Was das Büro jetzt leisten muss: Vitra realisiert das erste Club Office

Pirjo Kiefer, Leiterin von Vitras Planning & Consulting Studio, über den Spagat zwischen Headquarter und Homeoffice
Pirjo Kiefer, Leiterin  von Vitras Planning & Consulting Studio
Pirjo Kiefer, Leiterin von Vitras Planning & Consulting Studio
Vitra Beitrag

Noch sind viele Büros leer, die Besprechungsräume und Teeküchen verwaist. Doch je näher die Rückkehr an den Arbeitsplatz kommt, desto dringender stellen sich Fragen: Wer kommt wieder ins Büro? Wofür? Ist das bisherige Arbeitsumfeld dafür geeignet? Und: Was muss das Büro jetzt bieten? Als Antwort auf diese Fragen eröffnen wir bei Vitra am 10. Juni 2021 im Hauptsitz in Basel das erste „Club Office“.

 

Das Büro muss sich neu erfinden und das nicht zum ersten Mal: Von den frühen Schreibzimmern über die Schreibtischbatterien der ersten Grossraumbüros, gefolgt von Kabinen, die jede Ablenkung abschirmen wollten, bis zur modernen Open-Space-Landschaft ohne fest zugeordnete Plätze – die Arbeitswelt spiegelt jeweils Innovation und Fortschritt sowie kulturellen und gesellschaftlichen Wandel wieder. Die Geschehnisse der letzten fünfzehn Monate hingegen sind beispiellos: Als Resultat der Pandemie und dank längst bestehender Technologien haben sich Arbeitskräfte weiträumig verteilt, über Länder, Städte und Dörfer. Menschen können arbeiten, wo auch immer sie die passende Umgebung finden. Ein gemeinsames physisches Büro scheint nur noch für bestimmte Aspekte der Arbeit wichtig.

Das Club Office

Wer sich heute und in Zukunft für den Gang ins Büro entscheidet, macht das bewusst – man trifft auf Kollegen, sucht Zusammenhalt und Wertschätzung. Man spürt die gemeinsame Mission und den Unternehmenszweck an diesem Ort. Er muss daher mehr sein als ein Ort zum Arbeiten. Ein Büro muss heute einen Mehrwert bieten. Für ein Büro ohne Charakter, in dem Kollegen sich voreinander verstecken, spart man sich die Anfahrt lieber und bleibt zuhause.

Oft ist es die soziale Komponente, der Zusammenhalt zwischen den Kolleginnen und Kollegen, der zu einer neuen Idee führt. Oder das ungeplante Zusammenkommen mit genau der Person, die helfen kann, ein Problem zu lösen. Viele Unternehmen kon-nten in den letzten Monaten ohne physisches Zusammenkommen im Büro neue Mitarbeiter nur schwer einarbeiten und halten. Man findet schlicht den Tritt nicht, versteht die Kultur nicht und wird nicht Teil davon. Eine frühe Fluktuation ist teuer und aufwändig, nicht umsonst versucht man als Unternehmer erfolgreich zu rekrutieren. Auch dafür kann ein Büro dienen – denn das Arbeitsumfeld reflektiert einem potenziellen Kandidaten schon beim ersten Gespräch, für was das Unternehmen steht.

Nicht für individuelle, konzentrierte Tätigkeiten kommen die Menschen heute ins Büro – sie kommen, weil sie sich einem grösseren Ganzen zugehörig fühlen wollen, weil sie ihren Kolleginnen und Kollegen begegnen und weil sie lernen und Neues erfahren wollen. Mit dem Club Office wird das Büro zum Ort für Kollaboration und Innovation.

Die Mitglieder des Clubs lassen ihre Homeoffices bewusst hinter sich, wenn sich Hürden aufbauen oder ihr Fortschritt von anderen abhängt. Ihre Talente sind gefragt und werden global rekrutiert – unabhängig von ihrem Hintergrund, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht und Alter oder wo sie verwurzelt sind. Diese Arbeitskräfte haben ihre Anpassungsfähigkeit und Entschlossenheit in der Krise bewiesen. Sie werden in Zukunft verlangen, ihre Arbeitszeit selbstständig einzuteilen und ihre Anwesenheit im Club so optimieren zu können, dass dabei das bestmögliche Ergebnis entsteht und wertvolle Verbindungen aufgebaut werden, die virtuell nicht entstehen können.

Ein Ort für Kollaboration und Innovation

Am 10. Juni eröffnen wir nun das erste Club Office an unserem Hauptsitz in Basel. Das Club Office zeichnet sich durch eine offene, einladen-de Atmosphäre aus. Zugleich ist seine Ausstattung funktional durchdacht, so dass jeder Platz als produktiver Arbeitsort genutzt werden kann.

Die „Mitglieder“; also Mitarbeitende von Vitra aus allen Bereichen und externe Partner finden eine ganze Reihe von unterschiedlichen räumlichen Szenarien vor, aufgeteilt in einen öffentlichen und einen halb-öffentlichen Bereich. Der Club bietet zahlreiche unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten auf wenig Fläche – unser Club Office ist keine 300 m2 groß.

Im öffentlichen Bereich treffen die Mitglieder spontan aufeinander, sie tauschen sich aus, debattieren und lernen voneinander. Hier kommen bequeme, einladende Möbel wie die Sofasysteme Soft Work oder Alcove Plus zum Einsatz, beide wurden den Bedürfnissen von Büros post-COVID angepasst.

Der zweite, halb-öffentliche Bereich ist der formellen Zusammenarbeit gewidmet. Mitglieder kommen geplant in buchbaren Räumen zusammen, um an Projekten zu arbeiten – oft über Tage und Wochen. Dank flexibel einsetzbaren Möbeln wie Dancing Wall, Stool Tool und Tip Ton kann ein Raum schnell und einfach umgebaut werden – bei Bedarf auch mehrmals täglich. Diese Umgebung ist konzipiert für Workshops und produktive Teamarbeit. Die Clubmitglieder bauen ihr Umfeld selbst, um das Problem des Tages oder der Wochen zu lösen.

Ein dritter, privater Teil des Club Office besteht aus wenigen Arbeitsplätzen, an die man sich zurückziehen kann – aber er inkludiert auch das Homeoffice, das sich für viele im letzten Jahr für konzentrierte Einzelarbeit als geeignet erwiesen hat. Die Fernarbeit und mit ihr ein gut ausgestattetes Homeoffice sind deshalb integrativer Bestandteil der Club Office-Idee.

Das neue Bürokonzept wurde von meinem Team vom Consulting & Planning Studio gestaltet. Das Studio bietet Beratungs- und Planungsleistungen, um mit Partnern, Entscheidenden und Mitarbeitenden Büros neu zu denken und in zukunftsfähige Arbeitsräume zu verwandeln. Wenn auch Sie ein Club Office planen, helfen wir gerne. Buchen Sie einen Beratungstermin: cps@vitra.com

Und schauen Sie vorbei: Bei der digitalen Vitra-Session am 10. Juni öffnen wir die Türen zum Club Office.

Anmeldung unter:
www.vitra.com/VitraSessions2021

Nächster Artikel
Wirtschaft
Dezember 2023
Illustration: Malcom Fisher
Redaktion

Jobs für die Energiewende

2030 sollen 80 Prozent der Bruttostromerzeugung aus Erneuerbaren Energien kommen. Das Projekt kann nur gelingen, wenn zusätzliche Fachkräfte gewonnen werden.