Wandern, Erholung, Natur

Eine medizinische Rehabilitation wird immer öfter ganzheitlich gedacht.

Illustration: Josephine Warfelmann
Illustration: Josephine Warfelmann
Olaf Strohm Redaktion

In der modernen Rehabilitation werden nicht mehr nur körperliche Beschwerden allein behandelt, sondern der Mensch wird als Ganzes gesehen. Gerade in einer Zeit, in der chronische Erkrankungen und psychosoziale Belastungen zunehmen, gewinnt ein ganzheitlicher Ansatz an Bedeutung. Wandern, Erholung und der Aufenthalt in der Natur spielen dabei eine zentrale Rolle – sie verbinden körperliche Aktivität mit seelischer Regeneration und fördern nachhaltige Gesundheit.

Studien weltweit zeigen, dass chronisch kranke Menschen im Vergleich zu gesunden Personen ein rund doppelt so hohes Risiko für eine gleichzeitige psychische Erkrankung haben. Bei rund 20 Prozent der Rehabilitanden treten psychische Erkrankungen unabhängig von der Art der Grunderkrankung auf. Dabei sind Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen am häufigsten. Dies stellt auch die Rehabilitation vor besondere Anforderungen. 

Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat daher das Modellprojekt „Duale Reha“ ins Leben gerufen. Duale Reha bedeutet: zwei Krankheitsbilder – häufig eine psychische und eine körperliche Erkrankung werden gleichermaßen behandelt. Ziel ist eine umfassende Genesung, die den Patient:innen eine verbesserte Lebensqualität und eine schnellere Rückkehr ins Berufsleben ermöglicht. Die Teams beider Fachrichtungen arbeiten dabei eng zusammen, erstellen gemeinsam Behandlungspläne, überwachen Therapieerfolge und formulieren die abschließende sozialmedizinische Leistungsbeurteilung. Sich ungünstig beeinflussende Verläufe zweier Krankheiten können so frühzeitig gestoppt werden.
 

NATUR ALS THERAPEUTISCHES ELEMENT


Immer mehr Anbieter von Rehabilitationsleistungen entdecken Aufenthalte und Anwendungen in der Natur als therapeutisches Element. So wird etwa das therapeutische Wandern in der kardiologischen und onkologischen Rehabilitation gezielt eingesetzt: Die Intensität wird individuell angepasst, regelmäßige Pausen und eine gute Tourenplanung sind essenziell. So können auch Menschen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit von den positiven Effekten profitieren.

Der Aufenthalt in der Natur wirkt sich nachweislich positiv auf Körper und Geist aus. Studien zeigen, dass natürliche Umgebungen Stress reduzieren, die Stimmung heben und das Immunsystem stärken. Schon ein Spaziergang im Grünen kann den Cortisolspiegel senken und die Schlafqualität verbessern. Die Praxis des „Waldbadens“, in Japan längst Teil der Gesundheitsvorsorge, belegt, wie sehr sich Naturerlebnisse auf das Wohlbefinden auswirken (siehe auch Seite 26). Neben der Bewegung an der frischen Luft profitieren Rehabilitanden von sauberer Luft, Sonnenlicht (Vitamin D) und der beruhigenden Wirkung der natürlichen Umgebung.

Eine erfolgreiche Rehabilitation berücksichtigt nicht nur den medizinischen Heilungsprozess, sondern auch das seelische Befinden der Patientinnen und Patienten. Die ganzheitliche Rehabilitation bezieht individuelle Bedürfnisse, psychische Belastungen und soziale Faktoren mit ein. Interdisziplinäre Teams aus Medizin, Psychologie und Physiotherapie arbeiten gemeinsam an maßgeschneiderten Therapieplänen. Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten nicht nur schnell wiederherzustellen, sondern ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie langfristig gesund und selbstbestimmt leben können.
 

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