Das Bauhaus lebt!

Eine Idee und was aus ihr wurde: Weissenhof in Stuttgart, Walter Gropius in Karlsruhe und die Wiederbelebung der Bauhaus-Ideen in Ulm. Zum 100-jährigen Jubiläum der berühmten Kunstschule begeben wir uns auf Spurensuche in Baden-Württemberg.
Le-Corbusier-Haus in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung
Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg Beitrag

Man tritt über die Türschwelle – und fühlt sich wohl. Das schmale Treppenhaus wirkt mit seinen farbigen Wänden großzügig. Das Wohnzimmer hat ein Fensterband, das den Blick ins Grüne ermöglicht. Willkommen im berühmten Haus Le Corbusier in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung!    


Andächtig wandelt man durch das Musterhaus von 1927, das heute Museum ist – trotz seiner klaren Formen ist es richtig gemütlich und immer noch sehr modern. Seit 2016 gehören die beiden Le-Corbusier-Häuser zum Weltkulturerbe der UNESCO.


Einst war die Meinung zu den 33 Flachdachbauten sehr geteilt, erzählt Anja Krämer, die Leiterin des Weissenhofmuseums im Haus Le Corbusier. „Wir Berliner blicken voller Neid auf Stuttgart“, schreibt damals zwar eine Hauptstadt-Zeitung. Aber dem Planer Ludwig Mies van der Rohe bläst auch ein rauer Wind entgegen. Als der Architekt seine Pläne für die Bauausstellung, die die Stadt mit dem Deutschen Werkbund ausrichtet, vorlegt, lehnen mehrere Stuttgarter Architekten die Ideen ab. Der Gemeinderat in Stuttgart denkt damals visionär, er stimmt für die Pläne van der Rohes, und dieser engagiert 17 Architekten, darunter den Bauhaus-Begründer Walter Gropius und Hans Scharoun, der später die Berliner Philharmonie baut. Es entstehen 33 Häuser, von denen heute noch zwei Drittel stehen. Nur zwei Stuttgarter sind unter den Planern.


        
Aus Stuttgart kommen viele Impulse fürs Bauhaus

 

Einer von ihnen, Adolf Gustav Schneck, baut 1929/30 in Bad Urach ein Kaufmannserholungsheim, das Haus auf der Alb, in dem heute das Tagungszentrum der Landeszentrale für Politische Bildung untergebracht ist. Im Rahmen von Seminaren kann man in der Ikone des Neuen Bauens übernachten.    


Oskar Schlemmer und der Schweizer Künstler Johannes Itten, die beide bei Adolf Hölzel an der Stuttgarter Kunsthochschule studiert haben, kommen als Bauhaus-Meister nach Weimar, um dort zu unterrichten. Einige ihrer Werke hängen heute im Kunstmuseum Stuttgart und in der Staatsgalerie Stuttgart.    

 

Dammerstock – Viel Licht, viel Grün

 

 „Viel Licht, viel Luft und viel Großzügigkeit, das wünschte man sich in Karlsruhe für die neue Siedlung im Dammerstock“, erzählt die Gästeführerin Gabriele Tomaszewski beim Rundgang. Die Zielgruppe waren ganz normale Bürger. Spannend: Die Dammerstock-Siedlung, wegen der Weltwirtschaftskrise nie fertiggestellt, wurde in Zeilenbauweise errichtet: Die Häuser sind so gebaut, dass morgens die Sonne ins Schlafzimmer scheint – und nachmittags in den Wohnraum. Zwischen den Gebäudereihen ließ man viel Platz. Heute spaziert man hier durch ein grünes, luftiges Quartier, das vor allem bei Familien sehr beliebt ist.

 

Die Bauhaus-Idee lebt nach dem Krieg in Ulm weiter

 

War‘s das dann mit dem Neuen Bauen und dem Bauhaus, damals, als die Nationalsozialisten 1933 das Bauhaus in Dessau schließen? Natürlich nicht! Viele Künstler emigrieren. Aber auch in Deutschland lebt das Bauhaus weiter. Und zwar in Ulm. Dort wird 1953 die Hochschule für Gestaltung (HfG) gegründet, die als die bedeutendste Design-Hochschule nach dem Bauhaus gilt.

 

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