Krankenhäuser brauchen verlässliche Partner – Chancen KHZG nutzen

Erst 2020 angeschoben, soll es bereits bis 2024 komplett umgesetzt sein – das KHZG ist für Anbieter und Kliniken gleichermaßen herausfordernd. IT-Generalisten sind da im Vorteil.
Vernetzt, digital, patientenzentriert – stationäre  Gesundheitsversorgung von morgen
Vernetzt, digital, patientenzentriert – stationäre Gesundheitsversorgung von morgen
Telekom Healthcare Solutions GmbH Beitrag

Es ist eine der zentralen Erkenntnisse aus knapp zwei Jahren Pandemie: Das deutsche Gesundheitswesen muss digitaler werden, um auch in Zukunft Spitzenleistungen erreichen zu können. Dafür hat die Politik ein ganzes Feuerwerk an Gesetzesinitiativen gezündet. Im stationären Sektor, vorrangig in den Akutkliniken des Landes, sorgen derzeit vier Buchstaben für ordentlich Druck im Kessel: KHZG. Die Abkürzung steht für das Krankenhauszukunftsgesetz, das – wie der Name bereits suggeriert – die Kliniklandschaft fit für das digitale Zeitalter machen soll. Insgesamt elf Fördertatbestände wurden dafür identifiziert, für deren Umsetzung Bund und Länder zusammen 4,3 Milliarden Euro bereitstellen. Zwei Dinge sind an der Förderung tatsächlich neu: Die Muss- und Kann-Kriterien, die für jeden Fördertatbestand identifiziert wurden, stellen in vielen Bereichen Patientinnen und Patienten deutlich stärker in den Vordergrund. Und „Digitalisierungsverweigerer“ werden mit einer sogenannten Malus-Klausel laut Gesetz ab Januar 2025 mit Abschlagszahlungen von bis zu zwei Prozent rechnen müssen, wenn digitale Kerndienste nicht bereitgestellt oder genutzt werden. Anträge konnten die Kliniken bis Ende 2021 bei den zuständigen Landesbehörden einreichen. Als nächste Schritte stehen Ausschreibungen und die Implementierung digitaler Lösungen an.


„Sowohl die Anforderungen als auch der Zeitplan zur Umsetzung des KHZG sind eine große Herausforderung und zugleich eine große Chance für die Kliniklandschaft. Klar ist: Das kann nur gemeinsam gelingen. Wir brauchen einen engen Schulterschluss zwischen Industrie und den Kliniken“ kommentiert Gottfried Ludewig, Senior Vice President T-Systems Health Industry. Dieser Schulterschluss ist allein schon deshalb nötig, weil es sowohl in den Kliniken als auch auf Anbieterseite an Fachkräften mangelt, die über eine Kombination aus medizinischem Wissen und IT-Kenntnissen verfügen. Umso wichtiger sei es nun für die Kliniken, Partner auszuwählen, die sowohl nah an den Klinikabläufen sowie die Fachkenntnisse für den IT-Bereich mitbringen und die. All dies kann nur in einem echten Teamwork und in einer vertrauensvollen Partnerschaft funktionieren, gerade da wir im Bereich der besonders schützenswerten Gesundheitsdaten agieren, betont Ludewig. Er hebt hervor: „Isolierte Pilotinseln sind passé. Die Projekte der Kliniken müssen vernetzt zusammen funktionieren und auch innerhalb einer Klink reibungslos ineinandergreifen. Diese Interoperabilität über alle Bereiche garantieren zu können, ist aus Sicht der Kliniken sicher ganz entscheidend. All dies soll gute Abläufe ermöglichen, für eine bestmögliche Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten. Diese vertrauen den Häusern ihre Gesundheit und auch ihre Daten an. Dies passiert im Vertrauen darauf, dass beste Daten zur besten Therapie führen. Und dass ihre Daten sicher sind.“


Ludewig sieht im KHZG eine „enorme Chance für eine noch bessere Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland.“ Was das Gesundheitswesen aus dieser Chance mache, entscheide sich aber genau jetzt, so Ludewig weiter. Die Kliniken sieht Ludewig an einem Scheideweg. Ob die Fördergelder tatsächlich den Grundstein für eine gelungene digitale und vernetze Gesundheitsversorgung legen, hänge eben stark von der konkreten Zusammenarbeit von IT-Profis in Unternehmen und Kliniken ab.“

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Dr. Gottfried Ludewig Senior Vice  President, T-Systems Health Industry  Foto: Tobias Koch
Dr. Gottfried Ludewig Senior Vice President, T-Systems Health Industry Foto: Tobias Koch

Warum gestaltet sich die Digitalisierung des Gesundheitswesens so schleppend?
Die Corona-Pandemie hat es offengelegt und der DigitalRadar Krankenhaus als Reifegradmessung nun noch einmal unterstrichen: Der Nachholbedarf ist immens. Niemand kann erwarten, dass eine Digitalisierung da über Nacht gelingt. Aber ich sehe es positiv: Mit dem KHZG sind wir jetzt auf dem Weg!

Dennoch haben wir hierzulande auch einige „hausgemachte“ Hürden, oder?
Absolut. Der Föderalismus ist da ein Beispiel: Während Cloud-Computing als ein Fördertatbestand des KHZG vom Bund explizit gewünscht wird, gibt es Landesdatenschützer, die solche Lösungen nach wie vor ablehnen. Solche Diskrepanzen verunsichern nur und müssen daher dringen behoben werden.

Was ist aus Ihrer Sicht das entscheidende Kriterium für erfolgreiche Digi-talprojekte?
Ganz klar: Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Sie muss immer sinn- und mehrwertstiftend sein – und zwar für die Nutzer. Mit Blick auf das KHZG heißt das für Ärzteschaft, Pflege sowie die Patientinnen und Patienten gleichermaßen. Daher gilt es jetzt auch, die Fördergelder mit Weitsicht zu investieren.

Stichwort Weitsicht: Wie sollte es nach Ablauf des KHZG weitergehen?
Hier geht es aus meiner Sicht vor allem um Planungssicherheit. Derzeit ist beispielsweise noch nicht geklärt, wie die Anschlussfinanzierung für die installierten IT-Systeme aussieht. Solche Fragen müssen zeitnah adressiert werden.

 

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