Meist entdecken Frauen ihn selbst beim regelmäßigen Abtasten: einen Knoten in der Brust. Der entpuppt sich in den allermeisten Fällen als gutartige Zyste. Doch für rund 75.000 Frauen jährlich in Deutschland lautet die Diagnose nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts: Brustkrebs.18.500 von ihnen sterben pro Jahr daran. Er gehört zu der mit Abstand häufigsten Krebsart bei Frauen ab 30. Die meisten Frauen erkranken im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. In jüngeren Jahren ist Brustkrebs deutlich seltener, nur 1,5 Prozent aller Brustkrebspatientinnen sind jünger als 35.
Um Brustkrebs möglichst früh zu entdecken und die Heilungschancen zu verbessern, wurde vor 20 Jahren bundesweit das Mammographie-Screening eingeführt. Alle zwei Jahre werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren zu dieser freiwilligen Röntgenuntersuchung eingeladen, seit Juli 2024 dürfen auch Frauen von 70 bis 75 teilnehmen. Jüngere Frauen ab 30 können einmal pro Jahr eine Tastuntersuchung der Brust bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt wahrnehmen.
 
GEFAHR VON ÜBERDIAGNOSEN
Den Nutzen des bundesweiten Screening-Programms zeigt eine aktuelle Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz. „Von den Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, die am Screening teilnahmen, starben im Vergleich zu den Nicht-Teilnehmerinnen 20 bis 30 Prozent weniger an Brustkrebs“, erklärt die Gynäkologin Dr. Verena Breitenbach. Doch nur rund die Hälfte aller eingeladenen Frauen nimmt in Deutschland derzeit an dem Screening-Programm teil. Die Gründe: Angst vor dem Befund oder der Strahlenbelastung, aber auch die Sorge vor falsch-positiven Ergebnissen oder Überdiagnosen. Nicht unbegründet, denn die betreffen laut des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) neun bis zwölf von 1.000 untersuchten Frauen, die 20 Jahre am Mammographie-Screening teilnehmen. Als Überdiagnose bezeichnet man Tumoren, die ohne Screening gar nicht entdeckt worden wären, mit Operationen, Bestrahlungen oder Chemotherapie behandelt werden – aber die betroffene Frau niemals beeinträchtigt hätten.
 
KI UNTERSTÜTZT RADIOLOGEN
Um die Früherkennung künftig noch präziser zu machen, gibt es heute Innovationen, wie das Projekt „Discovering Hands“. Dabei werden blinde oder sehbehinderte Frauen zu medizinisch-taktilen Untersucherinnen ausgebildet, die Gewebeveränderungen in der Brust besonders sensibel ertasten können. Sie arbeiten oft mit gynäkologischen Praxen zusammen (Arztsuche unter discovering-hands.de.). Heute schon verbessert Künstliche Intelligenz die Arbeit von Radiologen. In der sogenannten PRAIM-Studie wurden die Daten von über 460.000 Frauen ausgewertet, die bundesweit am Mammographie-Screening teilnahmen. Die Hälfte der Röntgenbilder wurde von KI ausgewertet, die andere Hälfte klassisch nach dem Vier-Augen-Prinzip durch zwei Radiolog:innen. Das Ergebnis: KI verbesserte die Brustkrebsentdeckungsrate signifikant. Mit ihr wurden 6,7 Brustkrebsfälle unter 1.000 Frauen entdeckt, ohne nur 5,7 Fälle. Ganz wichtig: KI soll den Arzt oder die Ärztin nicht ersetzen, sondern die Arbeit ergänzen, die Arbeitslast sowie Wartezeiten für die Patientinnen reduzieren. 
 
GUT ZU WISSEN
Auch Männer können Brustkrebs bekommen, allerdings sehr selten. Nur rund 700 von ihnen trifft die Erkrankung jährlich, häufig erst mit über 70 Jahren.
 
       
 
 
