Aufwind für Künstliche Intelligenz

In der Finanzwirtschaft ist Künstliche Intelligenz ein Schlüssel zur Zukunft. Die KI-Revolution erfasst beinahe alle Unternehmensbereiche.
Illustration: Friederike Olsson
Illustration: Friederike Olsson
Gregor Hallmann Redaktion

Künstliche Intelligenz ist keine Zukunftsmusik. Schon heute setzen viele globale Finanzkonzerne auf KI-Unterstützung bei Kundenberatung, Kreditentscheidungen oder Anlageberatung. Präzisere Credit-Ratings, Betrugserkennung im Zahlungsverkehr oder automatische Analystenberichte sind weitere Anwendungsfälle. Versicherer können bei Schadensmeldungen mithilfe von KI sogar Betrugsversuche aufdecken, die durch herkömmliche Verfahren nicht erkennbar sind.

„Fast jeder Prozess lässt sich durch KI verbessern“, betont Hans-Gert Penzel. Der Leiter von ibi research, dem Institut für Bankinnovation der Universität Regensburg, nennt aktuelle Use-Cases in Deutschland: „Robo Advice in der Wertpapierberatung startet in der Consorsbank, in der Sparkasse Marburg-Biedenkopf arbeitet der Kundenberatungs-Roboter Numi und bei der Allianz übernimmt RPA (Robotic Process Automation) die individuelle Bearbeitung von Kundenbriefen.“ Durch gestiegene Rechen- und Speicherleistungen können Massendaten heute in Sekundenschnelle verarbeitet werden. Je leistungsfähiger die IT ist, umso mehr KI-Anwendungen werden möglich. So könnte künftig das „Cognitive Banking“ über selbstlernende, humansprachliche KI-Plattformen in Echtzeit optimale Angebots- und Produktszenarien für Banken und Kunden entwickeln. „In zehn Jahren gibt es kaum noch einen Prozess ohne KI“, glaubt ibi-Leiter Penzel.

Der KI-Boom hat viele Treiber. Karl-Heinz Kern, Deutschland-Chef des IT-Dienstleisters GFT Technologies, sagt: „Etablierte Banken und Versicherungen sind darauf angewiesen, ihre Prozesse durch Big Data und KI vorhersagbarer und intelligenter zu gestalten, damit sie nicht von der New Economy abgehängt werden.“ Außerdem lockten Kosteneinsparungen und KI helfe bei Analysen von Kundenabwanderungen, bei individuellen Absatzprognosen oder personalisierten Preisen. In einer GFT-Bankenumfrage sagten 94 Prozent aller Teilnehmer, dass KI-Lösungen einen direkten Mehrwert bieten. Ähnlich äußerten sich Experten in einer ibi-research-Umfrage: Über 80 Prozent glauben, Finanzdienstleister müssten sich schon heute mit KI beschäftigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und künftigen Kundenanforderungen gerecht zu werden. Drei Viertel schreiben KI sogar das Potenzial zu, bestehende Geschäftsmodelle etablierter Finanzdienstleister infrage zu stellen.

Dennoch sind vor allem deutsche und Schweizer Institute beim KI-Einsatz noch sehr zurückhaltend, zeigt die GFT-Umfrage. Gründe könnten die in beiden Ländern eher konservative Bankenkultur und regulatorische Bedenken sein. „In der KI-Forschung ist Deutschland vorne dabei, in der Umsetzung suchen wir aber länger nach perfekten Lösungen“, sagt ibi-Leiter Hans-Gert Penzel. Und ergänzt mit Blick auf den Datenschutz: „Das kann aber auch zum echten Wettbewerbsvorteil werden.“

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