Jetzt beginnt für die menschliche Haut die stressigste Zeit. Mitte Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand am Firmament und damit auch ihre stärkste Strahlung. Vor allem die kurzwelligen UV-B-Strahlen sind gefährlich. Sie sind verantwortlich für den Sonnenbrand und einer der Hauptauslöser für Hautkrebs. Die langwelligen UV-A-Strahlen verursachen Bräunung und Hautalterung, weil das langwellige Licht tiefer in die Haut eindringt und die elastischen Fasern dort schädigen kann. Das kurzwellige Licht verbleibt in der Oberhaut, ist aber sehr intensiv. Dort befinden sich die Zellen, die für die Hautkrebs-Umwandlung empfindlich sind.
Dass die Haut bei Sonneneinstrahlung dunkler wird, bewerkstelligen so genannte Melanozyten, die in der Oberhaut stecken. Diese Zellen produzieren das Pigment Melanin, das die Haut bräunt. Damit werden die gefährlichen UV-Strahlen aufgehalten, so dass sie nicht in tiefere Hautschichten vordringen können. Ist die Strahlung der Sonne sehr stark, kann sie die Melanozyten schädigen. Sie können sich in Tumorzellen verwandeln. Hautkrebs droht.
In dieser Zeit ist daher Sonnenschutz in besonderem Maß angeraten. Vor allem Kinder sollten nur geschützt in die Sonne gehen. Axel Hauschild, einer der international führenden Hautkrebs-Experten, empfiehlt als Schutz vor Hautkrebs Kleidung zu tragen, also empfindliche Hautareale abzudecken. Hauschild sieht einen Grund für den Anstieg der Hautkrebsraten in dem veränderten Freizeitverhalten - hin zu mehr Exposition der Haut. „Wir setzen unsere Haut dem Sonnenlicht stärker aus als früher. Und dazu kommt, dass immer mehr junge Leute in Solarien gehen.“
Laut Kieler Institut für Klimatologie werden 80 Prozent der gesamten UV-Strahlung binnen vier Stunden ausgesendet, und zwar zwischen 12 Uhr und 16 Uhr in der Sommerzeit. „Danach und davor ist es auch hell, es kann schön warm sein und optimal für Freizeitaktivitäten. Aber in der Kernzeit, also in der Mittagszeit die Sonne zu meiden, das wäre mein Rat”, so Hauschild. „Oder eine Sonnencreme mit einem adäquat hohen Lichtschutzfaktor auftragen.” Die Produkte seien sehr gut untersucht, und es habe sich durchgängig gezeigt, dass der chemische Lichtschutzfaktor keinerlei negative Auswirkungen hat. Wer partout keine Chemie möchte, kann rein mineralischen Lichtschutz wählen, etwa auf Basis von beispielsweise Titandioxid. „Kleine Kinder haben keinerlei Pigmentschutz. Unter Zweijährige sollten direkter Sonne gar nicht ausgesetzt werden. Sie sollten luftige Kleidung tragen und, ganz wichtig, einen Hut, auch wegen der reflektierenden Strahlung. Bei Sonnencremes sollte es immer der Lichtschutzfaktor 50 sein”, so Hauschild.
Wer sich schon als Kind und Jugendlicher mit Sonnencreme schützt, hat später ein geringeres Risiko, am schwarzen Hautkrebs zu erkranken, wiesen Wissenschaftler in Australien nach. Dazu kommt: Nach einer ersten Hautkrebserkrankung haben die Betroffenen ein erhöhtes Risiko, erneut an dem gleichen Hautkrebstyp zu erkranken, ergab 2018 eine Studie unter mehr als 100.000 Patienten. Doch auch das Risiko für einen andersartigen bösartigen Hauttumor ist erhöht. So hatten Patienten, die zuerst an hellem Hautkrebs erkrankt waren, ein leicht erhöhtes Risiko für ein nachfolgendes Melanom. Umgekehrt war das Risiko für hellen Hautkrebs nach einem Melanom deutlich höher. Bei der Mehrheit der Patienten trat der zweite Hauttumor innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten auf, bei knapp einem Viertel jedoch auch erst nach elf bis 21 Jahren.
Eine frühe Erkennung verbessert die Chancen auf Heilung erhelblich. Die Voraussetzungen dafür sind hierzulande gut. Deutschland war das erste Land, das die flächendeckende Hautkrebsfrüherkennung eingeführt hat. Alle zwei Jahre hat jeder gesetzlich Versicherte Anspruch auf ein Screening der Haut. Inzwischen ist das Teilnahmealter von 35 auf 20 Jahre gesenkt worden, bei manchen Kassen sogar auf das Kindesalter. Um den Tumor zu entdecken, benutzen Hautärzte das Auge und ein Auflichtmikroskop. Ein Problem ist, dass die Auflichtmikroskopie nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Dadurch könnten 30 Prozent der Melanome, die nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen sind, übersehen werden. Viele Hautärzte bieten die Auflichtmikroskopie daher als Zusatzleistung an.