Den gordischen Knoten lösen

Photovoltaik ist eine der tragenden Säulen der deutschen Energiewende. Ihr weiterer Ausbau ist jedoch durch den 52-Gigawattdeckel derzeit begrenzt. Und da sind wir bereits gefährlich nah dran.
Udo Möhrstedt, CEO, IBC SOLAR
IBC SOLAR Beitrag

Herr Möhrstedt, welche Bedeutung hat Photovoltaik für das Gelingen der deutschen Energiewende?
Eine entscheidende, da sich die Energiewende hierzulande massiv auf den Ausbau von Windenergie, Photovoltaik sowie Biomasse zur Stromerzeugung stützt. Photovoltaik, kurz PV, ist außerdem auf der Freifläche die günstigste Technologie zur Stromerzeugung. Auch deshalb wurde im letzten Jahr so viel zugebaut, wie sonst in keinem anderen Bereich.

 

Nur reicht das nicht, wenn man einer aktuellen Studie des Fraunhofer ISE glaubt, wonach die Leistung der Solarenergie bis 2050 um das Siebenfache steigen müsste. Kann die Branche das leisten?
Ich halte es für sehr ambitioniert bis unmöglich, heute Aussagen zu 2050 zu treffen. Allerdings haben wir als Branche bereits Anfang des letzten Jahrzehnts gezeigt, welche hohen jährlichen Zubauraten wir stemmen können. Unterstellt man, dass die prognostizierten Zahlen des Fraunhofer ISE richtig sind, würde das für die PV einen durchschnittlichen jährlichen Zubau von 11,6 GW bedeuten. Da wir als Branche in den Jahren 2010 und 2011 7,5 GW pro Jahr zugebaut haben, sehe ich kein Problem – zumal sich die Effizienz der Module laufend steigert und sich die Produktionskosten gleichzeitig verringern.

 

Wobei Sie aktuell durch den 52-Gigawattdeckel begrenzt sind. Wie nahe sind Sie da dran?
Wir liegen aktuell mit einer installierten Leistung von 50 GW viel zu nah dran. Deswegen fehlt mir auch jedes Verständnis für die taktischen Spiele der Politik.

 

Welche Konsequenzen hat das Erreichen dieses Deckels?
Der Deckel muss unbedingt innerhalb der nächsten Wochen fallen, sonst gibt es einen Einbruch beim PV-Zubau in Deutschland. Mit dem EEG sind eine Vielzahl von Bedingungen und einzuhaltender Vorschriften verknüpft. Im Wesentlichen geht es aber um den Einspeisevorrang für Wind- und Solarstrom – eben damit die Energiewende nicht durch verhältnismäßig billigen Braunkohlestrom ausgehebelt werden kann. Die Konsequenzen eines Zubau-Stopps – selbst, wenn der nur vorübergehend wäre – wären auch deshalb verheerend, weil sie die Existenz vieler Handwerker gefährden würden und die PV schlicht nicht auf die Dächer käme.

 

Bund und Länder wollten sich Mitte März hierzu treffen. Durch die Corona-Krise liegen solch wichtige Themen jedoch vorerst auf Eis. Ist absehbar, welchen Einfluss das auf die Energiewende hat?
Die Corona-Krise betrifft uns genauso wie die gesamte deutsche Wirtschaft. Dabei hat die Politik in der aktuellen Situation eigentlich gezeigt, dass sie durchaus schnell handeln kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Das vermissen wir bei dem wichtigen Thema der Energiewende deutlich.

 

Wo sehen Sie als IBC SOLAR derzeit sowohl große Nachfrage als auch Potenzial für einen schnelleren Ausbau von Photovoltaik?
PV leistet derzeit einen großen und wichtigen Beitrag auf dem Weg zu einer „Green Economy“. Die Nachfrage der Privathaushalte ist ungebrochen, inzwischen mit Speicher, um den Strom auch selbst zu nutzen. Die wachsende E-Mobilität spielt uns hier positiv in die Hände. Aber auch immer mehr Firmen haben den Vorteil von PV-Strom vom eigenen Dach erkannt, um Betriebskosten zu senken. Viele Parkplätze von Einkaufsmärkten und Firmen könnten durch Überbauung zur Stromproduktion aus PV herangezogen werden und gleichzeitig Kunden und Mitarbeitern einen interessanten Vorteil beim Laden des E-Mobils geben. Deutschland hat allein durch Dächer ein Potential für mehr als 200 GW; dazu kommen noch Freiflächen. Also, die Branche steht bereit. Es muss nur noch der Startknopf gedrückt und losgelegt werden.

 

 

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