denen Waren gelagert und flexibel ausgeliefert werden. Nur so lässt sich auch der gewerbliche Lieferverkehr reduzieren.
Und schließlich schränken Zugangskontrollen den Individual- und Geschäftsverkehr ein. Paris steuert das über Umweltvignetten, die die Zufahrt an Smog-Tagen verbieten. London arbeitet mit einer Maut für die Innenstadt.
Houten in den Niederlanden hat über eine clevere Straßenführung den innerstädtischen Autoverkehr reduziert. Wer mit dem Pkw von einem Stadtviertel in ein anderes gelangen möchte, muss einen Umweg über eine Umgehungsstraße nehmen. Gleichzeitig haben Radfahrer Vorrang und sind so schneller als Autos.