Schlüsselorgane für die Gesundheit

Über neun Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Nierenerkrankung betroffen. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Und wie groß sind die Heilungschancen?

Illustration: Stephanie Hofmann
Illustration: Stephanie Hofmann
Jörg Klingele Redaktion

Unsere beiden Nieren erfüllen eine lebenswichtige Aufgabe: Sie reinigen unser Blut. Dabei filtern sie unter anderem Abbauprodukte des Stoffwechsels aus, darunter Kreatinin und Harnsäure, sowie Giftstoffe, die beim Abbau von Medikamenten entstehen oder die in Tabak enthalten sind. Die meisten der ausgefilterten Stoffe werden über den Urin ausgeschieden. Neben dieser Hauptaufgabe sind die Nieren an der Regulierung des Blutdrucks und der Bildung der roten Blutkörperchen sowie am Aufbau der Knochensubstanz beteiligt. Zu den häufigsten Nierenerkrankungen zählen das akute und das chronische Nierenversagen, die Nierenbeckenentzündung, Nierensteine und das Nierenzellkarzinom.
 

AKUTES NIERENVERSAGEN


Bei einem akuten Nierenversagen stellen die Nieren innerhalb von etwa 48 Stunden ihre Arbeit weitgehend ein. Dadurch kommt es zu einer Harnvergiftung, die lebensgefährlich sein kann. Anfangs macht sich ein derartiges Nierenversagen nicht bemerkbar. Später zeigen sich Symptome wie eine verminderte Harnmenge, Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen, Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit sowie bräunlich-gelb verfärbte und juckende Haut. 

Ursache ist meist ein starker Flüssigkeitsverlust, hervorgerufen durch intensive Blutungen, großflächige Verbrennungen, Durchfall, Erbrechen oder die Einnahme von entwässernden Medikamenten. Der zweithäufigste Grund ist eine direkte Schädigung des Nierengewebes, verursacht unter anderem durch Entzündungen, eine verminderte Durchblutung oder bestimmte Medikamente. In selteneren Fällen liegt die Ursache in einer Verstopfung der Harnwege, beispielsweise durch Harnleitersteine, Tumore oder Blutgerinnsel.

Die Behandlung ist abhängig von der Ursache: Ein Flüssigkeitsverlust lässt sich durch Infusionen ausgleichen. Sind Medikamente der Auslöser, so können die Ärzte die Dosis anpassen oder sie durch andere Medikamente ersetzen. Verstopfungen der Harnwege lassen sich operativ entfernen.

Die Sterblichkeit bei einem akuten Nierenversagen beträgt 30 bis 40 Prozent. Etwa 10 Prozent der Erkrankten benötigen eine Dialyse, also eine regelmäßige Blutwäsche mit Hilfe einer künstlichen Niere. Bei 20 bis 30 Prozent kommt es zu einem chronischen Nierenversagen.
 

CHRONISCHES NIERENVERSAGEN


Als chronisch bezeichnen Mediziner ein Nierenversagen dann, wenn die Nieren länger als drei Monate lediglich noch eingeschränkt arbeiten. Die Ursache ist meist Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, seltener eine angeborene Nierenerkrankung wie Zystennieren.

Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, so lässt sich ihr Fortschreiten verlangsamen. Das geschieht vorrangig durch ein Behandeln der Grunderkrankung. Zum Einsatz kommen also blutzuckersenkende Mittel, Blutdrucksenker oder entzündungshemmende Medikamente.

Arbeiten die Nieren nicht mehr kräftig genug oder stellen sie ihren Dienst komplett ein, so wird eine Dialyse nötig. Im Idealfall ist dies jedoch lediglich eine Überbrückung bis zur Transplantation einer Spenderniere. Die Erfolgsaussichten einer derartigen Operation sind gut: Fünf Jahre nach der Transplantation funktionieren unter den besten Voraussetzungen noch 87 Prozent der Nieren. Eine transplantierte Niere erfüllt durchschnittlich etwa 15 Jahre ihre Aufgaben.

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