Frau von Fallois, die Bilder zu HIV und Aids haben sich verändert. Funktioniert Aufklärung heute noch?
Tatsächlich gehören Bilder schwerkranker, von Aids gezeichneter Personen weitgehend der Vergangenheit an. Das ist gut so und ein Erfolg: Die Forschung hat dafür gesorgt, dass HIV-positive Personen, die konsequent in Therapie sind, alt werden können. Heute funktioniert Aufklärung deshalb auch anders als in den Anfängen. Aber: Sie bleibt weiterhin wichtig. Denn wer über die Infektion und über den Schutz davor Bescheid weiß, kann Verantwortung übernehmen. Für die eigene Gesundheit und die anderer Menschen.
Was ist denn die wichtigste Botschaft der Deutschen AIDS-Stiftung?
Schützt euch. Geht zum HIV-Test. Wer rechtzeitig von einer Infektion erfährt, hat gute Chancen auf ein langes Leben. Und eine erfolgreiche Therapie sorgt dafür, dass andere Personen nicht angesteckt werden können. Das sollte im besten Sinne zum „Allgemeinwissen“ gehören.
Sind Sie zufrieden mit dem Wissensstand?
Es gibt Personen, die gut informiert sind. Auf der anderen Seite machen uns Umfragen und Berichte zum Beispiel aus Beratungsstellen Sorgen. Leider glauben viele immer noch, dass sich HIV “einfach so“ übertragen kann oder dass besondere Hygiene im Umgang mit HIV-positiven Menschen nötig ist. Das ist falsch. Solche Vorstellungen sind der Boden für Stigmatisierung und Ausgrenzung. Das ist für betroffene Personen sehr schmerzhaft. Und macht uns die Arbeit schwer.
Was ist ihr Ansatz als Deutsche AIDS-Stiftung?
Wo immer wir aktiv sind, räumen wir mit Vorurteilen auf. In Kampagnen, auf Veranstaltungen, vor großem und kleinem Publikum. Denn auf Fehlinformationen gründende Stigmatisierung ist schrecklich und macht Menschen Angst. Auch Angst vor einem HIV-Test. Wer will ein Ergebnis sehen, das neben dem gesundheitlichen Aspekt soziale Ausgrenzung bedeuten kann? Deshalb fördern wir als Stiftung bundesweit Präventions- und Testprojekte, in denen Information und Vertrauen zentral sind.
Welche Projekte fördern Sie genau?
Wir unterstützen zum Beispiel Angebote von Beratungsstellen. Vor Ort wissen die Aidshilfen am besten, wo und wie sie Menschen erreichen können. Jugendliche, die über den Schutz vor HIV und über den aktuellen Stand zu HIV informiert sein sollten. Gruppen, für die ein HIV-Test besonders sinnvoll ist. Menschen, die sich für nicht gefährdet halten, zum Beispiel Frauen. Die Stiftung fördert auch Aufklärung in Schulen. Dort geht es – neben den Basisinformationen zu HIV/Aids – immer mehr darum, Falschinformationen aus dem Internet klarzustellen, und sensibel zu machen für stigmatisierendes Verhalten. Besonders wichtig ist uns, sogenannte Checkpoints zu sichern. Das sind Testangebote, die zumeist an Beratungsstellen angebunden sind. Hier gibt es anonyme, begleitete Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen. In einem vertrauensvollen Umfeld und mit Menschen vor Ort, die sich mit HIV bestens auskennen. Sie wissen, was verunsicherte und ängstliche Personen brauchen und was im Anschluss an ein Testergebnis wichtig ist.
Was wünschen Sie sich denn für die Zukunft?
Dass die HIV-Epidemie eines Tages gestoppt ist. Aktuell bleibt auf dem Weg dahin entscheidend, dass Menschen wissen, wie sie sich schützen können. Und: dass HIV möglichst früh entdeckt wird. Je früher die Therapie startet, umso besser wirkt sie. Deshalb setzen wir uns auch dafür ein, dass freiwillige HIV-Tests standardisiert angeboten werden – nicht nur in der Schwangerschaftsvorsorge, sondern auch in Routineuntersuchungen wie dem CheckUp 35.
Was kann jede und jeder tun?
Besonders nach kritischen Situationen zum HIV-Test gehen. Menschen mit HIV mit Respekt begegnen. Und gerne unserer Arbeit unterstützen, zum Beispiel mit einer Spende.
www.aids-stiftung.de