Wohin kann Deutschlands Wirtschaft noch wachsen?

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Gespräch.
Ilse_Aigner_gruenderland
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Invest in Bavaria Beitrag

Der Wirtschaft in Deutschland geht es gut, in Bayern herrscht sogar nahezu Vollbeschäftigung. Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial für die Zukunft?

 

Bei der Frage nach Wachstums-potenzialen kommt man an den Schlagworten Digitalisierung und Industrie 4.0 nicht vorbei. In Bayern wird über ein Viertel der gesamten Wertschöpfung in der Industrie erzielt. Nicht nur Firmen wie BMW oder Audi, sondern Unternehmen aller Branchen und Größen werden immer mehr zu IT-Unternehmen, die digitale Lösungen benötigen. Die Digitalisierung erfordert auf der einen Seite große Anstrengungen, vor allem beim Handwerk und im Mittelstand, birgt aber auf der anderen Seite große Chancen – vor allem für digitale Gründer.

 

Wenn es um Start-ups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Bayern als Start-up-Standort?

 

Zuerst einmal möchte ich vorneweg schicken, dass es in Bayern bereits eine gute, funktionierende Start-up-Szene gibt. Zwei Beispiele: Ursprünglich als Gründerfrühstück gestartet, ist Bits & Pretzels zu einer der größten Start-up-Konferenzen in Europa herangewachsen. Inzwischen treffen sich 3.600 Gründer, Gründungsinteressierte, Investoren und Innovatoren zu diesem mehrtägigen Event. 

 

Auch die Zahlen aus den bayerischen Businessplan-Wettbewerben sind mehr als überzeugend: Hier gingen bisher über 1.400 gegründete Unternehmen hervor, die heute mit 11.000 Mitarbeitern am Markt aktiv sind und einen Umsatz von rund 1 Milliarde Euro erwirtschaften. 

Vor allem aber ist für Innovationen das Zusammenspiel aller Marktakteure zentral: Etablierte Unternehmen benötigen junge Unternehmer mit neuen Ideen. Und junge Unternehmer am Markt brauchen
wiederum Kunden, die sich neue Ideen auch leisten können. Die Unternehmensdichte in allen Branchen und Größen macht Bayern für Start-ups aus dem B2B Bereich zum idealen Umfeld. Start-ups, die sich nicht allein an private Endkunden wenden, sagen uns immer wieder: Wer mit seinen Ideen Geld verdienen möchte, für den führt kein Weg an Bayern vorbei.

 

Wo sehen Sie die Aufgabe der Politik, das Gründergeschehen weiter zu unterstützen?

 

Mein Anspruch ist es, für eine Art Goldgräberstimmung zu sorgen. Wir müssen das gute Umfeld, das in Bayern vorhanden ist, für alle zugänglich machen, Finanzierungsangebote für Start-ups verbessern und kritische Phasen des Innovationsprozesses unterstützen. Ich habe deshalb die Exis-tenzgründerinitiative „Gründerland.Bayern“ gestartet, die genau diese Punkte angeht. 

Außerdem werden Start-ups eher selten in der sprichwörtlichen Garage gegründet. Damit von Anfang nicht nur der richtige Raum, sondern auch ein für Gründer perfektes Umfeld für Ideen zur Verfügung steht, werden wir verstärkt in Gründerzentren wie das Werk1 investieren. Wir möchten auch internationale junge Gründer nach Bayern holen. Das ist die Aufgabe unserer Ansiedlungsagentur Invest in Bavaria.

 

www.invest-in-bavaria.com

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