Tief durchatmen

Atmen ist so essenziell für unser Leben, dass es automatisch abläuft. Sicher ist sicher – nicht, dass wir es doch einmal vergessen.
Illustration: Antje Kahl
Illustration: Antje Kahl
Julia Thiem Redaktion

 

Vielleicht wird die Lungengesundheit auch deshalb so oft sträflich vernachlässigt. Dabei ist es leicht, den Atemwegen etwas Gutes zu tun.

 

In der Yogaphilosophie heißt es, dass jedes Lebewesen mit einer vordefinierten Anzahl an Atemzügen auf die Welt kommt. Ist sie verbraucht, findet auch das jeweilige Leben sein Ende. Und genau deshalb spielen Atemübungen im Yoga eine so wichtige Rolle. Ziel ist es, den Atem zu kontrollieren, zu verlangsamen und zu verlängern, was im Umkehrschluss lebensverlängernd wirkt.

Was für moderne, wissenschaftsorientierte Menschen im ersten Moment wie Hokuspokus klingen mag, hat durchaus seine Berechtigung. Denn Atemfrequenz und Herzschlag sind eng miteinander verbunden. Je schneller wir atmen, desto schneller schlägt auch unser Herz. Die Medizin kennt sogar die respiratorische Sinusarrhythmie – durch atmen ausgelöste Unregelmäßigkeiten im Sinusknoten, dem Nervenbündel, das dem Herz den Takt vorgibt.

Umso erstaunlicher, dass wir unserer Lunge nicht mehr Aufmerksamkeit schenken. Und tatsächlich zählen Atemwegserkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in der Europäischen Union. Einer von acht Todesfällen ist auf eine Lungenerkrankung zurückzuführen – wobei davon mehr als die Hälfte im Zusammenhang mit dem Rauchen stehen. Aber auch an Asthma erkranken immer mehr Menschen. Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabunds ist mittlerweile jedes zehnte Kind in Deutschland betroffen. Und mit Corona sorgt nun auch ein Virus für zusätzliche Probleme, wie etwa Profi-Basketballer Valdimir Lucic kürzlich in einem Interview gegenüber der Münchner Abendzeitung betonte: „Ich habe mit Covid nach wie vor zu kämpfen. Ich werde schneller müde als zuvor, erhole mich langsamer und habe immer noch Lungenprobleme.“

Hinzu kommt, dass die Atemwege in der kalten und nassen Jahreszeit ohnehin beansprucht werden. „Problematisch sind besonders Temperatursprünge von etwa zehn Grad und mehr. Das ist bei starken Temperaturschwankungen der Außenluft aber auch bei großen Temperaturunterschieden zwischen Innen- und Außenluft zu bedenken, die den Körper und die empfindlichen Atemwege stark belasten können“, heißt es etwa vonseiten des Deutschen Allergie- und Asthmabundes.

Wichtig ist daher, gerade jetzt im Winter regelmäßig zu lüften und dafür zu sorgen, dass die Luft nicht zu trocken wird. Vorbeugend wirkt außerdem regelmäßiges Inhalieren von Salzlösungen. Und dann kann man seine Lunge natürlich auch trainieren – zum einen mit Sport, insbesondere Ausdauersport. Zum anderen natürlich mit gezielten Atemübungen, indem etwa das Ausatmen verlängert wird oder zwischen dem Ein- und Ausatmen eine kleine Atempause eingelegt wird – übrigens auch ein gutes Mittel, um Herz und Geist nach einem stressigen Tag zu beruhigen. Ganz wichtig ist aber, wirkliche Lungenprobleme wie einen hartnäckigen Husten nicht zu ignorieren, sondern die Ursache im Zweifel früher als später von einem Spezialisten abklären zu lassen.

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