Besser fahren mit Sonnenstrom

Strom erzeugen und damit das eigene Elektroauto betreiben? Das lohnt sich nicht nur finanziell, sondern erhöht auch noch den Spaß am Fahren.

Illustration: Cristina Franco
Illustration: Cristina Franco
Mirko Heinemann Redaktion

Das eigene Elektroauto mit Solarstrom vom eigenen Dach laden, um damit zur Arbeit, zu Oma oder in Urlaub zu fahren – ein Traum? Keineswegs. So stellte der ADAC kürzlich fest, die Kombination Elektroauto und eigene Photovoltaik-Anlage mache „sowohl ökonomisch als auch ökologisch Sinn“. Der Automobilclub hat das denn auch gleich durchgerechnet: Die sogenannten Stromgestehungskosten liegen bei einer häuslichen Solaranlage ohne Speicher im Durchschnitt zwischen fünf und elf Cent pro Kilowattstunde. Das sind Kosten, die nur die Photovoltaikanlage verursacht, um elektrischen Strom zu erzeugen – inklusive Kauf, Installation, Wartung. Die Sonne scheint bekanntlich gratis. Wer diesen Strom ins öffentliche Netz einspeist, erhält aber aktuell nur sieben bis acht Cent an Vergütung. Daher sei es sinnvoll, den Strom, den man man selbst erzeugt, auch selbst zu verbrauchen.

Natürlich: Hausbesitzer:innen sind klar im Vorteil, denn es wird ein Dach oder eine Fläche gebraucht, auf der die Anlage installiert werden kann. Die Investition, die dann zu tätigen ist, amortisiert sich dann nicht nur mit der Zeit, sondern kann den Spaß am Fahren deutlich erhöhen. Denn die Verbrauchskosten sind enorm günstig. Denn werde etwa anstelle von Netzstrom zu 30 Cent/kWh kostengünstiger PV-Strom zu 10 Cent/kWh in das Elektroauto geladen, reduzieren sich die Fahrtkosten von sechs auf zwei Euro pro 100 Kilometer: Das ist etwa ein Fünftel von dem, was Verbrenner bei den derzeitigen Spritpreisen kosten. Und es ist auch noch klimafreundlich.

Der ADAC verweist darauf, dass die PV-Anlage eine gewisse Größe haben sollte, damit der Strom für Haus und Auto ausreicht. Er beziffert den Strombedarf eines Elektroautos bei einer jährlichen Kilometerleistung von 10.000 Kilometern auf rund 2.000 kWh. Mindestens so viel, 2.000 kWp, also 2 Kilowatt Peak, sollte die Anlage dann schon liefern, um das Auto zu versorgen. Besser ein Drittel mehr, um die sonnenarmen Tage auszugleichen. Soll der Haushalt auch noch mit Solarstrom versorgt werden, muss entsprechend mehr aufs Dach.

Wer das Auto nicht täglich nutzt, kann hier einen Großteil seines Antriebsstroms erzeugen. Wer aber mit dem Auto etwa zur Arbeit fährt oder es anderweitig täglich nutzt, hat das Problem, dass das Auto meistens unterwegs ist und nicht gerade an der Ladestation hängt, wenn die Sonne scheint. In diesem Fall  bietet sich die Installation eines Hausspeichers an. Tipp des ADAC: Wer größtmögliche Flexibilität beim Laden haben möchte, gönnt sich eine überdurchschnittlich groß dimensionierte PV-Anlage sowie einen zusätzlichen Heimspeicher mit einer Kapazität, die den Akku des E-Autos zumindest von 30 auf 80 Prozent laden kann. Das wäre mit Abstand die komfortabelste, wenn auch teuerste Variante.

Je größer das Dach, desto mehr können Stromproduzent:innen von den neuen steuerlichen Regelungen profitieren. So sind seit diesem Jahr alle Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung bis 30 Kilowatt Peak (kWp) automatisch von der Einkommenssteuerpflicht befreit. Dies gilt bereits rückwirkend für das Steuerjahr 2022 und sowohl für Solaranlagen, die bereits in Betrieb sind, sowie für neue Anlagen. Wer Solarstrom produziert, muss keinen Antrag stellen und auch keine Einnahmen-Überschuss-Rechnung in der Steuererklärung machen. Dazu kommt: Bisher mussten Anlagenbetreiber:innen beim Kauf oder der Miete einer Solaranlage Umsatzsteuer in der Höhe von 19 Prozent zahlen. Für Solaranlagen, die seit dem 1. Januar 2023 installiert werden, entfällt die Mehrwertsteuer.

Die Investition in die Anschaffung einer Photovoltaikanlage oder in eine Wallbox kann in vielen Fällen staatlich gefördert werden. So unterstützt die staatliche KfW-Bank Photovoltaik-Anlagen, aber auch andere Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme, für Netze und Speicher, mit günstigen Krediten. Speziell für Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder an der Fassade sowie für Batteriespeicher für Photovoltaikanlagen gibt es gesonderte Konditionen, die auf der Website der KfW einzusehen sind. Die Kredite können auch mit anderen Förderungen gekoppelt werden.

Auch für Wallboxen gibt es Förderung. So unterstützen Länder, Kommunen und Stromanbieter speziell die Installation von Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Derzeit sind viele Förderungen ausgelaufen. Deshalb lohnt es sich, lokale Förderprogramme zu suchen, etwa von der Stadt, der Kommune oder aber auch vom Stromanbieter. Keine Angst: Die Anbieter von PV-Anlagen und Wallboxen kennen sich in der Regel mit den Förderkonditionen aus.

Nächster Artikel
Wirtschaft
Dezember 2023
Alexander Krutzek ist seit 2008 CEO des Familienunternehmens Finder.
Beitrag

Ein klangvoller Name

Finder ist Spezialist für elektronische und elektromechanische Produkte für den Wohn- sowie Industriesektor – ein Blick auf 40 Jahre Firmengeschichte

Wirtschaft
Dezember 2023
Matthias Giller ist Vertriebsleiter bei MaxSolar und Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Energy Partners.
Beitrag

Energieversorgung ohne Umwege

Günstiger grüner Strom für die Industrie aus PV-Anlagen vor Ort – dieses Konzept erklärt Matthias Giller, Geschäftsführer der MaxSolar-Tochter Energy Partners.

Wirtschaft
Dezember 2023
Illustration: Nicole Pfeiffer
Redaktion

Vom Wollen zum endlich Machen

Wer das eigene Heim auf erneuerbare Energien umstellen möchte, braucht ein bisschen Hilfe – eine kleine Handreichung zu den Optionen und Folgen.