Wellness-Behandlungen steigern das Wohlbefinden und können im Idealfall sogar zu einem Glücksgefühl führen. Und das ist ja schon ein beachtlicher Erfolg. Hat Wellness aber darüber hinaus tatsächlich gesundheitsfördernde Aspekte? Die Antwort darauf hängt davon ab, was man unter Wellness versteht. Denn weder existiert eine offizielle Definition dieses Begriffs, noch ist er gesetzlich geschützt. Und so gibt es im Wellness-Bereich einige Behandlungen und Produkte, bei denen man keine oder nur eine sehr geringe gesundheitsförderliche Wirkung erwarten sollte. Schokoladen-Ganzkörperpackungen, energetisiertes Wasser und Heilsteine sind unrühmliche Beispiele dafür.
ERGÄNZUNG, ABER KEIN ERSATZ FÜR MEDIZIN
Orientiert man sich dagegen an der Wörterbuchdefinition, dann sieht die Sache schon ganz anders aus: Wellness ist demnach „körperliches und seelisches Wohlbefinden, das durch angemessene körperliche Betätigung, Entspannung und Ernährung erzielt wird“.
Bei einer solchen Auffassung von Wellness lässt sich eindeutig sagen, dass Wellness sowohl vorbeugend wirken kann als auch die Heilung zu unterstützen vermag. Allerdings gibt es deutliche Grenzen, vor allem bei schwerwiegenden Krankheiten. Wellness-Behandlungen können also eine Ergänzung zu medizinischen Therapien sein, aber kein Ersatz.
DIE DREI WELLNESS-SÄULEN
Im Einzelnen: „Regelmäßige körperliche Betätigung gehört zu den wichtigsten Aspekten eines gesunden Lebens“, erläutert Dr. Kremlin Wickramasinghe, kommissarischer Leiter des Europäischen Büros der WHO. „Sie verringert nicht nur das Risiko zahlreicher nichtübertragbarer Krankheiten, sondern hat auch günstige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das seelische Wohlbefinden.“ Verringern lässt sich auf diese Weise das Risiko unter anderem von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Typ-2-Diabetes und verschiedenen Krebsarten.
Entspannung kann viel mehr leisten als nur kurzfristige Erleichterung. Ob man sie nun durch Massagen hervorruft, durch Bäder, Saunabesuche, Duftkerzen, Meditation, Yoga, Achtsamkeitsübungen oder autogenes Training: Stressabbau hat eine große gesundheitsfördernde Wirkung. Häufiger Stress kann laut dem Bundesministerium für Gesundheit Störungen und Erkrankungen der Verdauungs-, Nerven- und Herz-Kreislauf-Systeme verursachen, eine schlechtere Wundheilung und eine verminderte Wirksamkeit von Impfungen bewirken sowie das Immunsystem schwächen und dadurch die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten erhöhen.
Darüber hinaus können Entspannungstechniken zur unterstützenden Behandlung einer Vielzahl körperlicher und seelischer Erkrankungen eingesetzt werden, darunter Angststörungen, Depressionen, Tinnitus, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Asthma bronchiale und Fibromyalgie.
Und die Ernährung? „Wie wir uns ernähren, hat entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden“, weiß Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, zu berichten. „Ungesunde Ernährung wird mit 14 Prozent aller Todesfälle in Verbindung gebracht.“ Durch eine gesunde Ernährung, die sich vor allem durch eine Reduzierung von Salz, Zucker und Fett auszeichnet, lässt sich laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung das Risiko von Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
WELLNESS ALS LEBENSEINSTELLUNG
Wie gesundheitsfördernd Wellness also tatsächlich ist, das hängt vor allem davon ab, für welche Wellness-Anwendungen man sich entscheidet: Passive Behandlungen wie Massagen und Bäder haben bereits einen gewissen Nutzen. Um aber das komplette Potenzial von Wellness auszuschöpfen, sind auch körperliche Betätigungen und eine gesunde Ernährung nötig.
Wichtig dabei: Vereinzelte, gelegentliche Wellness-Behandlungen haben keine große gesundheitsfördernde Wirkung. Entscheidend ist es, Wellness als Lebenseinstellung zu betrachten und das eigene Verhalten langfristig zu verändern.
MEDICAL WELLNESS
Prinzipiell recht hohe Ansprüche an die gesundheitsfördernde Wirkung darf man bei Angeboten haben, die den Begriff „Medical Wellness“ verwenden. Dies ist zwar ebenfalls keine ganz scharf definierte Bezeichnung, gemeint damit ist aber generell eine Mischung aus klassischer Wellness und medizinisch-therapeutischen Maßnahmen wie Physiotherapie, Ernährungsberatung und Stress-Management-Kursen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Prävention von Erkrankungen und auf der Unterstützung der Heilung nach einem medizinischen Eingriff.