Gesund essen, länger leben

Um bis zu zehn Jahre kann sein Leben verlängern, wer sich gesund ernährt. Gesund essen ist eigentlich ganz einfach – und am Ende dann doch wieder sehr schwer.

Illustration: Olga Aleksandrova
Illustration: Olga Aleksandrova
Julia Thiem Redaktion

Sich gesund zu ernähren, ist wirklich keine Raketenwissenschaft – und doch fällt es den meisten Menschen offensichtlich schwer. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts, basierend auf Selbstangaben, sind 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer hierzulande übergewichtig. Und die KiGGS-Untersuchungen, eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, zeigen: für 15 von 100 Kindern und Jugendlichen gilt das ebenfalls, sechs von 100 sind sogar adipös, also stark übergewichtig.

Natürlich und unverarbeitet


Dabei sollte der Anreiz groß sein, sich gesund zu ernähren, wie Forscher der norwegischen Universität Bergen nun aufzeigen konnten. Laut ihrer Studie, die im Fachmagazin PLOS Medicine veröffentlich wurde, habe vor allem das gesunde Essen eine eindeutig lebensverlängernde Wirkung. Ein Plus von zehn Jahren können all diejenigen erzielen, die ab dem 20. Lebensjahr auf ihre Ernährung achten. Aber selbst in den Vierzigern kann man die Lebenserwartung noch um bis zu sieben Jahre steigern – wenn man sich ernährungstechnisch an ein paar Regeln hält, sagen die Forscher.

Gesund sei dabei in erster Linie alles, was natürlich und unverarbeitet ist. Gemüse und Obst sollten die Basis der Ernährung bilden, gefolgt von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und Milchprodukten, haben die Bergener Forscher herausgefunden. Gar nicht auf dem Speiseplan: rotes Fleisch, verarbeitetes Fleisch oder gesüßte Getränke. Eier und weißes Fleisch in Maßen seien hingegen ok.

Nichts anderes sagt die Lebensmittelpyramide der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. – wobei hier in geringer Menge auch Zucker, Kuchen, Süßigkeiten und Knabbereien vertreten sind. Genau diese Lebensmittel sind aber das Gegenteil von gesund und doch essen wir davon viel zu viel. Pro Person durchschnittlich über 34 Kilogramm pro Jahr – ein Wert, der seit 1950 um etwa sechs Kilo gestiegen ist, analysiert das Wissenschaftsmagazin Quarks und rechnet vor, dass in einer halben Tafel Vollmilchschokolade, einem Glas Orangensaft oder Cola oder einer Kugel Eiscreme bereits jeweils 25 Gramm Zucker enthalten sind. Und laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist genau das die maximale Menge an Zucker pro Tag.

Zucker vermeiden


Zucker ist also das größte Problem unseres „modernen“ Speiseplans – weil er versteckt in so vielen Fertigprodukten enthalten ist. Gerade jetzt in der Grillsaison sind die vielen Soßen und Dips ein gutes Beispiel. 100 Gramm Ketchup haben beispielsweise häufig mehr als 20 Gramm Zucker.

Wer diese versteckten „Killer“ – immerhin klaut uns die falsche Ernährung Lebenszeit – vermeiden will, sollte so viel wie möglich selbst herstellen und dafür frische, regionale Zutaten verwenden. Das ist übrigens auch ein Tipp des Langlebigkeitsforschers Prof. Dr. Valter Longo. Er hat sich für seine Forschung die Ernährung von Menschen in jenen Regionen angeschaut, in denen die Lebenserwartung besonders hoch ist. Und natürlich gibt es Parallelen zwischen der mittlerweile berühmten „Mittelmeerdiät“ und der Ernährung auf Okinawa, der Insel mit den ältesten Menschen: regional, saisonal, unverarbeitet, viel gute Fette. Es ist also wirklich ganz einfach – eigentlich …
 

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