Herr Dr. Gorella, Pfleiderer ist einer der größten Hersteller von Holzwerkstoffen in Deutschland, u.a. für die Küchen- und Möbelindustrie oder im konstruktiven Holzbau. Sie bezeichnen Ihr Unternehmen gerne als nachhaltigstes der Branche. Warum ist das so?
Wir arbeiten seit mehr als 125 Jahren mit Holz, einem nachwachsenden und äußerst nachhaltigen Rohstoff. Wir setzen stark auf Kreislaufwirtschaft und Recycling. So wird kein Baum direkt für ein Pfleiderer-Produkt gefällt. Wir verwenden nur ca. 15 Prozent Frischholz aus dem Wald, wobei es sich vorwiegend um Restholz, wie z.B. vom Sturm geschädigtes Holz, handelt. Die übrigen 85 Prozent verteilen sich auf Recyclingholz aus zwei Gruppen, zum einen Reststoffe aus Sägewerken, wie z.B. Sägemehl, zum anderen Holz, das vom Endverbraucher zurück in den Kreislauf kommt, zum Beispiel alte Küchenmöbel oder Holzpaletten, die in einem anspruchsvollen Prozess gereinigt und zu Sekundärrohstoffen in höchster Qualität aufbereitet werden.
Das klingt spannend, aber auch aufwendig. Lohnt sich das denn?
Definitiv! Und das in mehrfacher Hinsicht! Zum einen wird uns allen aktuell noch stärker als vorher klar, wie wichtig der schonende Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ist. Dabei übernehmen wir als Traditionsunternehmen aus Überzeugung eine große Verantwortung. Darüber hinaus können wir mit unserer innovativen Technologiekompetenz mittlerweile Produkteigenschaften liefern, die solche des natürlichen Werkstoffs Holz noch weit übertreffen, z.B. im Bereich der Feuerfestigkeit im konstruktiven Holzbau oder durch antibakterielle und antivirale Beschichtungen im Feld von Küchen- oder Schulmöbeln. Das bedeutet einen klaren Mehrwert für unsere Kunden. Als Ergebnis zahlt sich unser Nachhaltigkeitsengagement auch wirtschaftlich aus.
Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf?
Die Energie- und Klimakrisen sind in aller Munde. Entsprechend intensiv widmen wir uns dem Trend zu nachhaltigem Bauen. Etwa 40% des globalen CO2-Ausstoßes werden immer noch durch Bau und Betrieb von Gebäuden verursacht. Wir können uns hier als Gesellschaft weder die Energieintensität noch die Klima- und Umweltschädlichkeit leisten. Unser Angebot deckt entsprechend viele Produkte ab, die für Projekte im Holzrahmenbau benötigt werden – von Einzelelementen für Decken und Dächer, Innen-, Außenwände und Fassaden bis zum mehrgeschossigen Wohnungsbau. Der Trend geht hier Klar zum Bauen mit Holz!
Was wäre mehr durch nachhaltigen Bau im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele möglich?
Eine ganze Menge. Nach einer Studie des Potsdamer Instituts für Klimaforschung könnten bei einem Holzgebäudeanteil von 90% im Jahr 2050 gegenüber einem 90% Beton-Stahl-Szenario rund 110 Gigatonnen CO2 eingespart werden. Das wäre rund ein Viertel des Gesamtverbrauchsvolumens, das der Menschheit zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels noch zur Verfügung steht.
Sie haben jüngst eine neue Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht. Was sind die Schwerpunkte?
Wir gehen hier ganzheitlich vor. Neben dem weiteren Ausbau der Recyclingquote haben wir uns vor allem ehrgeizige Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase gesetzt. Darüber hinaus spielt nachhaltige Unternehmensführung bei uns eine zentrale Rolle. Das betrifft den Umgang mit und die Weiterentwicklung von unseren Mitarbeitenden genauso wie ein werteorientiertes Miteinander entlang der Lieferkette. Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA und entsprechend ein Fundament für Pfleiderer.
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