»IT-Plattform für Präzisionsmedizin«

Dr. Axel Wehmeier leitet das Konzerngeschäftsfeld Gesundheit bei der Deutschen Telekom.
Dr. Axel Wehmeier
Dr. Axel Wehmeier; Sprecher der Geschäftsführung; Business Development Healthcare
Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH Beitrag

Wie ist Ihre Vision für die vernetzte Gesundheitsversorgung der Zukunft?
Das Potenzial für die Digitalisierung ist in der Medizin riesig. Die Umrisse zeichnen sich längst ab: Internetmedizin und Telemedizin kommen wenn auch noch zu langsam voran, die mobile Erfassung von Daten nimmt zu, und für die medizinische Analytik stehen zunehmend leistungsfähige Technologien zur Verfügung, immer häufiger über die Cloud. Unsere Vision ist ein Ökosystem, bei dem spezialisierte Lösungsanbieter über standardisierte Plattformen vernetzt werden. Die Umsetzung dürfte über integrierte Versorgungsmodelle laufen. Auch dieser Prozess hat längst begonnen.

Wie kann sich die Deutsche Telekom positionieren?
Die Deutsche Telekom steht – in Abgrenzung zu den massiv subventionierten geschlossenen Gesundheits-IT-Lösungen amerikanischer Prägung – für ein offenes Plattformmodell. Wir wollen uns vor allem mit elektronischen Patientenakten unter Verantwortung der Patienten bzw. Bürger positionieren. Diese Akten fungieren als Plattform, an die die Anbieter von Therapie- oder Diag-nose-Tools ihre Produkte über offene Schnittstellen andocken. Wir besitzen alle dafür nötigen Kompetenzen. Wir können Infrastruktur, wir können Connectivity, gerade auch mobile Connectivity. Und wir sind beim Thema Sicherheit klar besser als andere.

Aktuell steht im Mobilfunk der Sprung in Richtung 5G an. Profitiert das Gesundheitswesen davon?
Die 5G-Netze eröffnen ganz neue Möglichkeiten, sensorbasierte Anwendungen zu entwickeln. Das Entscheidende sind nicht allein höhere Bandbreiten, sondern geringere Latenzzeiten. Das erlaubt Anwendungen, die in Echtzeit die Daten vieler einzelner Sensoren parallel verarbeiten. Gerade die Telemedizin wird vom nächsten Mobilfunkstandard massiv profitieren.

Welchen Stellenwert wird konkret die mobile Sensorik haben?
Ein Beispiel aus dem Reitsport: Dort werden heute schon Trainingszustände über komplexe Sensorsysteme standardisiert erfasst. Das lässt sich auf die Medizin übertragen, etwa in Szenarien, in denen Physiotherapeuten die Erfolge von Bewegungstherapien sehr viel besser überwachen und ihre Therapien demzufolge sehr viel individueller gestalten können als das heute der Fall ist. Hier sehe ich für Wearables ein großes Potenzial. Andere Stichworte wären die Überwachung von Implantaten, oder auch die Steuerung von Pflegerobotern und von robotergestützten Rehabilitations-systemen.

Sind wir dank digitaler Vernetzung auf dem Weg in eine völlig neue Art der Medizin?
Es gibt in der Medizin Begriffe wie „Precision Medicine“ oder P4-Medi-zin, die genau das beschreiben. Die Arzneithera-pie differenziert sich aus. Patienten partizipieren stärker. Prävention wird wichtiger, und Gesundheitsrisiken werden so weit möglich vorhergesagt. Das alles ist komplex, es hat auch ethische Dimensionen, aber vor allem funktioniert es nicht ohne IT. Gesucht sind Plattformen für die Patienteneinbindung, Big-Data-Tools für die prädiktive Analytik und die personalisierte Therapie und IT-gestützte Konzepte für effektivere Prävention. Gesundheitsversorgung und IT werden Hand in Hand gehen.

www.telekom-healthcare.com

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