Ideen für die berufliche Mobilität

Innovative Projekte und Start-ups, die den Arbeitsweg nachhaltiger gestalten.

Illustration: Mark Magnaye
Illustration: Mark Magnaye
Sarah Kröger Redaktion

Der Weg zur Arbeit ist für viele alles andere als bequem und wirkt sich negativ auf Lebensqualität und Gesundheit aus – auch wenn 25 Prozent der Beschäftigten mittlerweile teilweise auch von zu Hause aus arbeiten. Doch für viele sind der Weg zur Arbeit und die Dienstreise immer noch Alltag. Darunter leidet auch das Klima: Der Verkehr ist für 28,5 Prozent der EU-weiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der größte Teil entsteht durch den Straßenverkehr, so die Europäische Umweltagentur. In den letzten Jahren reduzierten sich zwar die Verkehrsemissionen in Deutschland um eine halbe Million Tonnen CO2 pro Jahr. Das aber ist zu wenig. Nötig wären 7 Millionen Tonnen.

Trotzdem gibt es jede Menge Bewegung im Verkehrssektor: 96 Prozent der Befragten haben laut einer Bitkom-Umfrage von 2022 in den letzten Jahren ihr Mobilitätsverhalten grundlegend verändert. Gründe dafür waren unter anderem die steigenden Energiepreise, die Corona-Pandemie, das 9-Euro-Ticket und die Klimakrise. Wie also sieht die Business-Mobilität der Zukunft aus? In der Folge stellen wir innovative Projekte und Start-ups vor, die den Arbeitsweg nachhaltiger gestalten.

Eine App für alles
 

Seamless Mobility, der unkomplizierte Wechsel zwischen unterschiedlichen Verkehrsangeboten, ist das Stichwort der Stunde. Mit der Jelbi-App sollte Berlinerinnen und Berlinern das in Zukunft besser gelingen. Über die App können sie den öffentlichen Nahverkehr nutzen, E-Scooter, E-Räder und Autos unterschiedlichster Anbieter mieten und ein Taxi rufen. An 100 Jelbi-Standorten in Bahnhofsnähe lassen sich diese Fahrzeuge ausleihen. Inzwischen sind rund 70.000 Fahrzeuge über die Jelbi-App buch- und nutzbar. Das sind neben dem ÖPNV 90 Prozent aller Sharing-Angebote Berlins. Auch in Hamburg gibt es ein ähnliches Angebot, das unterschiedlichste Sharing-Anbieter in einer App versammelt. Mit der App Switch können Bus und Bahn genutzt werden, Autos ausgeliehen und E-Scooter gemietet werden.

Illustration: Mark Magnaye
Illustration: Mark Magnaye

Kontaktloses Fahren mit der Bankkarte


Mit BONNSmart wird die Bankkarte zur Fahrkarte. In Bussen und Straßenbahnen können Gelegenheitsfahrer seit 2020 mit Visa- und Postbankkarten, dem Handy oder der Smartwatch ein- und auschecken. Visuelle und akustische Signale teilen die jeweilige Registrierung mit. Am Ende des Tages wählt das System auf Grundlage aller registrierten Fahrten die günstigste Fahrkartenoption aus. Damit folgt die Stadt dem Beispiel von Metropolen wie London und New York, wo sich dieses moderne Ticketing-System bereits bewährt hat.

VeloHUB


Öffentliche Fahrradabstellplatze werden mit Sitzgelegenheiten kombiniert. Das Konzept wurde von der Designagentur Designit entwickelt und wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022 ausgezeichnet. Das modulare und flexible Design kann an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt integriert werden. Auf der Fläche von zwei Parkplätzen bietet es Fahrrad- und Rollerparkplätze, Sitzgelegenheiten, Ladestationen für USB, Schließfächer und Werkzeuge für die Fahrradreparatur.

Solarsharing


We Drive Solar ist ein Carsharing-Anbieter im niederländischen Utrecht, der seine Autos über integrierte Solaranlagen betankt. In Kooperation mit dem koreanischen Autohersteller Hyundai plant das Unternehmen, für das Modell IONIQ 5 bis zu 500 öffentliche Ladesäulen für das bidirektionale Laden in der Stadt zu implementieren. Wird ein Fahrzeug nicht bewegt, wird es als stationärer Stromspeicher genutzt. In Spitzenzeiten, in denen große Mengen an Energie verbraucht werden, können die Autos so Strom aus ihren Akkus an das Netz zurückgeben.

Flugtaxis


Im April 23 hat das Deutsche Start-up Volocopter die Produktion seiner elektrischen Flugtaxis eröffnet. Ein wichtiger Schritt für das Unternehmen aus Bruchsal in Baden-Württemberg, das sich weltweit als Vorreiter der urbanen Lufttaxis positionieren will. Der Volocity-Flieger kann autonom fliegen, senkrecht starten und ist mit 18 Einzelmotoren ausgerüstet. In Singapur sollen die fliegenden Taxen ab 2024 den Betrieb aufnehmen, in Europa soll der erste Volocity in Paris bei den Olympischen Spielen zum Einsatz kommen. In Deutschland prüfen verschiedene Städte mögliche erste Strecken. Einige Hürden gilt es bis dahin noch zu bewältigen: Denn nicht nur die Flugtaxen brauchen eine Zulassung, sondern auch die Landeplätze und der Flugbetrieb. Ob Flugtaxis sich langfristig als eine Option für die Masse durchsetzen werden, ist fraglich. Die neun eingebauten Batterien des VoloCitys zum Beispiel haben bisher nur eine Reichweite von 35 Kilometern und bieten nur zwei Menschen Platz.
 

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