Im Januar meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO: Die Zahl neuer Ebola-Infektionen in Westafrika sinkt. Aufklärung und Quarantäne halten das Fieber in Schach, Wissenschaftler testen in den USA bereits einen Impfstoff. Dass die Erforschung einer wirksamen Impfung nur einen Teil des Kampfs gegen ansteckende Erkrankungen ausmacht, zeigen die jüngsten Ausbrüche der Masern: Alleine in Berlinen haben sich nach Angaben der Behörden seit Oktober mehr als 400 Menschen angesteckt – viele jüngere Erwachsene sind nicht geimpft.
Abseits dieser aktuellen Debatten arbeiten Forscher auf der ganzen Welt an Mitteln gegen schwere Infektionskrankheiten – und damit gegen eine ganze Reihe von Bakterien, Pilzen, Viren und anderen Erregern. Das HI-Virus (HIV) etwa kann mittlerweile medikamentös eingedämmt werden, Betroffene müssen aber ihr Leben lang mit Medikamenten und deren Nebenwirkungen leben. Forscher vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) machen jetzt Hoffnung: „Uns ist es im Labor erstmals gelungen, die Gene des HI-Virus aus menschlichen Zellen herauszuschneiden“, erklärt Professor Dr. Joachim Hauber, Leiter der Abteilung Antivirale Strategien am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg. „Wir haben dazu ein spezielles Enzym entwickelt, das als ,Schere‘ fungiert, die infizierte Zellen vom Virus befreit und somit heilt.“ An Mäusen habe die Methode bereits funktioniert – bestenfalls könne daraus in den nächsten zehn Jahren eine Therapie für Menschen entwickelt werden.
DZIF-Forscher arbeiten ebenfalls an der Bekämpfung von Hepatitis-Viren, die die Leber infizieren. „Nach den ersten klinischen Studien sind wir sehr zuversichtlich, ein neuartig wirkendes Medikament gegen Hepatitis B und Hepatitis D gefunden zu haben“, berichtet der Heidelberger Virologie-Professor Stephan Urban. „Myrcludex B bindet mit hoher Effizienz an Leberzellen und blockiert dort in bereits geringen Dosen den Eintritt beider Viren in die Zelle.“ Werden auf diese Weise gesunde Leberzellen geschützt, sei das ein wichtiger Beitrag dazu, die Viren möglicherweise zu eliminieren. Der Wirkstoff wird derzeit in Folgestudien weiter getestet.
»Mit dem Klimawandel wandern auch die Infektionskrankheiten.«
Infektionsforscher befassen sich auch verstärkt mit Strategien, um dem Zusammenspiel von Klimawandel und Infektionskrankheiten zu begegnen. Das Robert Koch-Institut rechnet mit mehr Lebensmittel- und Wasser-bedingten Infektionen in Deutschland, etwa durch Campylobakter-Keime und Salmonellen, wenn die durchschnittlichen Temperaturen steigen. Ändert sich außerdem die Ausbreitung von Nagetieren, Zecken und Mücken, nehmen auch Erreger neue Wege. So könnten in einer erwärmten Zukunft zum Beispiel Malaria-, West-Nil-Fieber- und Leishmaniose-Viren bessere Bedingungen in nördlicheren Regionen vorfinden. Die Moskitos, die das Malaria-Virus verbreiten, vermehren sich beispielsweise nur bei Temperaturen über 15 Grad Celsius. In wärmeren Jahren könnte der Erreger einer Studie um die Ökologin Mercedes Pascual zufolge zunächst in die dicht besiedelten Hochländer Afrikas und Südamerikas vordringen.