Gesunde Tiere

Tiergesundheit ist nicht nur die Basis für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, sondern auch für die Abwehr von Krankheiten wichtig.
Illustration: Anna-Maria Heinrich
Illustration: Anna-Maria Heinrich
Robert B. Fishman Redaktion

 

Seit Ende April 2021 gilt in der Europäischen Union (EU) das „Tiergesundheitsgesetz“ (AHL, Animal Health Law). In dieser Verordnung hat die EU zahlreiche Regelungen zur Gesundheit von Tieren zusammengefasst und einige Bestimmungen zur Seuchenabwehr verschärft. Bei den Umwelt- und Naturschutz-Organisationen hält sich die Begeisterung in Grenzen.

 

„Das Animal Health Law (AHL) dient nur dazu, den unsäglichen Handel mit Nutz- und Heimtieren, Reptilien und Wassertieren weiter möglich zu machen“, beklagt zum Beispiel der Agrarwissenschaftler Dr. Edmund Haferbeck. Er leitet bei der Tierrechtsorganisation PETA die Rechts- und Wissenschaftsabteilung. Er hofft auf weitere Einschränkungen des Handels mit lebenden Tieren, insbesondere mit Welpen.

 

Züchter und Händler bieten im Internet Hundewelpen an. Viele dieser Tiere sind krank. „Illegal ins Land gebrachte Hunde aus ,Hundefabriken’, meist in Osteuropa, werden hier an blauäugige Interessenten verkauft“, berichtet der Deutsche Tierschutzbund.

 

Ebenso wie die Tierschutzorganisation 4Pfoten fordert der Tierschutzbund eine EU-weit verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung von Heimtieren in miteinander vernetzten Datenbanken. Bisher gibt es ein solches verpflichtendes elektronisches Haustier-Register nur in Irland.

 

Den Umsatz mit Haustieren beziffert PETA allein in Deutschland auf fünf Milliarden Euro im Jahr. Wo „Tiere gehandelt und schlecht gehalten werden“ sieht PETA-Mitarbeiter Edmund Haferbeck immer die Gefahr, dass sich Menschen mit übertragbaren Krankheiten anstecken. Jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern sei auf den Umgang mit exotischen Tieren zurückzuführen, zitiert PETA eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI). Und: „Bis zu 70 Prozent der empfindlichen Tiere sterben bereits durch Stress, Unterversorgung oder an transportbedingten Verletzungen, bevor sie überhaupt in den Handel kommen.“

 

Tatsächlich übertragen Tiere zahlreiche Infektionskrankheiten auf Menschen. Als Beispiele für diese sogenannten Zoonosen nennt der Tierschutzbund neben Sars-COV2 (Corona), Tollwut, BSE, Borelliose und Toxoplasmose.

 

Schon deshalb legt das AHL den Schwerpunkt auf die Seuchenbekämpfung. In der Landwirtschaft müssen Tierärzte die Höfe öfter und strenger als bisher kontrollieren. Auf der Liste der meldepflichtigen Krankheiten stehen jetzt auch multiresistente Keime, gegen die die meisten Antibiotika nicht mehr wirken.

 

2018 warnte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD vor den Folgen der ungehinderten Verbreitung antibiotikaresistenter Keime: Wenn sie sich wie bisher ausbreiteten, würden sie bis 2050 allein in Europa, Nordamerika und Australien 2,4 Millionen Menschen töten. Wirksame Medikamente gibt es keine. Oft bekommen hier ganze Bestände Antibiotika, wenn nur ein Tier krank geworden ist. Über das Abwasser und das Fleisch gelangen die Medikamente zum Menschen.

 

Im Internet hat der Tierschutzbund eine Liste seiner Forderungen an die neue Bundesregierung veröffentlicht. Dort finden sich neben einer stärkeren Förderung der Tierheime die Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft entsprechend den Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung (auch Borchert-Kommission). Der Transport lebender Tiere in Länder außerhalb der EU soll ebenso verboten werden wie Transporte, die länger als acht Stunden dauern. Auch Pelztierfarmen sollen verboten werden.

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