Wenn Menschen heiraten, vielleicht eine Familie gründen, hat das in der Regel zunächst einmal etwas mit Liebe zu tun. Nur reicht die – auch in Kombination mit Luft – bekanntlich nicht zum Leben. Deshalb ist es klug, sich jenseits der Romantik einmal hinzusetzen und durchzurechnen, wie es um die finanzielle Absicherung der eigenen Familie steht, die man da gerade gründet. Denn Familie bedeutet in erster Linie eben auch Verantwortung – und eine zusätzliche finanzielle Belastung. Vor allem Kinder kosten Geld. Die aktuellen Zahlen, die das statistische Bundesamt hierzu vorzuweisen hat, stammen aus 2018 und rechnen vor, dass Eltern im Schnitt knapp 800 Euro im Monat für ein Kind ausgegeben haben. Wer jetzt denkt: Seitdem ist die Inflation doch deutlich gestiegen, der hat natürlich Recht, womit die finanzielle Belastung im Monat real noch einmal höher sein dürfte. Allerdings lagen die Ausgaben für ein Kind 2018 bereits bei einem Fünftel der gesamten Konsumausgaben, was seit 2013 einem Anstieg von 16 Prozent entspricht – und wir reden hier von der materiellen Grundversorgung für ein Kind, also Essen, Kleidung, Wohnen. Demgegenüber stehen das Kindergeld, das seit dem 1. Januar auf 255 Euro pro Monat für jedes Kind erhöht wurde, sowie Kinderfreibeträge, die ebenfalls zum Jahreswechsel um 60 Euro auf 9.600 Euro im Jahr erhöht wurden. Unterm Strich zahlt man jedoch allein für die Grundversorgung immer drauf – das muss einem klar sein.
CARE-ARBEIT WERTSCHÄTZEN
Und in diesen Berechnungen sind Mehrkosten für eine größere Wohnung oder Verdienstausfall während der Kinderbetreuung gar nicht mit eingerechnet. Letzteres ist übrigens das größere Risiko für Frauen, weshalb sie laut Zahlen des statistischen Bundesamtes im Schnitt 40 Prozent weniger Rente bekommen als Männer. Diese als „Gender Pension Gap“ bezeichnete Lücke ist ein wesentlicher Grund dafür, dass knapp 21 Prozent der Frauen ab 65 als armutsgefährdet gelten. Bei den Männern derselben Altersgruppe sind es nur 15,9 Prozent.
Eine faire finanzielle Lösung innerhalb der Familie zu finden, die die Care-Arbeit berücksichtigt, ist also ein wichtiger Aspekt der finanziellen Familienabsicherung. Ein einfacher wie praktikabler Vorschlag hierzu kommt von Finanz-und Lifecoach Henriette Dieckhoff: das Familienkonto. Hier wird das gesamte Einkommen der Familie inklusive des Eltern- und Kindergelds eingezahlt, anschließend alle Ausgaben im Monat davon bezahlt, während der Rest in gleichen Teilen an beide Partner geht. So haben beide einen Betrag zur eigenen Verfügung und können davon beispielsweise privat fürs Alter vorsorgen – ohne den jeweils anderen um etwas bitten oder Rechenschaft ablegen zu müssen.
ABSICHERN UND VORSORGEN
Genauso wichtig ist es jedoch auch, das Einkommen der Hauptverdiener abzusichern. Deshalb empfiehlt es sich für Familien beispielsweise mit einer Risikolebensversicherung vorzusorgen, die das drei- bis fünffache Bruttojahreseinkommen des Hauptverdieners oder der Hauptverdienerin ausgleicht, sollte ihm oder ihr etwas passieren.
Überhaupt sollten Risiken, die die Existenz der Familie bedrohen können, mit entsprechenden Versicherungslösungen abgesichert sein. Die Basis bilden Haftpflicht- und Hausratversicherung. Wer ein Eigenheim besitzt, sollte an einen umfassenden Schutz in der Wohngebäudeversicherung denken, die angesichts der zunehmenden Extremwetterereignisse unbedingt auch Elementarschäden abdecken muss. Und die vielleicht wichtigste Versicherung: die Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn wer die eigene Arbeitskraft verliert – und sei es nur temporär durch eine schwere Erkrankung – verliert die Möglichkeit, den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu verdienen. Wichtig bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine umfassende Beratung, denn wie immer steckt der Teufel im Detail. Habe ich vielleicht eine spezielle Fähigkeit, die ich für meinen Beruf brauche und deren Verlust explizit abgesichert sein sollte? Welche Summe braucht die Familie mindestens im Monat? Und macht eine sogenannte Arbeitsunfähigkeitsklausel Sinn, um kurzfristige Arbeitsausfälle auszugleichen?
FRÜH AN DIE ZUKUNFT DENKEN
Wer es bis hierhin geschafft und derart viele schwierige Fragen beantwortet hat, weiß zumindest schon einmal, dass seine Beziehung auf einem soliden Fundament baut. Zudem ist mit Berufsunfähigkeitsversicherung und Familienkonto auch der Übergang von der reinen Absicherung hin zur finanziellen Vorsorge geschafft – endet da allerdings noch nicht. Denn obwohl laut einer Umfrage des Geldratgebers Finanztip 64 Prozent der Frauen und 48 Prozent der Männer glauben, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein, sorgen nach wie vor zu wenige Menschen privat für das Alter vor. Finanztip hat 900 Musterfälle für Menschen im Alter von 20 bis 55 Jahren simuliert, die zeigen: Die lebenslange Rentenlücke von Durchschnittsverdienenden kann sich bis ins hohe Alter auf rund eine Million Euro summieren und liegt oft bei über 500.000 Euro.
Weil die gesetzliche Rente also offensichtlich nicht reicht, sollte wirklich jeder und jede auch privat fürs Alter vorsorgen und hier gilt: Je früher man anfängt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, die Rentenlücke auch wirklich schließen zu können. Finanztip hat ausgerechnet, dass eine 30-jährige Frau mit einem Nettogehalt von 2.700 Euro im Monat 16 Prozent davon in einen Aktien-ETF investieren müsste, um ihre Rentenlücke zu schließen. Das sind 430 Euro monatlich. Startet sie erst mit 40 Jahren, müsste sie monatlich bereits 25 Prozent oder 690 Euro investieren.
Auch deshalb ist es ratsam, früh mit der Finanzbildung des eigenen Nachwuchses zu beginnen. Und wer mit der Geburt monatlich bereits in einen ETF-Sparplan investiert, sorgt in jedem Fall dafür, dass das eigene Kind finanziell gesehen den bestmöglichen Start ins Leben hat. Und das zeugt doch auch von großer Liebe für die eigene Familie. Übrigens: Hier könnte es laut aktuellem Koalitionsvertrag bald auch Zuschüsse vom Staat geben. Geplant ist eine Frühstart-Rente, die für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr mit privatem Altersvorsorgedepot einen Zuschuss von zehn Euro pro Monat vorsieht.