Fatale Folgen

Ein bisschen zu viel auf den Hüften — viele Menschen nehmen das nicht ernst. Doch wer den Blick auf die Waage scheut, geht ernsthafte Gesundheitsrisiken ein. Betroffen sind immer mehr Menschen.

Illustration: Stephanie Hofmann
Illustration: Stephanie Hofmann
Dr. Ulrike Schupp Redaktion

Übergewicht ist in Deutschland längst zur Volkskrankheit geworden, mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit. Der Deutschen Adipositas-Gesellschaft zufolge sind rund zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) übergewichtig, das bedeutet, ihr Body-Mass-Index (BMI) liegt bei 25 oder höher. Ein Viertel der Erwachsenen ist stark übergewichtig, also adipös – ihr BMI beträgt 30 oder mehr. Betroffen sind hier 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen. Adipositas ist eine eigenständige, oft chronische Krankheit. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, weitere gesundheitliche Probleme zu entwickeln, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes, den sogenannten „Altersdiabetes“, der aber zunehmend auch Jüngere betrifft.
 

ERWORBEN ODER ANGEBOREN?


Typ-2-Diabetes ist eine schwere Stoffwechselerkrankung. Um Glukose aus der Nahrung in die Körperzellen zu transportieren und in Energie umzuwandeln, wird das Hormon Insulin benötigt. Die Zellen, die es in der Bauchspeicheldrüse produzieren, liefern bei der Erkrankung davon entweder zu wenig, oder aber die Körperzellen reagieren nicht stark genug auf das vorhandene Insulin. Neben genetischen Faktoren begünstigt der Lebensstil die Entstehung von Typ-2-Diabetes. Stress, Süßes, eine fettreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sind Risikofaktoren. Die Erkrankung betrifft oft den ganzen Körper. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für Nierenversagen und Dialysepflichtigkeit. Eine mögliche Folge sind diabetische Fußsyndrome: Durch eine gestörte Durchblutung, besonders in den Beinen, entstehen offene Wunden, die schlecht oder gar nicht heilen. Die verengten Blutgefäße versorgen die betroffenen Bereiche nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen. Typ-1-Diabetes ist dagegen eine angeborene Autoimmunerkrankung. Betroffenen fehlt in der Folge das Hormon Insulin. Ihre Diagnose erhalten sie meist schon als Kinder. Sie müssen lebenslang ihre Blutzuckerwerte kontrollieren und regelmäßig Insulin spritzen.
 

SCHÄDEN VORBEUGEN


Mittel der Wahl bei Typ-2-Diabetes sind neben Lebensstilveränderungen der Einsatz von Antidiabetika und Insulin sowie die regelmäßige Kontrolle der Blutwerte. Um Folgeerkrankungen zu verhindern, reicht es nicht, den Blutzucker stabil zu halten. Auch Cholesterinwerte, Bluthochdruck und Übergewicht müssen behandelt werden, um Herz und Kreislauf zu schützen. Außerdem ist auf eine ausgewogene Versorgung mit B-Vitaminen zu achten, da diese eine wichtige Rolle für Energiestoffwechsel, Nervenfunktion und Zellgesundheit spielen. Mängel können zu diabetischen Komplikationen wie Nervenschäden beitragen. Schnelles Eingreifen erfordern Notfälle wie Überzuckerung, bei der der Blutzucker durch Insulinmangel auf über 250 mg/dl ansteigen kann und Unterzuckerung mit Blutzuckerwerten unter 70 mg/dl. Letzteres macht sich durch Schwitzen, Zittern und Blässe bemerkbar. Ist die Person ansprechbar, sollte sie dringend etwas Zuckerhaltiges essen oder trinken. Anzeichen für eine Überzuckerung sind süßlich riechender, schwerer Atem, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Betroffene müssen hier die mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprochenen Notfallmaßnahmen anwenden, sich sofort in Behandlung begeben oder den Notruf 112 wählen.

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