Alarmsignale aus dem Bauch

Magen-Darm-Erkrankungen nehmen in Deutschland stetig zu. Das liegt einerseits an neuen Viren, andererseits aber auch an unserem Lebenswandel.

Illustration: Stephanie Hofmann
Illustration: Stephanie Hofmann
Julia Thiem Redaktion

15 Ausfalltage pro 100 Berufstätige gingen im vergangenen Jahr alleine in Hamburg auf Magen-Darm-Infekte zurück. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg, wo man betont, dass dies ein neuer Rekordwert sei. Und ein Trend, der sich schon lange zeigt. Seit 2004 seien die Magen-Darm-Fehlzeiten fast jedes Jahr gestiegen. Die Ursachen sind unklar – oder vielmehr vielschichtig. Zum einen sind Viren wie beispielsweise das Norovirus auf dem Vormarsch. Hier leidet aktuell Großbritannien unter einem besonders heftigen Ausbruch der „Kawasaki-Variante“, die 2014 zuerst in Japan entdeckt wurde. Auf der anderen Seite sorgt allerdings auch unser westlicher Lebensstil dafür, dass Magen und Darm deutlich stärker belastet werden – mit entsprechenden Begleiterscheinungen. Gemeint sind ungesunde Ernährung, ein hoher Stresslevel, aber auch zu wenig Bewegung, Tabak- und Alkoholkonsum. Meist fangen Beschwerden, die diese Art Auslöser haben, vermeintlich harmlos an. Einem leichten Sodbrennen oder regelmäßigen Aufstoßen werden oft noch keine große Bedeutung gegeben. Dabei sind sie erste Anzeichen dafür, dass der Verdauungstrakt überlastet und/oder übersäuert ist. Und unbehandelt kann das sowohl die Nahrungsaufnahme als auch die Lebensqualität massiv einschränken.
 

BAUCHWEH? ERNSTNEHMEN!


Dass es überhaupt so weit kommt, zeigt, wie sehr wir ein natürliches Gefühl für die Nahrungsaufnahme verloren haben. Denn normalerweise ist unser Stoffwechsel evolutionsbedingt extrem anpassungsfähig. Wären wir ein Auto, würden wir nicht nur mit Super, sondern auch mit Diesel oder Erdgas laufen. Essen wir allerdings zu viel – vor allem zu viel verarbeitete und zuckerreiche Lebensmittel – kommt unser Körper nicht mehr zurecht und schlägt Alarm, beispielsweise mit Sodbrennen.

Wichtig ist zudem, dass vor allem auch Schmerzen rund um den Magen-Darm-Trakt nicht auf die leichte Schulter genommen werden – insbesondere, wenn sie langanhaltend oder wiederkehrend sind. Denn auch Magengeschwüre verursachen erst einmal „Bauchweh“. Magengeschwüre können ebenso von einem ungesunden Lebenswandel, aber auch durch Bakterien verursacht werden. Die AOK schätzt, dass 40 von 100 Deutschen das Bakterium Helicobacter pylori in sich tragen. Es kann schmerzhafte Magenschleimhautentzündungen auslösen, die sich unbehandelt zu einem potenziell tödlichen Geschwür entwickeln können.
 

SCHONZEIT FÜRS SYSTEM


Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit ist unser Verdauungssystem natürlich stark gefordert – zum einen durch den typischen Stress in dieser Jahreszeit, aber auch durch die zahlreichen süßen Versuchungen und Leckereien, die bei Weihnachtsfeiern oder Weihnachtsmarktbesuchen lauern. Ideal wäre hier, mit einem gewissen Augenmaß durch diese heiklen Tage zu manövrieren. Oder aber man gönnt sich zwischen den Tagen eine kleine Fastenkur. Gerade auch Intervallfasten tut dem Organismus gut, hat die Wissenschaft mittlerweile bestätigt. Einfach mal 16 Stunden komplett auf Nahrung zu verzichten, gibt dem Körper schon genug Zeit für einen kleinen Frühjahrsputz und für die Regeneration.

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