Es war ein kleiner, dennoch vielleicht sehr wichtiger Schritt für die Menschheit: Forscher aus Jena und Ulm haben vor kurzem entdeckt, dass gewisse Stammzellen im Darm DNA-Schäden besser tolerieren und überleben können als andere. Womöglich könnte mit diesen Erkenntnissen die Grundlage für eine neue Therapie gegen den Darmkrebs entwickelt werden.
Die Stammzellen befinden sich im Darmepithel, der Zellschicht, die die Innenseiten des Darms bedeckt. Sie erneuert sich alle 14-Tage komplett, die Zellen teilen sich also extrem häufig. Damit können auch Mutationen häufiger auftreten. DNA-Schäden im Alter können zum Verlust der Stammzellen und damit zu Krebs führen. Die Stammzellen befinden sich am Boden von Vertiefungen im Darm, so genannten Darmepithelkrypten, die kleinen Mägen ähneln. Die Aktivität dieser Stammzellen und die Selbsterneuerung des Darmepithels werden vor allem durch den so genannten Wnt-Signalweg kontrolliert, der auch mit der Entstehung von Darmkrebs in Zusammenhang steht.
Die Forscher des Jenaer Leibniz-Instituts für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) und der Universität Ulm erkannten: Die Lage in der Gewebenische bestimmt die Wnt-Aktivität und so das Überleben der Stammzellen. Sie überleben nur am Rand und bei geringer Wnt-Aktivität. Damit sind neue Wege für die Tumorforschung denkbar. „Die pharmakologische Aktivierung des Wnt-Signalweges könnte eventuell zur Eliminierung geschädigter Krebsstammzellen führen und damit die Therapiemöglichkeiten bei Darmkrebs verbessern“, vermuten die Forscher.
Ein Durchbruch in der Krebsforschung ist das nicht. Doch ein Indikator dafür, wie sehr der Darmkrebs in den Fokus der Medizinforschung rückt. Darmkrebs ist die häufigste Krebsform in Deutschland, jedes Jahr erkranken 62.430 Menschen daran. 26.000 Menschen sterben daran. Im Laufe ihres Lebens erkranken in Deutschland sechs von 100 Menschen an Darmkrebs; das ist jeder Siebzehnte.
Gleichwohl ist Darmkrebs ist eine Krebsart, die sehr gut vermeidbar ist. Wird er früh erkannt, ist er gut behandelbar. Ein früh entdeckter Darmkrebs, der sich noch nicht auf andere Organe ausgebreitet hat, ist heute in der Regel sogar heilbar. Bei etwa 90 Prozent aller Fälle entsteht Darmkrebs aus vorerst gutartigen Darmpolypen. Eine wichtige Aufgabe der Vorsorge ist es, diese Darmpolypen rechtzeitig zu entdecken und zu entfernen, bevor sie sich zu einem Darmkrebs entwickeln können. Darmpolypen verursachen quasi keine Beschwerden und können nur mit Hilfe der Darmkrebsvorsorge aufgespürt werden.
Menschen ab 50 Jahren sind aufgerufen, sich zur Vorsorge einer Darmspiegelung zu unterziehen; doch nur 20 Prozent der Berechtigten machen Gebrauch davon. Auf einer Expertentagung zum Darmkrebs in Heidelberg im vergangenen Jahr erklärte Christa Maar von der Felix-Burda-Stiftung, die sich gegen Darmkrebs engagiert: „Die Darmspiegelung ist die einzige Untersuchung, bei der man gutartige Vorstufen findet. Die sind noch kein Krebs. Man trägt sie ab, und dann entsteht auch kein Krebs mehr - insofern ist das eine wirkliche präventive Untersuchung.“
Otmar Wiestler, Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums, ergänzte: „Wenn sich eine gesunde Frau oder ein gesunder Mann im Alter von 50 Jahren einer Darmspiegelung unterzieht und man dabei keine krankhaften Veränderungen feststellt, ist das Risiko praktisch null, dass diese Person im Lauf der nächsten 15 bis 20 Jahren Darmkrebs entwickelt.“
Ab 2016 wird Darmkrebs noch einmal stärker in den Fokus der medizinischen Früherkennung genommen. Dann werden die Krankenkassen an Menschen über 50 Jahren Einladungen zur Darmspiegelung verschicken.
Früh erkannt, Gefahr gebannt
Häufigste Krebsart ist der Darmkrebs. Die medizinische Forschung arbeitet unter Hochdruck an neuen Therapien. Dabei ist Darmkrebs, früh erkannt, heilbar.
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