Hommage an Holz

Es ist nachwachsend, schafft ein angenehmes Wohnklima und ist gängigen Baustoffen in vielerlei Hinsicht überlegen.

Illustration: Chiara Lanzieri
Illustration: Chiara Lanzieri
Mirko Heinemann Redaktion

Sind Sie Handwerkerin oder Handwerker? Hobby-Bastler? Haben Sie einmal in einer Tischlerei gestanden und bewusst auf den Holzgeruch geachtet? Er ist je nach Baumart ganz unterschiedlich. Harzig und intensiv duften Fichte, Tanne oder Kiefer. Ein weniger intensives, an Herbstwald erinnerndes Aroma verströmt das Buchen- oder Eichenholz. Akazie ist sperrig, hält seinen Duft bedeckt. Und Lärche? Es reicht, mit dem Schleifklotz über die Kante zu fahren, um die Geschichte des Holzes zu ergründen. Ähnlich wie beim barriquierten Wein, der die gesamte Geschichte des Fasses erzählen kann, in dem er reifte, erkennen Experten, wie und wo das Holz gelagert wurde: im feuchten Keller, in einem luftigen Lager oder zwischen vielen anderen Hölzern, deren Duft untergemischt ist.   

Holz eignet sich nicht nur zum Möbelbau, für die Verkleidung von Fassaden, für Terrassen oder Carports: Zunehmend wird Holz benutzt, um damit große Häuser zu bauen. Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser. Sogar Hochhäuser aus Holz gibt es bereits. Dank neuer Holzwerkstoffe wie Brettschichtholz oder so genanntem Cross Laminated Timber ist es Bauingenieuren leicht möglich, mit Holz die Hochhausgrenze von 22 Metern zu knacken. Projekte wie das Hochhaus „Roots“ in Hamburg machen es vor: Das mit einer Höhe von 65 Metern und 19 Geschossen höchste Holzgebäude Deutschlands bietet Platz für 128 Eigentumswohnungen. Laut Angaben der Architekten wurden beim Bau im Vergleich zur konventioneller Bauweise 31 Prozent CO2 eingespart.

Holz als nachwachsender Rohstoff hat generell eine gute Ökobilanz, vor allem im Vergleich zu Beton und Kunststoff. Voraussetzung: Es wurde aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen, wo dem Wald nur so viel Holz entnommen wird, wie in gleicher Zeit nachwächst. Wenn man es mit konventionellen Baustoffen vergleicht, gibt es Überraschungen: Holz kann so viel tragen wie Stahl, dabei ist es leichter. Es hat die die gleiche Druckfestigkeit wie Beton. Und noch dazu bietet es eine gute Wärmedämmung. Dazu kommt das angenehme, warme Wohnklima. 

Die Gretchenfrage beim Holzkauf: Woher stammt das Holz, das verbaut wird? Ein großes Problem für Markt und Umwelt ist der illegale Holzhandel. So werden etwa in Rumänien die letzten Urwälder Europas zerstört, um den Bedarf an Pellets für Holzheizungen zu decken. Bei Holz, das aus dem globalen Süden stammt, wird der Nachweis nachhaltiger Bewirtschaftung oft nicht erbracht. Daher sei von Tropenholz generell abgeraten. Wer im Außenbereich Holz verbauen möchte, sollte auf heimische Hölzer wie Eiche, Robinie oder Lärche setzen. 

Aber auch hier lohnt sich ein aufmerksamer Blick: Ein Drittel der Fläche Deutschlands besteht aus Wald. Für das Klima ist er extrem wichtig, allein ein Hektar Wald bindet pro Jahr etwa 13 Tonnen CO2. Derzeit geht es ihm nicht gut: Klimawandel, Trockenheit und der Borkenkäfer haben enorme Waldflächen zerstört. Zum Teil sind die Probleme menschengemacht: Über viele Jahrzehnte wurden Monokulturen mit schnellwachsenden Nadelbäumen angelegt, die sich nun als wenig resilient erweisen. Wer Holz kaufen möchte, sollte darauf achten, dass es nachhaltig gewonnen wurde. Dies belegen das Naturland- und das FSC-Siegel – am besten sollten beide vorhanden sein. 

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