Nicht jede Brustkrebspatientin profitiert von einer Chemotherapie!

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Das weiß die Medizin seit langem. Durch Genexpressionstests kann nun sehr genau eingeschätzt werden, ob die Patientin von einer Chemotherapie profitiert oder nicht.
Dr. Sabine Keim, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Helios Klinikum München West, erklärt, wie diese neue Diagnostik zu einer besseren Therapie führt.
Dr. Sabine Keim, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Helios Klinikum München West, erklärt, wie diese neue Diagnostik zu einer besseren Therapie führt.
Exact Sciences Deutschland GmbH Beitrag

Frau Dr. Keim, was hat sich geändert in der Brustkrebstherapie?
Ganz Wesentliches. Wir können jetzt sehr gut bereits im Vorhinein herausfinden, ob die Patientin von einer Chemotherapie profitiert oder nicht. Aber lassen Sie mich etwas weiter auszuholen: Bis vor einigen Jahren haben wir die Therapie des Brustkrebs ausschließlich nach den sogenannten prognostischen Faktoren bestimmt. Das waren insbesondere Größe, Wachstum und hormonelle Eigenheiten des Tumors. Wir wussten, wie sich der Tumor wahrscheinlich entwickeln wird, aber konnten nicht mit Sicherheit sagen, mit welcher Therapie der Krebs am besten bekämpft werden kann. Um die Therapie nicht zu schwach anzusetzen, haben wir uns dann in vielen Fällen sicherheitshalber für eine Chemotherapie entschieden. Jetzt können wir die Therapie individueller auf die Patientin abstimmen.

Können Sie das bitte etwas näher erläutern?
Forschungsergebnisse bestätigen, dass 85 % der Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem und HER/2neu-negativem Brustkrebs nicht von einer Chemotherapie profitieren1. Diese Fälle können wir durch Genexpressionsanalysen herausfiltern, die in der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) empfohlen sind, und den Patientinnen nach der Operation die Chemotherapie ersparen. Einer dieser Tests mit guter Evaluation ist der Oncotype DX Breast Recurrence Score® Test.

85 % klingt nach einer hohen Zahl. Wie viele Frauen betrifft das in Deutschland?
Schätzungen gehen davon aus, dass durch den Einsatz des Tests zwischen 15.000 und 20.000 Patientinnen in Deutschland eine Chemotherapie erspart werden kann.

Wie kommt die Patientin an diesen Test?
Frauen haben einen Anspruch auf den Test, wenn sie an Hormonrezeptor-positivem, HER2/neu-negativem und nodalnegativem Brustkrebs im Frühstadium erkrankt sind und eine eindeutige Therapieentscheidung mithilfe konventioneller Diagnostik nicht möglich ist. Wichtig ist, dass die Patientin das Gespräch mit einem auf Brustkrebs spezialisierten Arzt sucht. Sie hat das Recht, eine Zweitmeinung einzuholen. Zusammen mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt kann sie dann entscheiden, ob sie den Test in Anspruch nimmt. In vielen Brustkrebszentren gehört der Oncotype DX Breast Recurrence Score® Test bereits zum Routineverfahren. Das sogenannte Tumorboard, das ist ein Gremium von Ärzten verschiedener Spezialisierungen, gibt dann eine Empfehlung zur Testung und – je nach Ergebnis – auch zur Therapie.

Muss die Patientin den Oncotype DX Breast Recurrence Score® Test selbst bezahlen?
Nein. Der Test wird, für Patientinnen ohne Lymphknotenbefall, seit 2020 von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet.

 

www.meine-therapieentscheidung.de

 

1) Sparano et al.; NEJM 2018.
Oncotype DX und Recurrence Score sind eingetragene Warenzeichen von Genomic Health, Inc. Exact Sciences ist ein eingetragenes Warenzeichen der Exact Sciences Corporation. © 2021 Genomic Health, Inc. Alle Rechte vorbehalten

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