Herr Bergmann, wie sind deutsche Unternehmen in Sachen Digitalisierung im Vergleich aufgestellt?
Wir haben sehr innovative und gut aufgestellte Unternehmen in Deutschland. Wir haben aber gleichzeitig einige, die großen Nachholbedarf haben. In Europa sehe ich die skandinavischen Länder, auch die Niederlande, weit vorn. Deutsche Unternehmen sind da oft noch zu stark auf Feature und Function fokussiert, statt eine digitale Strategie aufzusetzen.
Was bedeutet das für die Unternehmen?
Digitalisierung ist ein Produktionsfaktor. Und dazu gehört, Digitalisierung ganzheitlich und strategisch zu betrachten. Aus meiner Sicht besteht ein Riesenpotenzial darin, Daten zu akquirieren. Viele Unternehmen erheben bereits Daten, sie stammen dann aber oft aus verschiedenen Systemen. Um das ganze Potenzial der Digitalisierung auszuschöpfen, braucht man gute Datenstrukturen und einen Single Point of Truth, in dem alle Daten zusammenlaufen.
Wie unterstützen Sie Unternehmen dabei?
Alle Business-Applikationen, die es von Microsoft gibt, verbinden wir End-to-End auf einer Plattform. ERP, CRM, Cloud, Künstliche Intelligenz - all das denken wir ganzheitlich, weil es zusammenläuft und miteinander harmonisiert. Darin steckt viel Arbeit, auch viel Gehirnschmalz, aber der Nutzenfaktor ist enorm. Wir fragen Unternehmen, was ihre wichtigsten KPIs sind und wie sie in Zukunft das Unternehmen steuern wollen. Wir installieren eine ganzheitliche Architektur für alle digitalen Anforderungen. Dann kann man auch KI richtig einsetzen.
Was kann die KI konkret übernehmen?
Wir haben gerade eine KI-Lösung entwickelt, die eigenständig Ausschreibungen recherchiert und beantwortet. Nehmen Sie etwa ein Tiefbau-Unternehmen: Die KI weiß, was das Unternehmen kann und was es anbietet. Sie prüft Ausschreibungen, wählt die passenden aus und beantwortet sie. Natürlich muss am Ende noch ein Mensch draufschauen. Aber der Effizienzgewinn ist enorm. Das System kann sogar recherchieren, welche Kommune Tiefbau plant und somit das Unternehmen früh ins Spiel bringen.
Das klingt, als sei das nur der Anfang. Was bringt KI als nächstes?
Ein großes Thema sind KI-Agenten, die eigenständig Daten sammeln und sie verwenden, um selbstständig Aufgaben auszuführen. Der Effekt, den diese Agenten haben, ist multiplikativ. Wir reden nicht von Effizienzgewinnen von 10 oder 20 Prozent, sondern von 100 oder 1.000 Prozent. Aber dafür müssen die Basisstrukturen stimmen. Dafür brauche ich die Cloud. Und ich brauche eine moderne Plattform, um Agenten nutzen zu können.
Sind die Belegschaften der Unternehmen darauf vorbereitet?
Der Wettbewerbsdruck ist enorm. Viele unterschätzen, wie schnell KI die Wirtschaft verändert. Ein funktionierendes Change Management ist für den Erfolg von Digitalisierungsprojekten enorm wichtig. Es kommt darauf an, die Mitarbeitenden mitzunehmen. Damit nimmt man auch die Angst vor der Veränderung. Denn dass sie kommt, ist unausweichlich.
Wo können Interessierte Sie treffen?
Bei der COSMOinspire – unserem Zukunftsevent zur Digitalisierung – am 20.5. in Hannover und am 22.5. in Nürnberg.