Gut geschützt

Es ist Erkältungssaison. Überall hustet und schnieft es. Ein starkes Immunsystem kann helfen.
Über dessen komplexen Mechanismus weiß man längst noch nicht alles. Deshalb wird
weiterhin kräftig geforscht.

Illustration: Noemi Fabra
Illustration: Noemi Fabra
Klaus Lüber Redaktion

LYMPHE
Das Immunsystem, das Abwehrsystem des Körpers, ist in vielen Dingen noch ein Mysterium. Eine entscheidende Rolle spielen die Lymphknoten. Sie aktivieren weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten, und enthalten zudem Makrophagen, also Fresszellen. Bislang ungeklärt war allerdings, wie das Blutgefäß-System aussieht, das die Knoten mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bislang hatte die Fachwelt angenommen, dass die Blutgefäße nur an einer einzigen Stelle in die Lymphknoten hinein- und hinaustreten – ähnlich wie eine Wand, in der es nur eine Steckdose gibt. Neue Röntgenaufnahmen an Mäusen zeigen jedoch, dass der Eintritt der Gefäße über einen deutlich größeren Bereich erfolgt.

DARM
Wer sich gut ernährt, stärkt auch sein Immunsystem. Das ist bekannt. Die Ursache liegt im sogenannten Mikrobiom des Darms. Dort sitzen 70 bis 80 Prozent der Immunzellen, die wiederum in direktem Kontakt mit den Darmbakterien stehen. Durch diesen ständigen Kontakt zu den Bakterien werden die Immunzellen auf Trab gehalten: ein Trainingslager für die Abwehrkräfte quasi. Dabei unterscheidet man zwischen „guten“ Bakterien, die das Immunsystem fordern und fördern, und „schlechten“, die Entzündungen auslösen. Das Wachstum der guten kann man durch sogenannte Probiotika (verdaubare Lebensmittelbestandteile wie Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe) positiv beeinflussen. Auch zeigen Studien, dass das Immunsystem von Menschen mit einer gesunden Darmflora nach einer Impfung signifikant mehr Antikörper produziert.

ZÄHNE
An jedem Zahn hängt ein ganzer Mensch, soll Paracelsus schon vor Jahrhunderten gesagt haben. Dieser Satz hat bis heute nichts an seiner Relevanz verloren. Denn die Bedeutung der menschlichen Zähne geht weit über die Funktion des bloßen Kauens hinaus. Wie man inzwischen weiß, sind Zähne, Organismus und Psyche eng miteinander verknüpft, beeinflussen sich gegenseitig und können Ursache für eine ganze Reihe chronischer Krankheiten darstellen. Auch besteht vermutlich ein enger Zusammenhang zwischen dem Zustand des Immunsystems im Mund und dem des Körpers: Personen mit Parodontitis haben ein um 25 Prozent höheres Risiko für Herzerkrankungen. Ähnliche Zusammenhänge wurden bei schlechter Mundhygiene (Zahnstein, abgebrochene Zähne) beobachtet.

PSYCHE
Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Psyche, Nerven- und Immunsystem? Damit beschäftigt sich das noch relativ junge, interdisziplinäre Forschungsfeld Psychoneuroimmunologie. Es bildet eine Schnittstelle von Fachdisziplinen wie Psychologie, Psychosomatik, Neuroendokrinologie und Immunologie sowie somatischen Fächern wie Dermatologie oder Onkologie. Denn solche Schnittstellen werden dringend benötigt. Anders als noch bis in die 1980er-Jahre vermutet, funktioniert das Immunsystem nämlich nicht als selbstständig arbeitende Einheit, sondern kooperiert eng mit der Psyche und dem Nervensystem. Nerven- und Immunzellen haben auf ihrer Oberfläche die gleichen Rezeptoren, sie kommunizieren über dieselben Botenstoffe, so eineder wichtigsten Erkenntnisse im Feld der Psychoneuroimmunologie. Einige Nervenbahnen besitzen sogar eine direkte Verbindung zu Immunorganen, über die sie deren Aktivität steuern können.

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