Die produzierende In-dustrie hat in Deutschland eine lange Tradition, allein der Anlagen- und Maschinenbau erwirtschaftete 2021 mehr als 221 Milliarden Euro Umsatz. Aus Kundensicht rückt die Produktion vermehrt in den Fokus – wo und wie produziert wird, ist kaufentscheidend. Wer sie neu ausrichtet, dem bieten sich große Chancen. Gefragt ist „Next Generation Manufacturing“, die Neuausrichtung der Produktion für die Zukunft.
Sechs Megatrends sind es, die diese Zukunft bestimmen: Nachhaltigkeit, Lokalisierung, Disruption der Industrie, Digitalisierung, ein verändertes politisches Umfeld und Individualisierung. Eine Umfrage unter Unternehmen der produzierenden Industrie in Deutschland, die Roland Berger zusammen mit dem VDMA durchführte, zeigte: Die Themen Lokalisierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung haben die größte Bedeutung für die zukünftige Produktion.
Diese Megatrends gehen oft Hand in Hand. Immer mehr Kunden etwa fordern lokal produzierte Güter, die unabhängig von kritischen Lieferketten sind und zudem hohen Nachhaltigkeitsansprüchen genügen. So haben 63 % der Top-100-Unternehmen der produzierenden Branche in den vergangenen 5 Jahren ihr Produktionsnetzwerk angepasst. Von diesen verlagerten über die Hälfte ihre Produktion ins benachbarte Ausland (Nearshoring) oder in befreundete Volkswirtschaften (Friendshoring), 70 % waren Neubauprojekte auf der grünen Wiese.
Wenn hierdurch Produktion, Endmontage oder finale Kommissionierung näher beim Kunden stattfinden können, reduziert dies bspw. die Transportemissionen. In puncto Nachhaltigkeit geht auch ein großer europäischer Autobauer voran. Er hat ein Werk errichtet, in dem Gebrauchtwagen recycelt werden. Alte Fahrzeuge werden zerlegt und für die Produktion „neuer“ Gebrauchter verwendet. So sollen 2023 45.000 generalüberholte Fahrzeuge entstehen. Andere Unternehmen setzten auf grünen Stahl und reduzierten den CO2-Fußabdruck ihrer Werke bspw. durch eigene Windkraft- und Photovoltaikanlagen.