Spenden statt verschwenden

Über 600.000 Organisationen in Deutschland buhlen um Ihre Spenden. Die seriösen von den unseriösen Kandidaten zu unterscheiden, erscheint auf den ersten Blick schwierig. Es gibt aber wirkungsvolle Hilfsmittel.

Illustration: Anastasija Kretzschmar
Illustration: Anastasija Kretzschmar
Jörg Klingele Redaktion

Schön, dass Sie so großzügig sind: Im Jahr 2023 hat Ihr Haushalt 310 Euro für gemeinnützige Zwecke gespendet. Zumindest statistisch gesehen, auf der Grundlage von Zahlen des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, laut denen das Spendenvolumen im vergangenen Jahr 12,8 Milliarden Euro betrug. 

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist also durchaus vorhanden. Wer allerdings sein schwer verdientes Geld spenden möchte, der legt auch Wert darauf, dass es bei seriösen Organisationen landet. Wie aber erkennt man vertrauenswürdige Spendenempfänger?

„Seriöse Organisationen berichten offen und hinreichend umfassend über ihre Arbeit, Strukturen und Finanzen“, erläutert Andrea Steinbach von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wer genügend Zeit hat, der kann selbst nachforschen, wie ausführlich die Organisationen über diese Details Rechenschaft geben, wie sachlich ihre Werbung ist, wie hoch ihre Bürokratiekosten sind und ob die Organisationen als gemeinnützig anerkannt wurden. Finden lassen sich derartige Informationen in den Jahresberichten oder an anderen Stellen auf ihren Websites. Einfacher macht man es sich allerdings, wenn man sich an Gütesiegeln orientiert, die diese und weitere Aspekte als Prüfkriterien verwenden.
 

DEUTSCHES ZENTRALINSTITUT FÜR SOZIALE FRAGEN


Zu den bekanntesten derartigen Auszeichnungen gehört das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Diese Stiftung prüft das Vorhandensein interner Kontrollmechanismen, die Aussagekraft der Finanzberichte, die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, die Qualität des Werbe- und Informationsmaterials sowie nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit der Mittelverwendung. Darüber hinaus stellt das Institut eine Datenbank zur Verfügung, in der sich Informationen über mehrere Hundert gemeinnützige Organisationen befinden – einschließlich der Einschätzungen durch das DZI. 
www.dzi.de/spendenberatung
 

DEUTSCHER SPENDENRAT


Der Deutsche Spendenrat ist der Dachverband spendensammelnder gemeinnütziger Organisationen. Er verleiht seinen Mitgliedern ein Spendenzertifikat – vorausgesetzt, diese legen einen von einem Rechnungsprüfer untersuchten Finanzbericht vor, anhand dessen sich eine „zweckgerichtete, wirtschaftliche und sparsame Mittelverwendung der Spenden- und Fördergelder“ nachweisen lässt. 
www.spendenrat.de/spendenzertifikat
 

TÜV THÜRINGEN


Auch der TÜV Thüringen prüft Spendenorganisationen. Sein Siegel „zertifiziertes Fundraising“ bescheinigt, dass die geprüfte Organisation sowohl mit den Spenden als auch mit den Daten der Spender „sorgsam und effizient“ umgeht. Die Zufriedenheit der Spender ist ebenfalls ein Kriterium für das Zertifikat.
https://tuev-thueringen.de/zeichen-zertifikate/pruefzeichen/managements…
 

KEIN GELD, KEIN SIEGEL


Alle diese Prüfsiegel sind jedoch mit Kosten für die geprüften Organisationen verbunden – was für kleinere Organisationen durchaus ein Hindernis darstellen kann. Hinzu kommt, dass nur Organisationen mit Gesamteinnahmen von über 25.000 Euro überhaupt für einen Antrag auf das DZI-Siegel infrage kommen. Ein fehlendes Siegel ist daher laut der Verbraucherzentrale Brandenburg „keinesfalls ein Zeichen für fehlende Seriosität“.

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