Herr Dr. Stücker, Sie leiten das Immun-Onkologische Zentrum Köln, kurz IOZK, das auf Immuntherapie gegen Krebs spezialisiert ist. Was ist das Besondere daran?
Wir grenzen uns ab von der generalisierten Immuntherapie. Dabei bekommen die Patienten auf Vorrat produzierte Antikörper, die das Immunsystem in die Lage versetzen, stärker gegenzusteuern – das kann helfen, aber auch schiefgehen, wenn die Erkrankten eine unerwünschte Immunreaktion entwickeln. Das IOZK dagegen wendet eine individualisierte Immuntherapie an. Sie basiert auf der Aktivierung tumorspezifischer, zytotoxischer T-Zellen, die nur Tumorzellen angreifen.
Wie funktioniert das?
Jeder Patient ist einzigartig, ebenso jeder Tumor. Daher entnehmen wir dem Erkrankten Immunzellen und Tumorbestandteile mit dessen spezifischen Antigenen. Dann kombinieren wir ein onkolytisches Virus und die Tumorantigene mit patienteneigenen antigenpräsentierenden Zellen und gewinnen so den individuellen Impfstoff, der dem Patienten injiziert wird – das aktiviert das Immunsystem, den Tumor zu bekämpfen. Im Rahmen dieser Virotherapie nutzen wir bekannte onkolytische Viren, die nur Tumorzellen befallen und zerstören können. Wenn sich das Virus in den Krebszellen vermehrt, erkennt das Immunsystem die Zellen als gefährlich und attackiert sie.
Welche Erfolge zeitigt die individualisierte Immuntherapie?
Wenn Patienten eine Immunantwort gegen einen Tumor entwickelt haben, finden sich im Tumorgewebe Immunzellen. In diesem Fall haben die Patienten exorbitant bessere Überlebenschancen: Bei Dickdarmkrebs leben fünf Jahre nach der Erstdiagnose noch 80 Prozent der Betroffenen, bei einem negativen Befund sind es nur 35 Prozent. Bei Eierstockkrebs leben nach fünf Jahren noch die Hälfte der erkrankten Frauen mit einer Immunreaktion – anderenfalls überlebt keine von ihnen. Die Zahlen sprechen für sich.
https://www.iozk.de/