Gute Daten, gute Gesundheit!

Daten können keine Diagnosen stellen und keine erkrankten Menschen behandeln. Für eine moderne Gesundheitsversorgung sind sie dennoch unverzichtbar. Dr. Holger Bartz und Christian Hilmer erklären, welchen Wert gesundheitsbezogene Daten für Medizin und Versorgung haben.

Daten aus dem Versorgungsalltag sind die Grundlage für die Entwicklung neuer, besserer Therapien und eine zunehmend maßgeschneiderte Gesundheitsversorgung. Foto: iStock-962094932
Daten aus dem Versorgungsalltag sind die Grundlage für die Entwicklung neuer, besserer Therapien und eine zunehmend maßgeschneiderte Gesundheitsversorgung. Foto: iStock-962094932
Janssen-Cilag GmbH Beitrag

Wie können Daten dazu beitragen, unsere Gesundheitsversorgung zu verbessern?

HB: Unser Anspruch als forschendes Unternehmen – und mein ganz persönlicher Anspruch als Mediziner: Alle Patient:innen sollen die individuell bestmögliche Therapie erhalten, und zwar genau dann, wenn sie diese brauchen. Langfristig arbeiten wir daran, Krankheiten, die heute nicht oder nur unzureichend behandelbar sind, eines Tages behandeln, heilen oder sogar verhindern zu können. Gesundheitsbezogene Daten helfen uns dabei. Systematisch erhoben, miteinander verknüpft und ausgewertet, zeigen sie uns, wo es den größten Bedarf an neuen oder besseren Therapien gibt. Das ermöglicht uns, unsere Forschungsaktivitäten zu fokussieren und gezielt medizinische Innovationen zu entwickeln, die diesen Bedarf decken – beziehungsweise bereits zugelassene Therapien so anzupassen, dass sie noch besser auf die spezifischen Anforderungen von Patient:innen zugeschnitten sind, weil sie zum Beispiel mit weniger Nebenwirkungen für die Betroffenen einhergehen.

 

Um welche Daten geht es konkret?

CH: Es gibt unterschiedliche Arten von gesundheitsbezogenen Daten, unterschiedliche Orte, an denen sie entstehen und unterschiedliche Akteure, die sie generieren. Bei jedem Arztbesuch oder Klinikaufenthalt etwa generieren wir Daten über unseren Gesundheitszustand, unsere Reaktion auf verordnete Therapien, über Wechselwirkungen etc. Das sind die sogenannten versorgungsnahen Daten, Versorgungsdaten oder auch Real World Data. Registerdaten zählen ebenfalls zu den versorgungsnahen Daten. Sie werden in klinischen Datenbanken erfasst und dokumentieren für bestimmte Erkrankungen den Verlauf ausgewählter Therapien. Nicht zu vergessen: Studiendaten, die forschende Unternehmen wie Janssen im Rahmen der klinischen Studien zur Zulassung neuer Medikamente generieren. All diese Daten haben einen unschätzbaren Wert für Medizin und Versorgung: von der Diagnostik, über die Erforschung und Entwicklung zunehmend personalisierter und präzise wirkender Therapien, die datenbasierte Auswahl der individuell erfolgversprechendsten Therapie bis hin zum Auswerten des medizinischen Ergebnisses.

CHRISTIAN HILMER, Leiter Marktzugang und Erstattung von Janssen Deutschland
CHRISTIAN HILMER, Leiter Marktzugang und Erstattung von Janssen Deutschland
r. med.  Holger Bartz Leiter Medizin und Geschäftsführer von Janssen Deutschland
r. med. Holger Bartz Leiter Medizin und Geschäftsführer von Janssen Deutschland

Das klingt super. Wo ist der Haken?

HB: Um die unterschiedlichen Daten bestmöglich im Sinne von Patient:innen nutzen zu können, müssten wir sie systematisch miteinander verknüpfen. Davon sind wir aktuell noch weit entfernt. Ganz abgesehen von der fehlenden Interoperabilität und nicht kompatibler IT-Strukturen scheitert es auch am fehlenden Zugang forschender Unternehmen zu den vorliegenden Daten.

CH: Und das, obwohl forschende Pharmaunternehmen zu den Innovationstreibern in Deutschland zählen. Glücklicherweise sehen das auch andere Akteure aus dem Gesundheitswesen so und machen sich zunehmend dafür stark, dass wir in punkto Datenzugang und -nutzung genauso behandelt werden wie andere forschende Institutionen.

 

Wie wichtig sind Daten, wenn das neue Medikament erst einmal entwickelt und zugelassen ist?  

CH: Damit Patient:innen zum richtigen Zeitpunkt Zugang zu neuen Medikamenten haben können, müssen diese von den Herstellern in den Markt eingeführt werden. Hierfür gibt es in Deutschland ein verbindliches Verfahren, das nach dem zugrundeliegenden Gesetz benannt ist: Das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes, kurz AMNOG, ist international hoch angesehen, weil es neue Medikamente evidenzbasiert unmittelbar nach ihrer Zulassung in die Versorgung bringt. Nach mehr als zehn Jahren ist es jedoch Zeit, das System an den Stand der wissenschaftlich-methodischen Erkenntnisse anzupassen, insbesondere auch in Bezug auf die adäquate Berücksichtigung von versorgungsnahen Daten.

 

Wo genau sehen Sie Anpassungsbedarf?

HB: Die Medizin hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wir können Krankheiten immer früher erkennen und zunehmend personalisiert und präzise behandeln. Damit der medizinische Fortschritt verlässlich bei den Menschen ankommt und Patient:innen zum richtigen Zeitpunkt Zugang zu medizinischen Innovationen haben, müssen wir das System an den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis anpassen.
CH: Je personalisierter ein Medikament ist, je früher und präziser es in den Krankheitsverlauf eingreift, desto schwerer ist es in die Versorgung zu bekommen. Besonders häufig beobachten wir das bei Medikamenten zur Behandlung von Erkrankungen, von denen nur wenige Menschen betroffen sind oder für die es noch keine Vergleichstherapie gibt. Der Grund sind unzeitgemäße methodische Hürden, vor allem im Hinblick auf die Akzeptanz von versorgungsnahen Daten wie den oben angesprochenen Registerdaten. Diese Hürden erleben wir sogar dann, wenn der Bedarf für ein neues Medikament sehr hoch ist, etwa in der Onkologie. Wenn wir sicherstellen wollen, dass alle Patient:innen zum individuell richtigen Zeitpunkt die Chance auf die individuell bestmögliche Therapie haben, müssen wir die Methoden des AMNOG um neue Studiendesigns und klinische Endpunkte ergänzen und Daten aus dem Versorgungsalltag angemessen berücksichtigen. Je schneller, desto besser.

JANSSEN

Janssen ist eines der weltweit führenden forschenden Unternehmen und Teil des Gesundheitsunternehmens Johnson & Johnson. In Deutschland hat die Nummer 2 der forschenden Pharmaunternehmen über 1.000 Mitarbeiter:innen. Forschungsschwerpunkte des Unternehmens sind Onkologie, Immunologie, Infektiologie, Neurowissenschaften und pulmonale Hypertonie. Janssen investiert weltweit täglich etwa 22 Millionen Euro in die Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente.   
    
www.janssen.com/Germany
 

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