Die Zukunft der HIV-Versorgung in Deutschland

 Warum HIV wieder stärker in den Fokus rücken sollte.

Christian Wisskirchen, Medical Director Germany & Switzerland, ViiV Healthcare
Christian Wisskirchen, Medical Director Germany & Switzerland, ViiV Healthcare
ViiV Healthcare Beitrag

Herr Wisskirchen, das Thema HIV hat in den letzten Jahren wenig Beachtung gefunden. Haben wir HIV in Deutschland besiegt?

Nein, jedes Jahr verzeichnen wir immer noch über 3.000 Neu-Diagnosen in Deutschland. In jüngster Zeit wurde sowohl global als auch national politisch entschieden, die finanzielle Unterstützung der HIV-Bekämpfung zu reduzieren. Dies kann sich fatal auswirken. Steigt die Inzidenz global, wird sich das auch bei uns bemerkbar machen. Die meisten Menschen mit HIV können durch moderne Therapien zwar gut und lange leben, eine Heilung gibt es bisher aber nicht, so dass die Therapie dauerhaft fortgeführt werden muss. Sie senkt die Virusmenge im Körper auf so ein niedriges Niveau, dass die Gesundheit stabil bleibt und eine Übertragung praktisch ausgeschlossen ist; ein Prinzip, das als „Treatment as Prevention“ bekannt ist – also Therapie für die einen, zum Schutz für die anderen. Die HIV-Versorgung steht nun jedoch neben bekannten auch noch vor neuen Herausforderungen – sowohl therapeutisch als auch strukturell. 
 

Welche Herausforderungen meinen Sie? Und hat die Forschung dafür Lösungen?

Auch wenn die Versorgung heute gut ist, das HI-Virus entwickelt sich, wie alle Viren, weiter. Entsprechend ist es notwendig, weiter neue Wirkstoffe zu entwickeln. ViiV Healthcare ist eine der wenigen Firmen, die hier noch aktiv sind und die einzige, die sich zu 100 % auf HIV spezialisiert hat. Auf dem anstehenden, europäischen HIV-Kongress sind Daten zu neuen Wirkmechanismen, besseren Resistenzbarrieren und der Vereinfachung der Behandlung angekündigt. Ein klarer Trend zeigt sich: weg von täglichen Tabletten hin zu langwirksamen Injektionen, die die Therapietreue fördern und damit den langfristigen Behandlungserfolg sichern können. In Deutschland ist eine solche Therapie bereits verfügbar. Entscheidend ist jedoch, solche Innovationen auch schnell in die Praxis zu überführen und den Zugang sicherzustellen.
 

Kommen hier die strukturellen Probleme ins Spiel?

Ein aktuelles Gutachten zeigt, dass der Bedarf an spezialisierter HIV-Versorgung in den kommenden zehn Jahren um mehr als 40 Prozent steigen wird. Gleichzeitig stehen wir vor einem Generationswechsel: Viele erfahrene Behandler:innen werden in den Ruhestand gehen und Nachwuchs fehlt, besonders in ländlichen Regionen. Das gefährdet die flächendeckende Versorgung und erfordert dringend Gegenmaßnahmen. 
 

Die da wären?

Es ist essenziell, HIV weiter als bedeutendes Public-Health-Thema zu behandeln. Der Zugang zur Versorgung muss flächendeckend sichergestellt werden. Stigmatisierende Klischees über potenzielle Risikogruppen sind an dieser Stelle weder angebracht noch bieten sie einen Infektionsschutz für den Rest der Gesellschaft. Gleichzeitig müssen wir Innovationen und den Zugang zu ihnen fördern. Politik, Unternehmen, Gesundheitsdienstleister und Gesellschaft sind gefragt, hier gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. 

www.viivhealthcare.com/de
 

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