Schleichende Erkrankung

„Altersdiabetes“ vorbeugen und durch gesunden Lebensstil die Prognose verbessern.
Illustration: Stephanie Hofman
Illustration: Stephanie Hofman
Dr. Ulrike Schupp Redaktion

 

Zu den ersten Anzeichen gehören ständiger Durst, Müdigkeit, Schwindel oder ein geschwächtes Immunsystem, das gefühlt jeden Erkältungsvirus einfach durchwinkt. Symptome, die allesamt natürlich auch ganz andere Ursachen haben können und über die meisten erstmal nicht lange grübeln. Im Anfangsstadium verläuft ein Diabetes Typ 2 beinahe unbemerkt. Das ist gefährlich, weil es die Heilungschancen bei diesem Typ verringert und die Wahrscheinlichkeit für Folgekomplikationen erhöht.

 

Die Diagnose ist dann ein Schock. Hinter dem harmlos klingenden Begriff „Zuckerkrankheit“ verbirgt sich eine schwere Stoffwechsel-Erkrankung. Ein Typ-2-Diabetes ist eine der häufigsten Ursachen für Nierenversagen und Dialysepflicht. Er spielt oft auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle. Aufgrund von Diabetes werden jährlich etwa 40.000 Amputationen notwendig, und er kann zum Erblinden führen. In Deutschland sind insgesamt etwas über sieben Prozent der Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren an einem Diabetes erkrankt. Über 90 Prozent leiden an Typ-2, dem sogenannten „Altersdiabetes“, der aber zunehmend auch jüngere Erwachsene betrifft.

 

Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig. Während der Typ-1-Diabetes mellitus auf einen Mangel an Insulin zurückzuführen ist und meist schon bei Kindern erkannt wird, als unheilbar gilt, stehen die Chancen, einen Typ-2-Diabetes wieder loszuwerden oder zumindest die Prognose zu verbessern, nach neuen Erkenntnissen sogar ziemlich gut. Typ-2-Diabetes entsteht oft erst später im Leben. Die Insulin produzierenden Zellen können die Menge des Hormons nicht mehr herstellen, die der Organismus verlangt, oder aber die Körperzellen reagieren nicht mehr ausreichend auf das angebotene Insulin. Neben genetischen Faktoren spielen bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 vor allem auch Stress, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel eine Rolle.

 

Ein veränderter Lebensstil kann die Entwicklung der Erkrankung günstig beeinflussen, vorausgesetzt sie wird rechtzeitig erkannt. Der britische Diabetesforscher Roy Taylor konnte im Rahmen einer Studie zeigen, dass es gelingt, den Diabetes durch einen hohen Gewichtsverlust zumindest vorübergehend zu stoppen. Davon profitieren allerdings vor allem Personen mit Übergewicht. Eine Studie des Deutschen Diabetes Zentrums DDZ ergab, dass die Muskelarbeit beim Sport und die Wirkung des Hormons Insulin für Menschen mit Diabetes viel stärker miteinander zusammenhängen als bisher vermutet.

 

Menschen mit Typ-2-Diabetes können durch gezielte körperliche Aktivität ihren Blutglukosespiegel senken und dem Fortschreiten der Erkrankung bis zu einem gewissen Grad entgegenwirken. Das Forscherteam des DDZ fand bei der Untersuchung der Muskelzellen einen alternativen Signalweg, mit dem die Glukoseaufnahme im Muskel auch bei Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes aktiviert werden kann. Dieser natürliche „Reserve-Mechanismus“ soll weiter erforscht werden, damit er für die Entwicklung neuartiger Wirkstoffe zur Behandlung von Insulinresistenz und Diabetes genutzt werden kann.

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