Motivieren statt maßregeln

Vermeiden, einschränken, sparen – Schluss damit. Das Konzept des „Carbon Handprint“ setzt auf positive Verstärkung beim Klimaschutz. 

Illustration: Laura Neuhäuser
Illustration: Laura Neuhäuser
Julia Thiem Redaktion

Klimawandel ist ein stark negativ besetztes Thema, weil wir ihn mittlerweile fast überall spüren, weil wir zu wenig machen, um ihn aufzuhalten, und das auch noch zu langsam. Anstatt Motivation spürt man da meist eher das Bedürfnis, den Kopf in den Sand zu stecken – vor allem, wenn man sich vorher den eigenen CO₂-Fußabdruck, aka die eigene „Mitschuld“, am Klimawandel ausgerechnet hat. 

Ein Weg raus aus dieser Negativspirale soll der CO₂-Handabdruck sein. Inspiration statt Frustration, Motivation anstatt Lähmung. Denn der Carbon Handprint zeigt auf, worauf wir bereits stolz sein können. Und solche kleinen Erfolge werden auch viel lieber geteilt, so die Theorie. Ergo: Es entsteht eine neue positive Dynamik, die auch andere zum Mitmachen und CO₂-Einsparen anregt. 

Das Schöne am Handprint: Es sind die kleinen Dinge, die zählen. So rechnet das Tübinger ThinkTank klimaAktiv auf seiner Webseite www.climate-handprint.de beispielsweise vor, dass ein 3-Personen-Haushalt mit einem Wechsel auf Ökostrom 1,65 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen kann. Und wenn der CO₂-Fußabdruck heute kleiner ist als früher, dann sei eben genau dieser Unterschied der CO₂-Handabdruck. Wer dann noch seine Nachbarn motiviert, ebenfalls den Stromanbieter zu wechseln, hat seinen eigenen Handabdruck noch einmal vergrößert. So einfach geht das. 

Besonders spannend am Carbon Handprint: Er wurde 2007 vom indischen Centre for Environmental Education, CEE, im Rahmen der vierten internationalen UNESCO-Konferenz zur Umwelterziehung in Ahmedabad entwickelt. Ausgangsbasis war ein Schulprogramm im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh, mit dem gezeigt wurde, dass der CO₂-Fußabdruck der Kinder auf dem Land zwar schon minimal sein mag, ihr positives Handeln jedoch weiter gefördert, unterstützt und weitergegeben werden kann, um andere Gemeinschaften zum Handeln zu inspirieren – lokal und global. Und dieses Konzept ist ganz offensichtlich aufgegangen.  

Die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch hat auf ihrer Website www.handabdruck.eu einen Test für alle Interessierten, die sich Anregungen holen wollen, wie sie ihren CO₂-Handabruck vergrößern können. Sechs Fragen führen direkt zu einem konkreten Vorschlag für eine individuelle Handabdruck-Aktion. Aber auch generelle Ideen zu verschieden Handlungsfeldern kann man auf der Seite finden. 

Ein ganz heißer Tipp, den eigenen Handabdruck zu vergrößern, ist übrigens Geld. Denn ohne Kapital wird der Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu klimafreundlichen Strukturen kaum gelingen. Und da haben auch die vermeintlich kleinen Sparer ein Wörtchen mitzureden. Wer bei der Geldanlage auf nachhaltige Investments setzt oder gezielt Klimaprojekte fördert, leistet einen wichtigen Beitrag den Klimaschutz aktiv voranzutreiben – und das sogar mit Eigennutzen. Denn zahlreiche Studien belegen, dass man mit nachhaltigen Investments in puncto Rendite zumindest nicht schlechter gestellt ist als mit konventionellen Produkten. 

Mehr unter 
www.climate-handprint.de & www.handabdruck.eu

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