Burn-out-Prävention: Ein gemeinsamer Erfolg

Ist jeder Einzelne für seine psychische Gesundheit selbst verantwortlich? Welchen Einfluss haben Arbeitgeber, den steigenden Trend psychischer Erkrankungen zu stoppen? Vier Fragen an die Präventions-Experten der Helios Kliniken.
(links) Dr. med. Markus Moser Arzt im Helios Prevention Center Berlin (rechts) Dr. med. Ivonne Hammer Ärztliche Leitung Helios Arbeitsmedizin
HELIOS PRÄVENTION Beitrag

Im Arbeitsschutz hat sich in den letzten Jahren vieles zum Wohle der Mitarbeiter getan. Beispielsweise war die Arbeitsunfallquote 2017 die niedrigste seit Bestehen der Bundesrepublik. Dennoch fordert der Wandel weg von einer physisch arbeitenden Bevölkerung hin zu mehr geistiger Tätigkeit ihren Tribut: In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen verdreifacht. Um diesen Trend zu stoppen, stehen Unternehmen und Belegschaft gleichermaßen in der Pflicht für mehr psychische Stabilität zu sorgen. Davon sind Arbeitsmedizinerin Dr. med. Ivonne Hammer und Präventionsmediziner Dr. med. Markus Moser überzeugt.

 


Was Unternehmen tun können

 

Frau Dr. Hammer, psychische Belastungen werden zu einem enormen Problem für Unternehmen. Aber lohnen sich Vorsorgemaßnahmen?
Viele Mitarbeiter leiden zunächst im Stillen, weil sie Angst vor Stigmatisierung haben oder es als persönliche Schwäche sehen, dem Druck der Leistungsgesellschaft vermeintlich nicht gewachsen zu sein. Wenn der Arbeitgeber darauf aufmerksam wird, haben sich psychische Belastungen meist schon in einer handfesten Diagnose manifestiert. Die Erstellung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung bietet dem Arbeitgeber hingegen die Möglichkeit, die Belastung einzelner Arbeitsplätze genau zu ermitteln. Mit den dadurch gewonnenen Erkenntnissen kann er gezielt auf die Mitarbeiter eingehen und die psychische Belastung reduzieren, ihm steht somit eine Art Frühwarnsystem zur Verfügung.

 

Wie lässt sich so ein Frühwarnsystem für ein Unternehmen konzipieren?
Indem bei der Wahl des arbeitsmedizinischen Angebots auf ein ganzheitliches Konzept gesetzt wird, das neben der Grundbetreuung beispielsweise auch eine psychologische Betreuung oder ein betriebliches Gesundheitsmanagement umfasst. Passgenaue Angebote sollten sich selbstverständlich an den tätigkeitsspezifischen Bedürfnissen der einzelnen Mitarbeiter orientieren. Das zeigt das Beispiel eines Logistikunternehmens sehr gut. Für die Mitarbeiter im Lager ergeben sich ganz andere Maßnahmen als für Kollegen im Management. Es gilt also individueller auf Bedürfnisse einzugehen.

 


Was jeder Einzelne tun kann

 

Herr Dr. Moser, sollte ich mir tatsächlich frühzeitig Gedanken über Burn-out-Prävention machen?
Ein Burn-out oder seine Vorstufen sind mittlerweile leider an der Tagesordnung. Insofern: Ja, Sie sollten. Denn einmal erkrankt, braucht es sehr viel Zeit, sich davon zu erholen. Meiner Meinung nach ist es daher wichtig, seine eigene Wahrnehmung in diese Richtung zu schärfen. Burn-out galt früher als Manager-Krankheit, heute wissen wir, dass dieses Phänomen in allen Berufsgruppen auftritt.

 

Wie kann ich vorbeugen?
Ziel eines Präventionsgesprächs sind Selbstreflektion und Introspektion. Das Schlüsselwort ist Achtsamkeit: „Wie geht es mir?“, „Will ich das?“, „Tut mir das gut?“. Oft kommen Patienten auch mit Symptomen wie Bauch-, Kopf-, oder Rückenschmerzen, für die es keine körperliche Ursache gibt. Das ist als Alarmsignal zu werten. Die Seele versucht, sich Gehör zu verschaffen – da sollte man besser hinhören. Neben dem Erkennen der eigenen Bedürfnisse kann es zudem helfen, mit dem Partner oder der Familie zu sprechen, seinen Selbstwert nicht nur über Arbeit zu definieren und seine eigene Widerstandskraft zu stärken. Klare Lebensziele helfen ebenfalls – genauso wie bewusste Entspannungsphasen abseits von Social Media und Alltagshektik. Meditation, Yoga, Qi Gong und Autogenes Training sind genauso probate Mittel wie gesundes Essen und Sport. Kurz: Es sind tatsächlich recht einfache Maßnahmen, mit denen man einem Burn-out vorbeugen kann. Sollten die Beschwerden schon schwerer sein, raten wir zum Coaching oder zu einer Psychotherapie.

 

www.helios-gesundheit.de/praevention
www.helios-gesundheit.de/arbeitsmedizin

Nächster Artikel
Medizin
Februar 2024
Antje Mater lebt mit dem Marfan-Syndrom, einer Seltenen Erkrankung.
Redaktion

Wie mein Vater

Wie es ist, in ständiger Lebensgefahr zu schweben? Die Autorin Antje Mater schildert ihr Leben mit dem Marfan-Syndrom, einer angeborenen seltenen Erkrankung.