Früherkennung rettet Leben

Ansicht(aktiver Reiter) Bearbeiten Anzeige verwalten Beiträge Veröffentlichung zurücknehmen Devel Oktober 2021 | stern | Leben mit Krebs Früherkennung rettet Leben Mit jährlich rund 69.000 Neuerkrankungen ist Brustkrebs die häuf
Illustration: Maria Corbi
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Iunia Mihu Redaktion

Die gute Nachricht: Die Zahl der Sterbefälle sinkt seit einigen Jahren – und fast 90 Prozent der Patientinnen mit früh erkanntem Brustkrebs besiegen die Erkrankung. Ein Überblick.

 

Zum ersten Mal ist Brustkrebs der weltweit am häufigste auftretende Krebs“, sagte WHO-Krebsspezialist Andre Ilbawi anlässlich des diesjährigen Weltkrebstages. Lungenkrebs war in den letzten zwei Jahrzehnten die häufigste Form, liegt aber jetzt an zweiter Stelle vor Darmkrebs, der am dritthäufigsten Variante.

ie Zahlen sind erschreckend: Rund 2,3 Millionen neue Fälle von Brustkrebs wurden laut WHO im vergangenen Jahr diagnostiziert - am häufigsten betroffen sind Frauen. Und in Deutschland? Seit den 1980er Jahren ist die Zahl der Fälle auf das Doppelte gestiegen: Mit jährlich rund 69.000 Neuerkrankungen ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, mehr als 17.850 Frauen sterben jährlich daran. Statistisch gesehen entwickelt etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens Brustkrebs, in der Fachsprache „Mammakarzinom“ (vom lateinischen Wort „Mamma“, die Brust) genannt. Krebserkrankungen sind nach Herz-Kreislauf- Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland und weltweit. Das Risiko an Brustkrebs zu erkranken steigt mit zunehmenden Alter.

Die gute Nachricht: Die Zahl der Sterbefälle sinkt seit einigen Jahren – und das obwohl die Rate bei den Neuerkrankungen steigt. Das Mammakarzinom ist heute erfolgreicher behandelbar, die Methoden sind gezielter und oft weniger belastend als früher. Fünf Jahre nach der Diagnose sind rund 81,6 Prozent der Patientinnen am Leben. Dank einer verbesserten Früherkennung, neuer operativer, strahlentherapeutischer sowie medikamentöser Therapiekonzepte sind die Heilungschancen in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Auch eine gute, interdisziplinäre Betreuung in speziellen Brustkrebszentren hat dazu beigetragen.

WIE ENTSTEHT BRUSTKREBS ÜBERHAUPT?

Bösartige Tumoren entstehen dort, wo sich Zellen unkontrolliert teilen. Eine der rund 100 Billionen Zellen des menschlichen Körpers verliert die Kontrolle über ihr Wachstum und fängt an, sich unaufhörlich zu teilen – der Beginn von Krebs ist unsichtbar und schmerzlos. Ursache ist oft eine Mutation in den Erbanlagen der Zelle, eine Art genetischer „Fehler“, der meist zufällig bei der Zellteilung oder beim normalen Zellstoffwechsel entstehen kann. Bei manchen Frauen mit Brustkrebs finden sich diese Veränderungen nicht nur in den Brustzellen, sondern in allen Zellen des Körpers, sie können deshalb auch vererbt werden. Bislang kennt man zwei solcher vererbbaren Anlagen, die das Erkrankungsrisiko deutliche steigern: die Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2. Bei den meisten Patientinnen mit Brustkrebs entsteht ein solcher Erbgutfehler erst im Laufe des Lebens. Anfangs ist auch nur eine einzelne Zelle des Brustdrüsengewebes betroffen, die Erbinformation im Körper bleibt unverändert. Ist der Fehler im Erbgut dieser einzelnen Zelle nicht so gravierend, dass sie abstirbt, teilt sie sich einfach weiter. So gibt die Mutterzelle ihre neuen „fehlerhaften“ Eigenschaften an ihre Tochterzellen weiter, die sich selbst weiter teilen und so weiter – solche bösartigen, unkontrollierbaren Wucherungen von Zellen bilden einen Tumor.

UNTERSCHIEDLICHE FORMEN VON BRUSTKREBS

Je nach Ursprung und Ausbreitung der Erkrankung unterschiedet man verschiedene Formen von Brustkrebs: Das sogenannte duktale Karzinom entwickelt sich aus den Zellen der Milchgänge – Milchgangkrebs ist mit 78 Prozent die häufigste Brustkrebserkrankung. Die festen, soliden Knoten in der Brust sind in der Diagnostik mittels Mammographie und im Ultraschall in der Regel gut zu erkennen. Dann gibt es da noch den Läppchenkrebs, das sogenannte lobuläre Karzinom, das etwa zwölf Prozent der Brustkrebserkrankungen und somit die zweithäufigste Brustkrebsart ausmacht. Es breitet sich von den hauchfeinen Gangsystemen der Drüsenläppchen aus und unterscheidet sich kaum von ihnen – wird daher auch selten ertastet. Generell unterscheiden Ärzte zwischen invasiven und nicht-invasiven Tumoren: Erstere wachsen unkontrolliert in das umgebende Gewebe – es besteht die Gefahr, dass Krebszellen in den Körper streuen, die zu Tochtergeschwüren (Metastasen) in Lymphknoten und anderen Organen führen können. Ein nicht-invasiver Tumor hingegen ist noch nicht über das betroffene Gewebe hinaus gewachsen und gilt daher als Vorstufe der Erkrankung.

WICHTIG: FRÜHERKENNUNG UND VORSORGE

Wie gut Brustkrebs behandelbar ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Größe des Tumors ist auch die Frage entscheidend, wie schnell sich Tumorzellen teilen, ob und wie viele Lymphknoten befallen sind. Wichtig für eine gute Prognose ist, dass der Brustkrebs so früh wie möglich erkannt und behandelt wird. Fast 90 Prozent der Patientinnen mit früh erkanntem Brustkrebs besiegen die Erkrankung – die Früherkennung und die Brustkrebsvorsorge sind daher enorm wichtig. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen in der Regel für Frauen ab 30 Jahren. Für Frauen, in deren Familien gehäuft Brustkrebs in jungen Jahren vorkommt und bei denen genetische Veränderungen im BRCA1- und BRCA2-Gen nachgewiesen wurde, empfehlen Mediziner schon ab dem 25. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsrisiko in der Familie alle sechs Monate eine Tast- und Ultraschalluntersuchung sowie einmal pro Jahr eine Kernspintomografie. Zudem soll ab dem 40. Lebensjahr ein- bis zweijährlich eine Mammografie vorgenommen werden.

RISIKOFAKTOREN, DIE BEEINFLUSSBAR SIND

Warum Brustkrebs entsteht, ist nicht abschließend geklärt – man weiß aber, dass auch bestimmte Risikofaktoren bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielen. Manche kann man beeinflussen. Regelmäßiger Alkoholkonsum, langjähriger Zigarettengenuss, geringe körperliche Bewegung, Übergewicht sowie Diabetes Typ
2 begünstigen die Entstehung von Brustkrebs. So weiß man heute, dass stark übergewichtige Menschen ein höheres Risiko haben an Brustkrebs zu erkranken. Der Grund: Im Fettgewebe werden Hormone gebildet, die den Östrogenspiegel ansteigen lassen. Auch Insulin wird mehr produziert – das begünstigt das Wachstum vieler Krebszellen. Das Fett im Essen spielt ebenfalls eine Rolle: Wer viel tierische Fette isst, hat ebenfalls einen höheren Östrogenspiegel und damit ein etwas höheres Risiko – eine ausgewogene Ernährung, die den Körper mit Energie, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt, ist immer wichtig.

INFOS UND ANLAUFSTELLEN

DEUTSCHE KREBSGESELLSCHAFT E.V.

Die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft hat zum Ziel, Krebserkrankungen vorzubeugen, ihre Behandlung zu verbessern und die Lebensqualität von krebskranken Menschen zu erhöhen.
T 030 322 932 90   E service@krebsgesellschaft.de
www.krebsgesellschaft.de

ROBERT KOCH-INSTITUT (RKI)

Bekannt geworden in der Corona-Pandemie, ist das RKI auch Sitz des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD), das die anonymisierten Daten der epidemiologischen Landeskrebsregister auf Bundesebene zusammenführt. Wesentliches Ziel ist es, der wissenschaftlichen Forschung zuverlässige Daten zu Krebserkrankungen in Deutschland zur Verfügung zu stellen und der interessierten Öffentlichkeit umfassende Informationen zum Krebsgeschehen an die Hand zu geben.
T 030 187 540   E zentrale@rki.de-mail.de
www.rki.de

STIFTUNG DEUTSCHE KREBSHILFE

Die Stiftung setzt sich für die Krebsforschung ein und initiiert Projekte, um das Leben von krebskranken Menschen zu verbessern. Mittels Aufklärung wird in der Bevölkerung das Bewusstsein für Gesundheitsrisiken geschärft.
T 0228 729 900   E deutsche@krebshilfe.de
www.krebshilfe.de

KREBSINFORMATIONSDIENST (KID) DES DEUTSCHEN KREBSFORSCHUNGSZENTRUMS

Der Krebsinformationsdienst (KID) bietet Fachkreisen unabhängige, aktuelle und qualitätsgesicherte Informationen aus dem gesamten Spektrum der Onkologie und steht allen Menschen bei Fragen zu Krebs zur Verfügung. Unter anderem gibt es hier eine Umkreissuche zu psychosozialen Krebsberatungsstellen, die Unterstützung, Beratung, Information anbieten.
T 0800 420 30 40   E krebsinformationsdienst@dkfz.de
www.krebsinformationsdienst.de

BERUFSVERBAND DER FRAUENÄRZTE

Frauenärzte begleiten Frauen oft über lange Phasen ihres Lebens. Wenn eine Frau einen ungewöhnlichen Befund oder eine Veränderung in ihrer Brust feststellt, sollte sie sich bei ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt vorstellen.
T 089 244 46 60   E bvf@bvf.de
www.frauenaerzte-im-netz.de

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