Herr Hofmann, psychische Erkrankungen wie Depression oder Burnout nehmen immer mehr zu. Woran liegt das?
Zum einen an den äußeren Faktoren, die zur gesellschaftlichen Seite des Problems gehören. Bei uns in der Klinik beschäftigen wir uns mit den inneren Faktoren, subjektiv und individuell, etwa mit der Fähigkeit, sich abzugrenzen, um seine Gesundheit wieder zu gewinnen.
Der Druck kommt also nicht nur von außen?
Er kommt von außen und von innen. Oft ist es dieses permanente ‚mach es besser, mach es schneller, mach es richtig’, das die Menschen sich selber ständig vorsagen. Häufig unbewusst, aber dadurch viel wirkungsvoller. Viele Patienten sind dem unbewussten Antreiber in sich selber ausgeliefert, bevor sie in die Klinik kommen.
Und dann hilft nur noch eine Therapie?
Nicht jede. Es gibt aktuell über 20 verschiedene Therapierichtungen. Aus meiner Erfahrung hilft am meisten, die innere Ökologie zu beachten. Die Menschen müssen lernen, ihren ‚Treibstoff’ – den geistigen, körperlichen und emotionalen – wieder im richtigen Verhältnis einzusetzen. Hier setzen wir mit unserem Therapieangebot an. Sie dürfen nicht vergessen: Das private und berufliche Umfeld bleiben vor und nach der Therapie gleich. Patienten lernen also während der Therapie, sich besser gegen die Antreiber zu wehren.
Vermeiden Sie daher bei Ihrem Ansatz bewusst die sogenannte ‚Hospitalisierungsgefahr’?
Ja, unbedingt! Denn ich habe es während meiner Zeit als niedergelassener Therapeut immer wieder erlebt: Direkt nach einer stationären Therapie geht es den Patienten prima, aber schon eine Woche später ist es schlimmer als zuvor. Das liegt meist daran, dass es dort während der Therapie keinen ‚Sparringspartner’ gibt und den Patienten die alltäglichen Lasten weitestgehend abgenommen werden. Wir verzichten daher bewusst auf jegliche ‚Verwöhnaspekte’ und verstehen unser Programm als Training für den Alltag und uns selbst weniger als allwissende Ärzte, sondern eben als Trainer und Motivatoren.
Ungewöhnlich ist auch die kurze Aufenthaltszeit, die Sie anbieten – nur 13 Tage statt der sonst üblichen vier bis zwölf Wochen.
Genau – das ist ganz zentral für uns. Ich kenne sonst keine Klinik, die sich auf so kurze Aufenthaltszeiten spezialisiert hat. Allerdings arbeiten wir auch bewusst mit sehr kleinen und konstanten Gruppen. Bei uns reisen maximal zwölf Patienten an, und zwar gleichzeitig, sodass von Anfang an eine wohltuende Zusammengehörigkeit innerhalb der Gruppentherapie entsteht. Dadurch arbeiten wir konzentriert, intensiv und nachhaltig.
Haben Sie Erfolg mit diesem Konzept?
Ja! Wenn es wirklich um Burnout geht und nicht um andere Diagnosen, haben wir Erfolg. Oder besser gesagt: Die Patien-ten haben Erfolg. Sie spiegeln uns das in vielen Rückmeldungen wider, die auch auf unserer Webseite nachzulesen sind. Der kurze Aufenthalt bei uns passt viel besser in den Alltag und die Patienten bekommen gutes Rüstzeug an die Hand, damit sie vormals stressigen Situation nach unserem Training souverän und gelassen begegnen.