E-Scooter bringen es nicht

Die Politik redet von der Mobilitätswende und verharrt dabei im Klein-Klein.
Illustration: Ivonne Schulze
Mirko Heinemann Redaktion

Es soll ja Erwachsene geben, die glauben an den Weihnachtsmann, der mit seiner Kutsche durch den Nachthimmel fährt und die Geschenke bringt. Ein bisschen weihnachtliche Stimmung klang an, als Verkehrspolitiker feierlich ankündigten, mit dem E-Scooter ein Instrument für die Verkehrswende in den Städten gefunden zu haben.

 

Natürlich haben wir die Gefährte sofort ausprobiert.

 

Der Einstieg ist leicht: Diese an Tretroller erinnernden E-Scooter stehen in Berlin-Mitte quasi vor jeder Tür. Die App ist schnell und unkompliziert heruntergeladen, das Freischalten geht problemlos. Dann stellt man sich mit einem Fuß auf das Trittbrett und schiebt den Roller mit dem anderen Fuß an. Zugleich drückt man den Gashebel am Handgriff hinunter, und es zieht einen recht flott nach vorn. Knapp 20 km/h schaffen die Vehikel, das entspricht etwa der Geschwindigkeit schnellen Radelns.


Der hohe Schwerpunkt macht die Fahrt zu einer wackeligen Angelegenheit. Man fühlt sich, als reite man auf einem Besenstiel. Schwere Taschen sollte man nicht dabei haben. Auf Asphalt gleitet es sich ruhig dahin, doch schon kleinere Unebenheiten machen dem Fahrer schwer zu schaffen. Straßenpflaster bereitet der Fahrt ein unrühmliches Ende. Es rüttelt derart, dass es einem fast die Handgriffe aus den Händen reißt. Ergo: Eine lustige Sache, aber keine Alternative zum Auto. Mit Gepäck schon gar nicht.  


Und so wird der Scooter auch genutzt: Statt wie erhofft Autofahrer zum Umstieg zu animieren, hat die Einführung der bunten Kleinstgefährte dafür gesorgt, dass Fußgänger und Radfahrer umsteigen. Oder Touristen, die sonst den öffentlichen Nahverkehr benutzen würden. Als Ersatz für den Dienstwagen taugen E-Scooter auch nicht. Der Bundesverband Fuhrparkmanagement warnt sogar vor ihnen. Vor allem die Unfallhäufigkeit hat den Verband zur Kritik an den Rollern bewogen: „Es sind Spiel-, Spaß und Sportfahrzeuge, die wir für die betriebliche Nutzung aus Sicherheitsgründen nicht empfehlen können“, sagt Geschäftsführer Axel Schäfer. In die Dienstwagenordnung, die Car Policy, gehören Scooter nicht hinein. Wer sie nutzen möchte, sollte das privat tun.


Die Hoffnung der Verkehrsplaner liegt aber ausgerechnet auf Kleinstvehikeln als Alternative zum Auto. Dazu gehört auch das Fahrrad. Aber solange sie im Gegenzug nicht in der Lage sind, Nutzern von Fahrrad, E-Rollern und E-Scootern einigermaßen sichere Wege durch die Stadt anzubieten, muss auch vom dienstlichen Radfahren abgeraten werden. Es ist einfach zu gefährlich.


Wir in Berlin können davon ein Lied singen. Obwohl die Fahrradförderung in der Hauptstadt in einem Mobilitätsgesetz festgeschrieben ist, erschöpft sich die Politik im Klein-Klein. Neue Radwege werden nur langsam ausgewiesen, stattdessen werden vorhandene Radwege rot, rot und grün angemalt – Berliner Koalition als täglicher Anschauungsunterricht. Da helfen auch die neuen Verkehrsschilder nicht. Radler teilen sich allzu oft die Straße mit Lkws, Bussen und den immer mehr Raum beanspruchenden SUVs. Oder sie werden in enge Radstreifen gepfercht, wo sie sich gegenseitig wegbeißen. Dann stehen da auch noch Passanten, die auf den Bus warten. Das tägliche Verkehrschaos am Berliner Hauptbahnhof ist ein Lehrstück.


Man sehnt sich augenblicklich in den Ledersessel einer klimatisierten Limousine. Aus der Stereoanlage tönt beruhigend klassische Musik. Draußen tobt der Straßenkampf. Stau kann so schön sein!  

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