Abwehrkräfte entwickeln

Ein gut funktionierendes Immunsystem ist Grundlage für die Gesundheit von Groß und Klein. Stärken können wir es durch Sport, gesunde Ernährung – und nicht zu viel Putzen.

Illustration: Olga Aleksandrova
Illustration: Olga Aleksandrova
Dr. Ulrike Schupp Redaktion

Er verbrachte fast zwei Stunden bis zum Hals in Eiswasser, schwamm 66 Meter unter einer Eisdecke und lief bei Minus 20 Grad in Finnland einen Marathon, bekleidet nur mit kurzen Hosen: Der Niederländer Wim Hof stellte gleich mehrere Weltrekorde in extremer Kälte auf. Der „Iceman“ schwört dabei auf seine Methode, die schrittweises Kältetraining, eine besondere Atemtechnik und Meditation verbindet. Durch das eisige Vergnügen soll das Immunsystem gestärkt und der Stresslevel gesenkt werden. Wissenschaftlich umstritten ist, ob das Training allen nützt, oder ob der Extremsportler nicht einfach günstige Gene hat. Fest steht dagegen: Es geht auch eine Nummer kleiner. Wer seinem Immunsystem etwas Gutes tun will, kann schon durch Wechselduschen Kältereize setzen. Die Duschen helfen außerdem bei niedrigem Blutdruck, Schlafproblemen, Venenschwäche, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung. Für Kinder und Erwachsene gilt, wer auch im Winter warm angezogen so oft wie möglich an der frischen, kalten Luft ist, am besten kombiniert mit Bewegung, hat gute Chancen, gesund durch die Erkältungszeit zu kommen.

Ernährung spielt zentrale Rolle


Forschende der Deutschen Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln konnten inzwischen nachweisen, wie wichtig Sport für das Immunsystem ist. Regelmäßige Bewegung führt zu einem deutlichen Anstieg der Menge an entzündungshemmenden Immunzellen. Körperliche Inaktivität und Übergewicht hingegen fördern chronische Entzündungsprozesse, die wiederum zu „Zivilisationskrankheiten“ wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes führen können. Sport hilft nicht nur vorbeugend, sondern kann sich auch auf bestehende Erkrankungen positiv auswirken. Da der Darm das ganze Immunsystem beeinflusst, spielt die Ernährung eine zentrale Rolle, etwa, indem sie beim Aufbau einer gesunden Darmbarriere unterstützt, deren Funktion auch in der Abwehr von Krankheitserregern besteht. Immerhin sitzen etwa 70 Prozent unserer Abwehrzellen im Darm. Dauerstress, Pilzerkrankungen, Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten wirken sich ebenfalls negativ auf die Darmgesundheit aus.

Raus an die frische Luft!


Selbst kochen, eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, mit Vollkornprodukten, viel Wasser und Kräutertee, sowie möglichst wenig Zucker ist dagegen ein wahrer Immunbooster. Kinder sollten, auch wenn es schwerfällt, auf gesüßte Fruchtsäfte und Limonaden als Dauergetränk verzichten. Eltern achten am besten schon beim Einkauf auf versteckten Zucker, zum Beispiel in Ketchup, Fertigmüsli oder Konserven. Auch Zucker fördert entzündliche Prozesse im Körper. Beim Hausputz dürfen Familien dafür aufatmen. Wer das Immunsystem seines Kindes unterstützen will, verzichtet lieber auf übertriebene Hygiene. Zu viel chemische Reiniger und Desinfektion schaden ihm nämlich und begünstigen Allergien. Kontakte mit anderen Kindern, im Sand und im Matsch spielen, ohne gleich die Hände zu waschen, stärkt die Abwehrkräfte. Um Stress zu verringern, brauchen Erwachsene neben Sport, Meditation oder Mentaltechniken wie autogenem Training vor allem eins – genügend Schlaf. Nachts arbeitet das Immunsystem vor allem in der Tiefschlafphase besonders aktiv gegen Krankheitserreger.
 

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