Prävention und Regeneration haben Vorrang

 Schmerzmittel, Kortison, Operationen und Gelenk-Ersatz? Längst stehen modernere Ansätze zur Arthrosebehandlung zur Verfügung, die wirksamer sind und weniger Schaden anrichten. Ein Interview mit Arthrose-Spezialist Dr. Csaba Losonc.

Dr. Csaba Losonc ist Gründer und Leiter des medizinischen Versorgungszentrums MEDICUM Rhein-Ahr-Eifel in Bad Neuenahr Ahrweiler. Als Orthopäde und Sportmediziner setzt er bei Arthrose auf Prävention und den frühzeitigen Einsatz moderner, regenerativer Therapien und gezielter Check-Ups, um operative Eingriffe möglichst zu vermeiden.
Dr. Csaba Losonc ist Gründer und Leiter des medizinischen Versorgungszentrums MEDICUM Rhein-Ahr-Eifel in Bad Neuenahr Ahrweiler. Als Orthopäde und Sportmediziner setzt er bei Arthrose auf Prävention und den frühzeitigen Einsatz moderner, regenerativer The
Petra Lahnstein Redaktion

Herr Dr. Losonc, Sie setzen auf drei Verfahren in Sachen Arthrose-Therapie. Welche?

Moderne, regenerative Verfahren zielen darauf ab, die Gelenkgesundheit zu verbessern, statt nur Schmerzen zu unterdrücken. Bei der Hyalart-Therapie spritzen wir hochwirksame Hyaluronsäure direkt ins Gelenk, um die Schmierung und Dämpfung wiederherzustellen. Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und sorgt für eine geschmeidige Bewegung des Gelenks. Bei Arthrose nimmt diese Schutzschicht jedoch ab, das Gelenk reibt aufeinander und Schmerzen entstehen. Dank der Hyalart-Therapie können so Schmerzen reduziert und die Beweglichkeit verbessert werden und das ganz ohne die Nebenwirkungen von Kortison. Bei der Plasmatherapie , kurz PRP, nutzen wir die Selbstheilungskräfte des Körpers. Aus einer kleinen Menge Blut des Patienten gewinnen wir ein hochkonzentriertes Plasma, das reich an Wachstumsfaktoren ist. Diese sollen die Regeneration des geschädigten Knorpels anregen, Entzündungen hemmen und Schmerzen lindern. Besonders in frühen bis mittleren Arthrose-Stadien kann PRP sehr effektiv sein.
 

Und das dritte Verfahren?

Die modernste und vielversprechendste Methode aus meiner Sicht ist die Stammzelltherapie. Dabei gewinnen wir Stammzellen aus dem Eigenfett des Patienten und injizieren sie ins betroffene Gelenk. Stammzellen haben die einzigartige Fähigkeit, sich in unterschiedliche Gewebetypen umzuwandeln – auch in Knorpelzellen. So können wir nicht nur Schmerzen lindern, sondern in vielen Fällen eine echte Geweberegeneration anstoßen. Das ist besonders spannend für Patienten mit fortgeschrittener Arthrose, die eine Operation vermeiden möchten.
 

Welche neuen Erkenntnisse über die Ursachen und Mechanismen von Arthrose gibt es, die das Entstehen dieser neuen Behandlungsoptionen begünstigt haben?

In den letzten Jahren hat die Arthrose-Forschung große Fortschritte gemacht. Ein wichtiger Durchbruch war die Erkenntnis, dass Arthrose nicht, wie lange gedacht, eine reine Verschleißkrankheit ist, bei der die Reibung aufeinander liegender Knochen Schmerzen auslöst. Heute weiß man, dass chronische Entzündungen eine entscheidende Rolle spielen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bedeutung der Zellbiologie: Man hat festgestellt, dass der Knorpel zwar nur begrenzte Selbstheilungskräfte besitzt, aber durch Wachstumsfaktoren und Stammzellen gezielt zur Regeneration angeregt werden kann. Der Knorpel selbst wird nicht durchblutet, sondern ernährt sich durch die Gelenkflüssigkeit. Das erklärt, warum PRP und Stammzelltherapien so vielversprechend sind – sie liefern genau die biologischen Signale, die dem Körper helfen, sich selbst zu reparieren.
 

Sie sind Verfechter des Prinzips „Prävention statt Operation“. Gibt es dennoch Situationen, in denen Sie Arthrose-Patienten zu einem operativen Eingriff raten?

Ja, mein Ansatz ist ganz klar: Prävention und Regeneration haben Vorrang vor Operationen. Setzt man früh genug an, lässt sich Arthrose gut mit konservativen, regenerativen Methoden behandeln.

Nächster Artikel
Medizin
November 2024
Illustration: Ivonne Schreiber
Redaktion

Älter werden, gesund bleiben

Die Menschen leben immer länger. Das stellt die Medizin vor große Herausforderungen – eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für Diagnose und Therapie.